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Lohr: Schneewittchen feiert am Donnerstag seinen 300. Geburtstag

Lohr

Schneewittchen feiert am Donnerstag seinen 300. Geburtstag

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    Das Lohrer Schneewittchen überreicht dem ehemaligen Ministerpräsidenten Horst Seehofer zusammen mit dem ehemaligen Landtagsabgeordneten Eberhard Sinner beim Mozartfest einen Lohrer Fabulologenwein.
    Das Lohrer Schneewittchen überreicht dem ehemaligen Ministerpräsidenten Horst Seehofer zusammen mit dem ehemaligen Landtagsabgeordneten Eberhard Sinner beim Mozartfest einen Lohrer Fabulologenwein. Foto: Theresa Müller (Archivfoto)

    „Maria Sophia Margaretha von und zu Erthal, geb. 1725, den 19. Juny“, heißt es in der um 1775 niedergeschriebenen Familienchronik eines nahen Verwandten von Maria Sophia. Am gleichen Tag wurde sie laut Lohrer Kirchenbuch von St. Michael zu Lohr getauft. Ihr leiblicher Vater war der einflussreiche Mainzer Amtmann zu Lohr, Philipp Christoph von und zu Erthal (1719-1745), der im Lohrer Schloss residierte.

    Zwei Brüder Maria Sophias, Franz Ludwig (1730-1795) und Friedrich Carl (1719-1802), hatten damals sogar vier wichtige Bischofsstühle im Rhein-Main-Gebiet inne. Dass wir 2025 Maria Sophias 300. Geburtstag feiern, geht aber nicht auf die historische Bedeutung ihrer beiden Brüder, sondern auf ihren geistigen Vater Karl-Heinz Bartels (1937-2016) zurück, Lohrer Apotheker, Pharmaziehistoriker, Heimatforscher und Märchenliebhaber.

    Wissenschaft erfunden

    Er schuf im Herbst 1985 und damit vor genau 40 Jahren aus der historischen Maria-Sophia das Lohrer Schneewittchen. Dem ging Anfang 1985 ein Geniestreich voraus: die Schaffung einer Fantasiewissenschaft. Er nannte sie erst zögernd, selbst von seinen späteren Mitfabulologen anfangs belächelt, aber eisern daran festhaltend „Fabulologie“.

    Dieses Wort gibt es bis heute in keiner Sprache der Welt, auch nicht in der Märchenforschung. Es war ein Scherzwort und bedeutet nach Bartels „Märchenwissenschaft“. In seinen Beiträgen zur „Fabulologie des Spessarts“ konnte sich Bartels so einen Freiraum schaffen, der es ihm ermöglichte, streng „fabulologisch“ auch Dinge zu beweisen, die in der hehren Welt der Wissenschaft nicht beweisbar waren. So beispielsweise, dass Schneewittchen eine Lohrerin war.

    Bekannte Geschichte

    1986 schrieb er alles nieder, nicht bierernst, sondern oft mit einem Quäntchen Selbstironie gewürzt und natürlich als Beitrag „Zur Fabulologie des Spessarts“. Unterstützt wurde er von seinen Mitfabulologen: Werner Loibl, dem damaligen Leiter des Spessartmuseums (1943-2014), und dem Lohrer Schuhmachermeister Helmut Walch (1931-2013). Die Geschichte ist bekannt.

    Der wichtigste Beleg, der „sprechende Spiegel“ aus der seinerzeit weltweit berühmten Lohrer Spiegelmanufaktur, ist im Spessart-Museum in Lohr zu besichtigen. Schneewittchen ist aber natürlich die Seele des Lohrer Märchens geworden.

    Erstmalige Wiedergabe des entsprechenden Eintrags des Geburtsdatums 19.6.1725 in der um 1775 niedergeschrieben Chronik zur Familie von Erthal.
    Erstmalige Wiedergabe des entsprechenden Eintrags des Geburtsdatums 19.6.1725 in der um 1775 niedergeschrieben Chronik zur Familie von Erthal. Foto: Staatsarchiv Würzburg

    Die Stadt Lohr feiert daher 2025 - „fabulologisch“ gesehen – den runden Geburtstag Maria Sophias bzw. Schneewittchens mit Fug und Recht und natürlich stets mit einem Augenzwinkern. So wird sich Schneewittchen am 3. Juli hochoffiziell ins Goldene Buch der Stadt Lohr eintragen. Auch an die Kinder ist dabei gedacht. Der Lohrer Geschichts- und Museumsverein spendiert eine Cup-Cake-Pyramide, die einer mehrstöckigen Geburtstagstorte nachempfunden ist. Das Rezept für die Original-„Schneewittchen-Torte“ findet sich in den Schneewittchen-Flyern der Stadt, die am 3. Juli ausliegen.

    Fabulologen-Wein für Seehofer

    Als bekannteste Tochter der Stadt hat Schneewittchen auch den früheren Ministerpräsidenten Horst Seehofer schon einmal einen Lohrer Fabulologen-Bocksbeutel überreicht. Ganz zu schweigen von den beiden Tafeln an der viel befahrenen A 3 bei Marktheidenfeld und Weibersbrunn mit dem Hinweis auf die Schneewittchenstadt Lohr. Vieles mehr ließe sich hinzufügen.

    Niemand Geringerer als der langjährige Bürgermeister Marktheidenfelds und promovierte Historiker Leonhard Scherg sagte dem Autor letztes Jahr einmal: „Herr Vorwerk, wir Marktheidenfelder beneiden sie um ihr Lohrer Schneewittchen.“ Er sei noch immer sprachlos darüber, wie eine fabulologischen Grundstimmung eine neue Wirklichkeit schaffen konnte.

    Eine mögliche Erklärung für den Erfolg ist sicher, dass Schneewittchen bei den Besuchern Lohrs an die schönsten Erinnerungen rührt, die allen gemein sind: an die der Kindheit und an ihre Märchengestalten. Happy Birthday!

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