Mit dem Eintrag Schneewittchens ins Goldene Buch der Stadt Lohr und der Enthüllung des Trinkbrunnens „Zwergenschänke“ am alten Rathaus haben die Feiern zum 300. Geburtstag des historischen Vorbilds für die Märchenfigur am Donnerstag ihren Höhepunkt erreicht. Bürgermeister Mario Paul meinte, die Geschichte fasziniere seit Jahrhunderten Groß und Klein immer wieder.
Anknüpfungspunkt für die Feiern ist die Geburt von Maria Sophia Margaretha Catharina, Freifräulein von Erthal, am 19. Juni 1725 im Lohrer Schloss. Sie wurde vom Lohrer Fabulologen-Trio Karlheinz Bartels, Werner Loibl und Helmuth Walch als historisches Vorbild für die Märchenfigur Schneewittchen identifiziert.
Dass sie 300 Jahre alt geworden sei, sehe man dem Schneewittchen keine Spur an, scherzte der Lohrer Touristinfoleiter Jürgen Goldbach. Die Märchenfigur sei seit 40 Jahren eng mit Lohr verbunden. Nach Goldbachs Worten ist Schneewittchen eine „Symbolfigur mit überregionaler Strahlkraft und Teil unserer Identität“ geworden.
Türöffner für Tourismus
Deshalb dürfe es sich ins Goldene Buch der Stadt Lohr eintragen, was Personen vorbehalten sei, die sich besonders um die Stadt verdient gemacht hätten. Goldbach bezeichnete Schneewittchen als „Türöffner für den Tourismus und Teil der Geschichte unserer Stadt“.
Deshalb werde auch ein märchenhafter Trinkbrunnen eingeweiht, die erste Lohrer „Zwergenschänke“. Das sei der „richtige Schritt auf dem richtigen Weg“, meinte Goldbach, bevor er den „Apfel, also das Mikrofon“ an Bürgermeister Mario Paul weiterreichte.
Immer wieder etwas Neues
Dieser betonte, „wir feiern heute Schneewittchens Geburtstag als berühmteste Tochter Lohrs“. Was die Gebrüder Grimm aus dem Volksmund übernommen hätten, habe über die Jahrhunderte seine Kraft entfaltet. Die Geschichte entwickle seit Jahrhunderten immer wieder eine Faszination auf Groß und Klein. Im Laufe der Zeit sei immer wieder etwas Neues hinzugefügt worden, so vom Lohrer Fabulologen-Trio die Herkunft aus Lohr. Nach Pauls Worten ist das eine „kräftige Geschichte, die uns bis heute prägt“. Mit viel ehrenamtlichem Engagement seien die Feiern in Szene gesetzt worden.
Die Wirtschaftskraft, die dahinter steckt, ist laut Paul kaum zu beziffern. Deshalb trage sich Schneewittchen zu Recht ins Goldene Buch der Stadt Lohr ein. Das sei „nach 300 Jahren längst überfällig“. Nach der Unterschrift Schneewittchens (dargestellt von Julia LaFerla) drückten die sieben Zwerge ihre Stempel ins Goldene Buch.
In dem Eintrag heißt es, anlässlich des 300. Geburtstags ehre die Stadt Lohr ihre bekanntste Tochter. Erinnert wird an Bartels, Loibl und Walch. Schneewittchen habe den Namen Lohrs weit über die Stadtgrenzen hinaus bekannt gemacht. Nach einem Lied der sieben Zwerge überreichte Sascha Genders, der IHK-Hauptgeschäftsführer, Schneewittchen eine Urkunde für ihre „besonderen Verdienste um die mainfränkische Wirtschaft“.

Katja Bundschuh, Leiterin des Arbeitskreises Schneewittchen und vom Bürgermeister als Motor der Entwicklung gewürdigt, rekapitulierte kurz die Historie. Die Idee für einen Brunnen gebe es schon sehr lang. 2018 sei eine Verwirklichung auf dem Schlossplatz wegen der fehlenden Leitungen gescheitert.
Die Verwirklichung der Idee eines Trinkbrunnens habe dann sieben Jahre gebraucht. Dazwischengekommen seien immer wieder die Bürokratie und die Corona-Pandemie. Viele Unterstützer hätten zum Erfolg beigetragen, wie etwa Hans Dittmeier vom Natursteinunternehmen aus Wernfeld.
Viele Unterstützer
Dieser ist nicht nur der Onkel der Künstlerin Anja Flügel, die den Brunnen entworfen hat. Er ist laut Bundschuh »uns bei der Ausarbeitung sehr entgegengekommen«. Holger Brand habe sehr bei den Gesprächen mit dem Gesundheitsamt geholfen.
Bundschuh, Goldbach und Flügel enthüllten gemeinsam den Brunnen, was die beiden ersten mit „O'zapft is“ kommentierten. Den ersten Schluck bekam Schneewittchen. Bundschuh ließ durchblicken, man könne eventuell mit der Stadt wegen zweier weiterer Leitungen für Limo und Bier reden.
Der Geschichts- und Museumsverein Lohr sponsorte 150 Cupcakes der Kleinen Konditorei für die Kinder. Die Sendelbacher Pfadfinder grillten auf dem Holzkohlegrill Bratwürste. Für den Getränkeausschank sorgte die Markthalle.
Kai Höfling spielt Konzert
Nach der Feier ging das Geschehen nahtlos ins Feierabendkonzert auf dem oberen Marktplatz mit dem Singer und Songwriter Kai Höfling über, der bereits eine halbe Stunde lang vor der Feier Gitarre gespielt und gesungen hatte. Dem Publikum, das sich vor der wieder kräftig scheinenden Sonne in den Schatten zurückgezogen hatte, präsentierte er Coverversionen bekannter Songs und eigene Lieder.
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