Feuer, Unfall, Personenrettung, technische Hilfe, schnelle Türöffnung - 274 solcher und anderer Einsätze haben die Lohrer Feuerwehren 2024 gefahren. Die Zahl lag deutlich unter der des Vorjahres. Speziell zu einer Immobilie mussten die Einsatzkräfte jedoch recht oft anrücken - fast ausnahmslos wegen eines Fehlalarms.
Wenn Sebastian Mademann, der federführende Kommandant aller Lohrer Feuerwehren, einmal im Jahr Bericht im Stadtrat gibt, so ist das stets ein beeindruckender Leistungsnachweis. So absolvierten die insgesamt knapp 300 ehrenamtlich Aktiven auch 2024 mit knapp 3500 Einsatzstunden ein beachtliches Pensum - die Stunden für Übungen und Fortbildungen noch gar nicht mitgezählt.
Für die mit 155 Einsätzen am häufigsten alarmierte Hauptwache wies Mademanns Statistik 125 Stunden aus, die jede Einsatzkraft 2024 rein rechnerisch erbrachte. War 2023 für die Lohrer Wehren aufgrund einer weit größeren Zahl an Einsätzen noch ein Jahr „am Limit“, sprach Mademann nun über das Jahr 2024 von einer Gelegenheit zum zeitweisen Durchschnaufen.

An den großen Herausforderungen, denen die Lohrer Feuerwehr gegenübersteht, hat sich allerdings nichts geändert. Allen voran ist da das stetige Mühen um Einsatzkräfte. Wie Mademann schilderte, hat die Feuerwehr in den vergangenen Jahren durch eine Werbekampagne alle angesprochen, die im Stadtgebiet für den Dienst in der Wehr in Betracht kommen. „Das Potenzial ist absolut ausgeschöpft. Wer jetzt nicht dabei ist, der will nicht zur Feuerwehr“, so der Kommandant.
Hoffen auf Ersatzdienstpflicht
Das Problem: Man brauche jedes Jahr acht neue Aktive, um Abgänge zu kompensieren. „Ich weiß nicht, wo die herkommen sollen“, gestand Mademann. Hoffnungen setzt er in die im Zuge der Wehrpflicht-Debatte geführte Diskussion um die Einführung eines verpflichtenden Ersatzdienstes. „Ich hoffe, dass das kommt“, sagte der Kommandant. Aus früheren Jahren wisse man, dass von denjenigen, die ihren Ersatzdienst bei der Feuerwehr ableisten, dauerhaft welche dort hängenbleiben. Man müsse sie nur „von der Schönheit dieses Hobbys überzeugen“, so der Kommandant.
Dass der Dienst in der Feuerwehr auch Frustpotenzial in sich birgt, zeigte sich bei einem anderen Thema: Insgesamt elfmal musste die Wehr im vergangenen Jahr zur als Flüchtlingsquartier dienenden ehemaligen Jugendherberge ausrücken. In zehn Fällen handelte es sich um einen Fehlalarm, den die Brandmeldeanlage in der Küche ausgelöst hatte.
Häufung von Fehlalarmen
Mademann machte deutlich, dass die sich im neuen Jahr fortsetzenden häufigen Fehlalarme auf die Einsatzbereitschaft der Aktiven durchschlagen. Das könne man an den Ausrückzeiten der Fahrzeuge bei einer entsprechenden Einsatzmeldung erkennen.
„Das kann so nicht bleiben“, forderte Brigitte Riedmann (Freie Wähler) Abhilfe. Ob man den Bewohnern der Unterkunft nicht beibringen könne, wie man rauchfrei koche. Bürgermeister Mario Paul sprach von einem „problematischen Thema“, insbesondere dann, wenn sich durch die häufigen Fehlalarme und die sinkende Einsatzbereitschaft der Feuerwehrler Auswirkungen für den Fall ergäben, „wenn dort wirklich mal was ist“.

Alexander Grieb, der im Rathaus für die Feuerwehren zuständige Mitarbeiter, verwies darauf, dass man den Bewohnern der Unterkunft das Kochen nicht verbieten könne. Immerhin könne die Stadt alle Einsätze mit dem Eigentümer der Immobilie abrechnen. Das ist die Lohrer Baugenossenschaft, die das Gebäude an die Regierung von Unterfranken vermietet hat.
In wenigen Wochen nun, so erklärte Mademann, soll es einen neuerlichen Termin der Instanzen geben, um nach einer Lösung zu suchen. Clemens Kracht (Grüne), selbst ehemaliger Lohrer Feuerwehrkommandant, verwies darauf, dass man die Schuld für die Misere nicht nur bei den Bewohnern suchen dürfe. Die Brandmeldeanlage in der ehemaligen Jugendherberge sei für den Betrieb einer professionellen Küche ausgelegt gewesen und „nicht für eine solche Nutzung geeignet“. Er sehe die Baugenossenschaft als Eigentümerin des Gebäudes in der Pflicht, die Brandmeldeanlage umzugestalten, dass das Problem weitgehend verschwindet, sagte Kracht.
Keine größeren Probleme haben die Lohrer Feuerwehren nach Aussage ihres Kommandanten Mademann beim Einhalten der vorgeschriebenen Hilfsfristen. Die Vorgabe ist, dass das erste Einsatzfahrzeug 8:30 Minuten nach der Alarmierung ausrückt, das zweite nach 13:30 Minuten. Mademann sprach von 52 relevanten Einsatzfahrten, also solche mit Blaulicht und Martinshorn. In 42 Fällen habe man die Fristen eingehalten. Größere Überschreitungen gab es nur bei ganz wenigen Einsätzen, stets an Wochenenden oder in der Nacht. Zu diesen Zeiten dauere es länger, bis die Helfer zu Wache eilen, erklärte Mademann.
Mehr Hauptamtliche möglich?
Verkürzen ließen sich die Ausrückezeiten laut Mademann mit mehr hauptamtlichen Kräften in der Wache. Finanzieren könne man diese eventuell durch den Ausbau von Dienstleistungen, die die Lohrer Wehr für andere erbringe. Als Beispiele nannt Mademann Leiter- und turnusmäßig vorgeschriebene Fahrzeugprüfungen. Dazu mache man sich Gedanken.
Gedanken macht sich der Kommandant auch über den Fuhrpark der Lohrer Wehren. Grundsätzlich sei man auch hier gut aufgestellt, so Mademann. Angesichts etlicher Verzögerungen sprach er jedoch auch von einem „Investitionsstau“, bei dem man aufpassen müsse, dass er nicht noch länger werde. Manche Fahrzeuge seien 30 Jahre alt, bei manchen drohe wegen fehlender Ersatzteilmöglichkeiten bei Defekten die Außerdienststellung.
Wie lange hält die Hauptwache?
Wie lange es noch mit der in Teilen maroden Lohrer Hauptwache weitergeht, ist offen. Hierzu sagte Mademann, dass man mit dem Standort grundsätzlich zufrieden sei. Durch die aktuelle Betonsanierung gewinne man wohl zehn bis 15 Jahre Zeit. All das sei aber nur ein Erhalten, kein Entwickeln der Wache. Da die Planung eines eventuellen Neubaus zeitaufwendig sei, werde sich der Stadtrat auch hierzu früher oder später Gedanken machen müssen.
Bürgermeister Mario Paul bezeichnete die Lohrer Feuerwehren abschließend als starke Truppe und dankte allen Aktiven für deren „herausragenden Einsatz“.
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