Eine Erfolgsgeschichte sieht anders aus: Auch nach dem Übergang in den offenen Verkauf werden die Bauplätze im Sendelbacher Neubaugebiet „Erweiterung Romberg - Südlich der Steinfelder Straße“ der Stadt nicht gerade aus den Händen gerissen. Die amtierende 3. Bürgermeisterin Ruth Steger nannte den Verkauf auf Nachfrage unseres Medienhauses „schleppend“.
Für das Baugebiet am Romberg hat die Stadt einiges investiert, nicht nur Geld, sondern auch ihr Renommee. Der „Eidechsenkorridor“ durch den Wald zum Naturschutzgebiet Romberg, durch den die geschützten Reptilien abwandern sollten, sorgte in den Nachbargemeinden monatelang für Spott und Häme. Das Verfahren bis zum Satzungsbeschluss für das Baugebiet dauerte fast 20 Jahre.
In diesem Zeitraum änderten sich die Rahmenbedingungen. Zu Beginn suchten viele Menschen im Lohrer Talkessel mit seinen begrenzten Ressourcen an Bauland händeringend nach Bauplätzen. Zahlreiche Interessensbekundungen ließen ein gutes Geschäft erwarten. Die Stadt trieb ihre Einlagefläche im Baugebiet nach oben.
Baukonjunktur abgestürzt
2023 war das Baugebiet fertig. Doch inzwischen hatten explodierende Baupreise, immer mehr bürokratische Auflagen unter anderem im Umweltbereich und steigende Zinsen die Baukonjunktur abstürzen lassen. Zudem hatten die hohen Umweltanforderungen und die nötigen Ausgleichsmaßnahmen die Baulandpreise nach oben getrieben.
250 bis 300 Euro pro Quadratmeter sind ein Spitzenpreis in Kreis. Dazu kamen hausgemachte Hürden. Es gab einen Kriterienkatalog für die Bewerber, um eine Rangliste für die Vergabe zu erstellen. Berücksichtigt werden sollten unter anderem Kinderzahl, Familienstand, ehrenamtliches Engagement, der Ort des Arbeitsplatzes und der Grad von Behinderungen.
Bei einer ersten Vergaberunde 2022 gingen nur sieben der 24 städtischen Bauplätze weg. Bei einer zweiten Vergaberunde 2023 konnte kein einziger der verbliebenen 17 städtischen Bauplätze verkauft werden. Stadtverwaltung und Stadtrat zogen die Notbremse.
Wer zuerst kommt, mahlt zuerst
Der Kriterienkatalog wurde weitgehend abgeschafft, die Bauplätze gingen in den freien Verkauf nach dem „Windhund-Prinzip“: Wer zuerst kommt und eine Finanzierung nachweist (400.000 Euro für einen Doppelhaus-Bauplatz, 600.000 Euro für einen Einfamilienhaus-Bauplatz), bekommt den Zuschlag.
Zudem wurden für die 13 Doppelhaus-Bauplätze im städtischen Besitz auch Bauträger zugelassen. Das war zunächst ausgeschlossen worden, weil man für das Baugebiet eigentlich vor allem junge Familien berücksichtigen wollte. Für alle Bauplätze blieb der Grundsatz bestehen, dass spätestens drei Jahre nach dem Kauf mit dem Hausbau begonnen und das Gebäude nach fünf Jahren bezogen sein muss.
Bauplätze ab 88.000 Euro
Die Doppelhaus-Bauplätze sind zwischen 330 und 421 Quadratmeter groß, die für Einfamilienhäuser zwischen 455 und 559 Quadratmetern. Je nach Lage und Größe gibt es bei den Preisen Unterschiede. Der günstigste Doppelhaus-Bauplatz war beim Start der neuen Vergaberunde für knapp 88.000 Euro zu haben, der teuerste für ein Einfamilienhaus kostete 168.000 Euro.
Bewerbungen für Bauplätze mussten erneut über das Internetportal www.baupilot.com abgegeben werden. Laut Portal sind aktuell sechs der verbliebenen 17 städtischen Bauplätze in der dritten Vergaberunde, die Ende Januar startete, verkauft worden. Elf stehen noch zum Verkauf, alle für Doppelhäuser. Von den verkauften Bauplätzen waren vier für Einfamilienhäuser.
3. Bürgermeisterin Ruth Steger bezeichnete den Verkauf als schleppend, es seien aber „einige Bauplätze verkauft worden“. Mancher Interessent habe wegen der Finanzierung und des Baugebots wieder zurückgezogen. Konkrete Zahlen nannte Steger keine.
Verantwortlich machte sie die allgemeine wirtschaftliche Lage: „Wer traut sich heute noch, ein Grundstück zu bebauen?“ Vor zwei oder drei Jahrzehnten hätte die Stadt keine Probleme gehabt, die Bauplätze loszuwerden.
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