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Lohr: In Lohr hieß es heuer „die Hesse komme“: Senioren-Gruppen aus Frankfurt bevölkern die Altstadt

Lohr

In Lohr hieß es heuer „die Hesse komme“: Senioren-Gruppen aus Frankfurt bevölkern die Altstadt

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    Startpunkt Schlossplatz: Stadtführer Peter Bechold empfängt eine der Gruppen Frankfurter Senioren. Insgesamt rollen in diesem Jahr über 60 Busse aus der Hessenmetropole nach Lohr.
    Startpunkt Schlossplatz: Stadtführer Peter Bechold empfängt eine der Gruppen Frankfurter Senioren. Insgesamt rollen in diesem Jahr über 60 Busse aus der Hessenmetropole nach Lohr. Foto: Johannes Ungemach

    Erbarme, zu spät, die Hesse komme – mit ihrer gerappten Mundart-Hommage an die Menschen aus dem Land von Äppelwoi und Ahle Worscht stürmte die Band Rodgau Monotones vor vier Jahrzehnten die Charts. Eine Zeile des Liedes wirkt geradezu wie gemünzt auf die heutige Verbindung der Hessen zu Lohr: „Was tobt seit vielen Wochen schon 'ne schaurig schöne Invasion“. Denn in der Tat bevölkern seit Wochen auffällig viele Hessen die Lohrer Altstadt. 

    Sie kommen immer mittwochs, donnerstags und freitags. In Bussen rollen sie gegen 10 Uhr heran, absolvieren dann ein getaktetes Programm in der Stadt und treten um kurz nach 16 Uhr die Heimreise an. Die Zeit dazwischen kann man neudeutsch wohl als „Win-Win-Situation“ bezeichnen. Jedenfalls, so sagen Beteiligte, profitierten Lohr und die Senioren gleichermaßen. 

    Hinter den Busfahrten steht ein Angebot, das die Stadt Frankfurt ihren Bürgern im Alter von 65 Jahren aufwärts macht. Seit vielen Jahren schon organisiert die „Leitstelle Älterwerden“ des Frankfurter Sozialamtes solche Busausflüge. Ziel des Programms sei es, Senioren quer durch die Gesellschaft ein Angebot zum Austausch und zur kulturellen Teilhabe zu machen, so die Stadt auf Anfrage. 

    Passendes Restaurant ist Voraussetzung

    Der Eigenanteil der Senioren ist mit 15 Euro überschaubar. Für Empfänger von Grundsicherung sind die Ausflüge gar kostenlos. Den Großteil der tatsächlich anfallenden Kosten übernimmt die Stadt Frankfurt. Die daraus resultierende Attraktivität des Programmes ist daran zu erkennen, dass die Zahl der Interessenten die der zur Verfügung stehenden Plätze alljährlich übersteigt. Plätze werden verlost. Es gibt Wartelisten.

    Zig Städte in einem Umkreis von maximal eineinhalb Fahrstunden um Frankfurt wurden schon angesteuert, im vergangenen Jahr etwa Miltenberg. Für dieses Jahr fiel die Wahl auf Lohr.

    Woran das lag? Die erste Antwort von Miranda Leontowitsch auf diese Frage könnte überraschen: ein passendes Lokal. Wie die Leiterin der Frankfurter Leitstelle Älterwerden erklärt, ist es eine Herausforderung, eine Gaststätte zu finden, die groß genug für Busgruppen und dennoch nicht unpersönlich ist.

    Rekord bei Stadtführungen

    Auf der Suche nach einer solchen stieß der „Spähtrupp“ der Stadt Frankfurt auf das Keiler-Brauhaus. Gleich zweimal seien Frankfurter Busgruppen im vergangenen Jahr bei ihm zu Gast gewesen, allerdings ohne sich als Vorerkunder zu erkennen zu geben, erzählt Brauhaus-Inhaber Sebastian Merz.

    Erst danach habe ihn der zuständige Mitarbeiter der Stadt Frankfurt angesprochen und die Absicht erklärt, im Jahr 2025 im großen Stil Busfahrten nach Lohr organisieren zu wollen. Bei Jürgen Goldbach, dem Leiter der städtischen Touristinfo, schlug die Anfrage nach Stadtführungen auf. Am 14. Mai rollte der erste Bus aus Frankfurt an. Am 30. August wird der letzte kommen. Bis dahin werden über 60 Busse und zwischen 2500 und 3000 Frankfurter Senioren Lohr besucht haben.

    „Gott sei Dank haben wir genug Stadtführer“, sagt Goldbach über den hessischen Andrang. 124 Stadtführungen werden die rund 20 Stadtführerinnen und Stadtführer allein für die Frankfurter Senioren durchführen, ein neuer Rekord. Nach dem Mittagessen beginnt die „Zeit zur freien Verfügung“. Um 14.30 Uhr besteigen die Hessen dann den Maintalbummler zur fahrplanmäßigen „Großen Rundfahrt“. Danach startet die Heimreise.

    Lob für Rollatorweg

    Touristinfo-Leiter Jürgen Goldbach nennt die Besuche der Frankfurter Busgruppen in Lohr einen „Glücksgriff“ für Lohr. Das beginne bei den Stadtführern, die pro Führung 55 Euro erhielten, bis zu den Geschäften, in denen die Senioren während ihres Bummels einkaufen. Nicht selten kämen Teilnehmer solcher Busfahrten später wieder oder würden Lohr weiterempfehlen.

    Angelika Winkler, Vorsitzende der Lohrer Werbegemeinschaft, bezeichnet die Besuche der Frankfurter Senioren als „Bereicherung“. Sie habe auch schon gehört, dass sich die Besucherinnen und Besucher beeindruckt gezeigt hätten von der Innenstadt mit ihrer Vielzahl an kleinen Geschäften. „Das kennt man in Frankfurt nicht mehr“, so Winkler. Für Kapitän Detlef Faßnacht laufe der Betrieb trotz der zusätzlichen Fahrgäste aber „ganz normal“, ohne Sonderfahrten. 

    Und wie gefällt es den Frankfurter Senioren in Lohr? Melinda Leontowitsch berichtet von „sehr positiven Rückmeldungen“. Nicht zuletzt sei es der „Rollatorweg“ durch die Altstadt, der vielen Senioren mit Einschränkungen in Erinnerung geblieben sei.

    Dass Lohr in einigen Jahren erneut zum Ziel der Tagesfahrten wird, sei durchaus denkbar. „Es war ein sehr schönes Paket dieses Jahr“, sagt Leontowitsch. Im nächsten Jahr jedoch wird eine andere Stadt im Umkreis von rund 100 Kilometern um Frankfurt angesteuert. Welche? Das steht zwar schon fest, ist aber noch geheim. 

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