Die Nachfrage nach dem dreiwöchigen Ferienspaßprogramm des Jugendzentrums (Juze) Lohr ist auch in diesem Jahr sehr hoch, die Warteliste lang. Von den finanziellen und personellen Sorgen des Juze-Trägervereins, der Arbeiterwohlfahrt (AWO) Lohr, bekämen die Kinder nichts mit, die Probleme seien struktureller Natur, hieß es am Donnerstag in einem Pressegespräch vor Ort.
Daran nahmen vonseiten des Jugendzentrums die Pädagoginnen Kerstin Heine und Elena Häfner, der stellvertretende AWO-Ortsvorsitzende Heinz Schwaiger und Mathilde Lembach teil, die Vorsitzende des Fördervereins für das Juze.
Eigentlich war eine Begrenzung der Kinderzahl auf 70 in jeder Woche vorgesehen. Doch diese Zahl war schnell Makulatur. Bei der Online-Vergabe seien die Plätze nach einer halben Stunde weg gewesen, berichtete Heine, „wir haben nicht einmal Werbung gemacht“. Über Nacht habe sich die Warteliste für die erste und zweite Woche mit den Namen von rund 100 Kindern gefüllt. Daraufhin seien die Gruppen vergrößert worden, von 17 bis 20 auf 21 bis 26 Personen.
Noch Platz in dritter Woche
In der ersten Woche beteiligten sich 92 Kinder, in der zweiten Woche sind es 93 (Warteliste: 29). Für die dritte Woche liegen bislang 69 Anmeldungen vor, weitere sind noch möglich. Heine geht davon aus, dass es am Ende rund 80 Kinder werden. Sie ist überzeugt, dass nicht wenige Eltern wegen Aussichtslosigkeit darauf verzichtet haben, sich auf die Warteliste setzen zu lassen.
Aber noch höhere Teilnehmerzahlen seien nicht möglich, erläuterte Häfner. Dann würde beispielsweise der Platz für das Mittagessen fehlen, und bei schlechtem Wetter könnten nicht alle Kinder im Juze untergebracht werden.
Lembach hielt es für sinnvoll, wenn es noch ein anderes, ähnlich attraktives Ferienprogramm in Lohr gäbe, um die Warteliste zu verkleinern. Das Juze würde nach ihren Worten die Konkurrenz vertragen. Die lange Warteliste sei ein „unglaubliches Lob für die pädagogische Arbeit im Juze“.
Pädagogisch müssen wegen der erhöhten Gruppengrößen keine Abstriche gemacht werden. Das Juze wendet das seit Jahren bewährte Modulsystem an. Das Wochenprogramm ist in Module aufgeteilt, die von den vier Gruppen durchlaufen werden. Das erleichtert die Vorbereitung und für jedes Modul können Betreuerinnen und Betreuer eingesetzt werden, die sich gut damit auskennen.
Vorwissen vorhanden
Den ungebrochen starken Zulauf erklärt sich Lembach damit, dass der Juze-Ferienspaß im Grunde eine Art Kinder-Uni ist, „so etwas gibt es sonst nur in Großstädten“. Viele Eltern richteten sich mit der Urlaubsreise nach dem Ferienspaß, weil ihre Kinder darauf beständen, ihn zu besuchen.
Thema ist in diesem Jahr das Weltall (“Ferienspaß goes outer space“). Die Kinder lernen spielerisch etwas über Astronauten, Planeten und ferne Galaxien. Viele Kinder hätten bereits ein großes Vorwissen über das All und die Planeten, erläuterte Heine. Einige hätten Unterlagen und Schaubilder von zu Hause mitgebracht.
In der ersten Woche fiel vom Programm nur eine geplante Wanderung wegen des Wetters ins Wasser. Die Kinder wären mit dem Bus ins ehemalige Lehmabbaugebiet in Wiesenfeld gebracht worden, wo es wie auf dem Mars aussehen soll. Danach wäre es über das Rohrbacher Kirchle zum Grillplatz in Steinfeld gegangen.
Stattdessen gab es eine kleine Wanderung zum Spielplatz in Steinbach, wo die Kinder laut Heine auch viel Spaß hatten. So konnten sich die einzelnen Gruppen „Crewnamen“ ausdenken, die aus den Namen der Planeten des Sonnensystems zusammengesetzt sind, und ein Logo entwerfen.
Kein Verlustgeschäft
Am Programm gibt es im Vergleich zu den Vorjahren keine Abstriche. Die Lohrer AWO habe kein Problem mit Veranstaltungen wie dem Ferienspaß, sondern strukturelle Probleme, betonte Schwaiger. Neben fehlendem Nachwuchs für den überalterten Vorstand fehle vor allem das Geld.
Ziel des Ortsvereins ist es nach Schwaigers Worten, dass die Stadt Lohr die Betriebskosten für das Jugendzentrum übernimmt, also für Wasser, Abwasser, Strom und Heizung. Diese beliefen sich auf rund 15.000 Euro pro Jahr, die der Ortsverein bislang jedes Jahr über Mitgliedsbeiträge, Bücherflohmärkte und andere Veranstaltungen erwirtschaften müsse.
Das sei »unnatürlich«, weil das Juze eine öffentliche Einrichtung sei. Eine gesicherte finanzielle Basis würde nach seiner Überzeugung auch die Suche nach Vorstandsnachwuchs erleichtern.

Der Ferienspaß sei kein Verlustgeschäft, unterstrich Schwaiger. Die Kosten würden zu großen Teilen durch die Teilnehmerbeiträge gedeckt. Die Stadt gebe 6000 bis 7000 Euro hauptsächlich für die Betreuerinnen und Betreuer, deren Kosten so zu 70 Prozent gedeckt werden könnten. Eine kleinere Summe komme vom Kreisjugendring.
Traditionelles Abschlussfest
Keinen Mangel gibt es auch in diesem Jahr an Betreuerinnen und Betreuern. Neben einer Handvoll Betreuern über 18 Jahren hilft laut Häfner eine Clique aus dem Juze, deren Mitglieder 15 Jahre und älter sind. Ab 15 Jahren kann man Betreuer werden. Jede Gruppe hat einen Hauptbetreuer, der von anderen Betreuern unterstützt wird. Daneben gibt es noch jüngere Helfer im Alter von 13 und 14 Jahren, die fast alle ehemalige Ferienspaßkinder sind.
Laut Lembach wäre es gut, wenn sich noch volljährige Betreuer melden würden, die an Pädagogik interessiert sind. Der Ferienspaß werde im Studium und bei der Erzieherausbildung als Praktikum anerkannt. Schwaiger berichtete, viele Ferienspaßbetreuer hätten später ihre berufliche Heimat im sozialen und pädagogischen Bereich gefunden.
Um Betreuer beim Ferienspaß zu sein, müsse man schon „Fan“ sein, räumte Lembach ein. Denn die Bezahlung sei nicht üppig. Zudem werde nur die »Zeit am Kind« bezahlt, aber nicht die Vorbereitungen. „Viele Lohrer Jugendliche opfern hier ihre Freizeit“, so Lembach.
In der zweiten Ferienspaß-Woche sind Bastelarbeiten, eine Stadtrallye und ein Space-Kino im Juze-Altbau vorgesehen. Zudem wird das „Spacelab“ aus der ersten Woche fortgeführt, für das der Bezirksjugendring einige Technik wie eine Virtual-Reality-Brille zur Verfügung gestellt hat. Geplant sind weiterhin eine Kinderdisco in der städtischen Anlage und eine Nachtwanderung.
Kontakt zu Fachleuten
Einer der Höhepunkte der zweiten Woche dürfte ein Online-Treffen mit einem Raumfahrtfachmann sein, dessen Namen die Verantwortlichen noch nicht herausrücken wollten. In der dritten Woche wird ein Mitarbeiter des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt im Juze erwartet.
Beides hat die städtische Jugendpflegerin Lisa Herrmann-Fertig durch ihre Kontakte ermöglicht. Schwaiger sprach etwas ironisch von einem „neuen Kapitel in der Zusammenarbeit mit der Stadt Lohr“. Das traditionelle Abschlussfest ist am 21. August ab 18 Uhr am Juze.
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