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Neuhütten: Schwerspatgrube Neuhütten: Bergamt Nordbayern untersucht Sicherheitslage und Gefahrenquellen

Neuhütten

Schwerspatgrube Neuhütten: Bergamt Nordbayern untersucht Sicherheitslage und Gefahrenquellen

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    Bohrungen am alten Förderschacht der Schwerspatgrube Neuhütten: Das Bergamt Nordbayern prüft mögliche Gefahren.
    Bohrungen am alten Förderschacht der Schwerspatgrube Neuhütten: Das Bergamt Nordbayern prüft mögliche Gefahren. Foto: Jochen Kümmel

    An der nördlichen Grenze der Spessartgemeinde Neuhütten, wo einst Grubenloren über Schienen ratterten und Bergleute Schwerspat aus der Tiefe holten, sind wieder Bohrgeräte im Einsatz. Das Bergamt Nordbayern nimmt derzeit zwei Erkundungsbohrungen am ehemaligen Förderschacht der Schwerspatgrube Neuhütten vor. Zweck der Maßnahme ist die Überprüfung der Sicherheitslage des alten Bergwerks und die Ermittlung potenzieller Gefahrenquellen. 

    Förderschacht im Fokus

    „Straßensanierungsmaßnahmen in Neuhütten machten eine Gefahrenerforschung erforderlich“, erklärt Sabine Kerner, Pressesprecherin der Regierung von Oberfranken. Ausgangspunkt war eine Risikobeurteilung, die ergab, dass der sogenannte Förderschacht aus dem Jahr 1959 einer detaillierten Untersuchung unterzogen werden muss.

    Die Arbeiten laufen seit zwei Wochen und sollen noch in dieser Woche zum Abschluss gebracht werden.  Die Bohrungen dringen bis zu 50 Meter tief in die alte Verfüllsäule vor. Mittels der gewonnenen Bohrkerne soll ermittelt werden, ob von dem Schacht Gefährdungen ausgehen und welche Folgemaßnahmen gegebenenfalls erforderlich sind. Die Untersuchungsergebnisse werden anschließend der Gemeinde Neuhütten übermittelt.

    Freistaat zahlt

    Nach Auskunft der Regierung von Oberfranken bewegen sich die Kosten für diese Maßnahme im unteren sechsstelligen Bereich. Die Finanzierung übernimmt der Freistaat Bayern, vertreten durch das Bergamt Nordbayern. Da in Neuhütten kein Rechtsnachfolger des ehemaligen Bergbauunternehmens existiert, der zur Verantwortung gezogen werden könnte, führt der Staat eine sogenannte „Ersatzvornahme“ durch. Dies unterscheidet sich beispielsweise von der Situation in Rechtenbach, wo für die dortige Schwerspatgrube Christiane noch ein Rechtsnachfolger zur Verfügung steht.

    Ein Rückblick auf die Bergbaugeschichte verdeutlicht die einstige Relevanz der Grube: Bereits zwischen 1830 und 1850 sind erste Schürfarbeiten dokumentiert. Gefördert wurde Schwerspat (chemische Bezeichnung: Baryt), ein Mineral mit vielfältigen Anwendungsgebieten in der Glasindustrie, bei Farben und Lacken, als Strahlenschutzmaterial oder für Tiefbohrungen. Während des Zweiten Weltkriegs und in der Nachkriegszeit stieg die Bedeutung der Förderung erheblich, da Schwerspat auch militärische Verwendung fand.

    „Donne em Bradestee“

    Eine offizielle Bezeichnung wie in Rechtenbach hatte das Neuhüttener Bergwerk nie. In den Archiven ist meist schlicht von der „Schwerspatgrube Neuhütten“ oder „Barytgrube Neuhütten“ die Rede. Im Volksmund war hingegen der Flurname „Donne em Bradestee“ (Drunten am Breitenstein) gebräuchlich, der auf den Standort am nördlichen Ortsrand verweist.

    Das Bergwerk bei Neuhütten bestand aus einem weitverzweigten System von Stollen und Schächten, die bis zu 80 Meter tief reichten. Über Schienenverbindungen gelangte das Rohmaterial zur „Wäsche“, der Aufbereitungsanlage. Für zahlreiche Familien des Ortes stellte der Bergbau über Jahrzehnte hinweg eine wesentliche Lebensgrundlage dar. Erst 1962 kam das endgültige Aus: Die Förderung wurde eingestellt, die Grube stillgelegt.

    Mit seiner bergbaulichen Vergangenheit steht Neuhütten keineswegs allein da: Auch in Rechtenbach, Partenstein und Wiesthal bestimmten Schwerspatgruben das wirtschaftliche Geschehen. Gemeinsam formten sie einen ausgeprägten „Spatgürtel“ im Spessart, dessen Rohstoffe weit über die Regionsgrenzen hinaus Abnehmer fanden.

    Kulturweg erinnert an Bergbau

    Heute hält der Kulturweg „Von Hütte zu Hütte“ die Erinnerung an diese Epoche des Bergbaus wach. Informationstafeln vermitteln Wanderern Wissenswertes über die Glashütten, den Schwerspatabbau und dessen Bedeutung für die Gemeinde. Mit den gegenwärtigen Erkundungsbohrungen rückt das Kapitel Bergbau erneut ins Blickfeld - diesmal jedoch nicht aus wirtschaftlichen Motiven, sondern aus Sicherheitserwägungen. 

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