Zum zweiten Mal in zwei Jahren wechseln das frühere Parkhotel Leiß in Lohr und die Franziskushöhe ihren Namen. Seit dem 1. April firmieren beide unter „Roomington“. Die Schilder der bisherigen Betreiberin Achat-Gruppe sind bereits abmontiert. Eigentümer bleibt Ido Michel - der Pächter ist neu.
Der Maintaler Unternehmer Michel teilt auf Anfrage der Redaktion mit, dass die Entscheidung im Interesse beider Seiten getroffen worden sei. Es habe sich gezeigt, dass die ländliche Lage Lohr nicht zum Schwerpunkt der Achat-Gruppe passe. Die Betreiberfirma mit Sitz in Mannheim sei eher auf Großstädte ausgerichtet. In Großstadt-Hotels gebe es meist kein Restaurant, teils auch kein Frühstück.
Neuer Pächter aus München
Vom Pächterwechsel verspricht sich Michel mehr Präsenz vor Ort und einen positiven Effekt für das Restaurant auf der Franziskushöhe. Der neue Pächter aus München sei Küchenchef in renommierten Restaurants der Landeshauptstadt gewesen. Es komme ihm auf Menschen an, die das Geschäft mit Motivation und Seele betreiben, sagt Michel.
Das Personal sei übernommen worden, teilt der Unternehmer weiter mit. Michel hatte die Franziskushöhe 2020 und das Hotel neben der Stadthalle, das damals noch Parkhotel hieß, 2021 gekauft. Seither gehören sie der MH Global GmbH mit Sitz in Maintal, deren Geschäftsführer Michel ist. Zum 1. März 2023 verpachtete er die beiden Hotels an die Achat-Gruppe.

Michel hatte damals gegenüber unserer Redaktion gesagt, dass ihm die Entscheidung nicht leicht gefallen sei, die Betriebsführung abzugeben. Er habe mit seiner Hotelkette versucht, besser und besser zu werden, jedoch festgestellt, dass er mit seinen damals 15 Hotels nicht groß genug sei, um eine eigene Verwaltung zu unterhalten. Zum damaligen Zeitpunkt nannte der Maintaler Hotelier 50 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter am Standort Lohr.
Mittlerweile sind es noch 25, wie Michael Bungardt auf Anfrage Auskunft gibt. Er ist nach eigenen Angaben beim neuen Pächter zuständig fürs operative Geschäft. Beide Häuser zusammen bieten ihm zufolge 255 Betten.
Roomingtons ist kein Unternehmen, sondern die Marke, erläutert Bungardt. Dahinter steht Cavit Muchtar, informieren Michel und Bungardt. Laut der Suchmaschine für Unternehmensdaten North Data ist Muchtar Geschäftsführer einiger Firmen, die mit Hotellerie zu tun haben.
Neue Marke
Auf diese Betriebe verteilten sich auch die Hotels, die nun unter der Marke Roomingtons laufen. Zu den Firmen gehören unter anderem Best Travel Hotel Operation and Consulting GmbH, München, und Carpe Diem Stay Hospitality Betriebs GmbH, St. Ingbert. All diese Firmen sollen unter einer Muchtar-Hotels-Holding mit Sitz in München zusammengefasst werden, erläutert Bungardt weiter.
Aktuell tragen nach seiner Auskunft derzeit fünf Hotels den Markennamen Roomingtons: zwei in Waldkirchen, eines in Landshut und eben die beiden Lohrer Häuser. Eine Internetrecherche zeigt, dass es sich bei den drei anderen Beherbergungsbetrieben ebenfalls um ehemalige Achat-Hotels im Besitz von Ido Michel handelt.
Wurde Roomingtons entwickelt, um bisherige Achat-Hotels zu übernehmen? „Nein", sagt Bunghardt. Das sei eher Zufall. Den Markennamen Roomingtons habe er, Bungardt, 2019 geschaffen. Er sei auf der Suche nach einem Begriff gewesen, der das Kerngeschäft - Zimmer - zum Ausdruck bringt und international verständlich sei. Daher "room" und daraus wurde Roomingtons. Damals sei er mit zwei Betrieben gestartet. Wegen der Corona-Pandemie seien diese Geschäfte rückabgewickelt worden. Aus den fünf geplanten Neubauten sei aus demselben Grund nichts geworden. Bungardt seinerseits ist Geschäftsführer der Bungardt Hospitality GmbH mit Sitz in Mötzingen in Baden-Württemberg. Unternehmenszweck laut North Data: Betrieb von Hotels und Gaststätten aller Art.
Insolvenzverfahren läuft noch
Wie Michel mitteilt, gehe er davon aus, dass weitere Hotels in seinem Besitz künftig unter Roomingtons laufen werden. Derzeit gehörten ihm 16 Hotels. Er habe vor, weitere zu kaufen. Rund 50 Prozent der Häuser blieben voraussichtlich in Pachtverhältnissen mit der Achat-Gruppe, die andere Hälfte bekäme andere Pächter und Namen, darunter eben auch Cavit Muchtar unter dem Namen Roomingtons.
Auf eine Nachfrage bei der Unternehmenskommunikation der Achat-Gruppe, bekamen wir die Antwort, dass sich Achat nicht zu dem Pächterwechsel äußern dürfe. Das Unternehmen Achat Hotels samt Tochterunternehmen Loginn Hotels hatte im November 2024 beim Amtsgericht Mannheim einen Antrag auf Insolvenz in Eigenverwaltung gestellt. Dem hatte das Amtsgericht stattgegeben. Zum Sachverwalter war Thomas Rittmeister von der Kanzlei Reimer bestellt worden. Zum Stand des Insolvenzverfahrens will sich die Achat-Gruppe nicht äußern. Das Verfahren laufe weiterhin, teilt ein Pressesprecher des Amtsgerichts Mannheim mit.
Zur Geschichte der Hotels
Die Franziskushöhe wurde 1901 als Lungensanatorium eröffnet und erhielt den Namen Luitpoldheim nach Prinzregent Luitpold von Bayern. Erbauer war der Verein zur Errichtung eines Sanatoriums für unbemittelte Lungenkranke. 1911 kaufte die Landesversicherungsanstalt Unterfranken die Lungenheilstätte. 1969 läuteten die Dillinger Franziskanerinnen als neue Besitzerinnen eine neue Ära ein. Aus dem Gebäudekomplex wurde eine Familienerholungsstätte mit dem Namen Franziskushöhe. Wegen des veränderten Freizeitverhaltens stellten die Franziskanerinnen 1996 den Betrieb ein. 2001 kaufte der Hermann Joha Gebäude und Gelände. Der Filmproduzent kannte die Anlage: Er war ganz in der Nähe aufgewachsen. Er machte daraus ein Hotel mit Restaurant. 2020 verkaufte er zunächst das Hotel und später auch das Gelände an Ido Michel. Nach Überlegungen der Stadt, selbst ein Hotel in der Nachbarschaft der damals noch alten Stadthalle und Rexroth zu bauen, entstand Ende der 1980er Jahre ein privates Projekt an dieser Stelle: Hans und Hildegard Leiß begannen im Sommer 1989 mit dem Bau eines Hotels auf dem Gelände der ehemaligen Textilfabrik Knecht. 1990 zogen in das Parkhotel Leiß die ersten Gäste ein. Offiziell eingeweiht wurde es 1991. Sohn Michael verkaufte es - nach der Klärung erbbaurechtlicher Fragen mit der Stadt Lohr - 2021 ebenfalls an Ido Michel.