Auf ein erfolgreiches Geschäftsjahr 2024 konnte die Raiffeisenbank Main-Spessart in ihrer Vertreterversammlung am Dienstag in der Lohrer Stadthalle zurückblicken. Die Bilanzsumme stieg um knapp sechs Prozent auf über 2,1 Milliarden Euro. Der Jahresüberschuss blieb mit 7,9 Millionen Euro nahezu gleichauf mit dem Vorjahr.
Über die Ergebnisse der nichtöffentlichen Versammlung berichteten am Mittwoch in einem Pressegespräch Aufsichtsratsvorsitzender Moritz Menzel, die Vorstände Andreas Fella und Manfred Heuer, Generalbevollmächtigter Thomas Rauch und Marketingchef Hilmar Ullrich. Laut Menzel waren von 366 stimmberechtigten Vertreterinnen und Vertretern 189 anwesend.
Turnusgemäß seien die Aufsichtsräte Maria Martin (Marktheidenfeld), Marcus Staub (Partenstein) und Johann Trenkwalder (Karlstadt) ausgeschieden. Alle drei hätten für eine Wiederwahl zur Verfügung gestanden und seien einstimmig wieder in das Gremium berufen worden. Ebenso einstimmig seien mehrere Satzungsänderungen beschlossen worden.
Standorte bleiben erhalten
An der strategischen Ausrichtung der Genossenschaftsbank gebe es keine Änderungen, betonte Vorstandsvorsitzender Fella. Die derzeit 38 Standorte im Kreis blieben erhalten, auch wenn einzelne Standorte „immer wieder einmal an die technischen Möglichkeiten angepasst werden“.
Das sei außergewöhnlich, denn damit leiste sich die Raiba Main-Spessart fast drei Mal so viele Standorte wie der Durchschnitt der bayerischen Genossenschaftsbanken. Dieser liege bei 6,5 Standorten pro einer Milliarde Euro Bilanzsumme. Die Standortdichte sei „einer der Schlüssel zu unserem Erfolg“, so Fella.
Der Mitgliederstand habe im vorigen Jahr über 48.000 Personen betragen, 80 Prozent der Kunden seien auch Mitglieder. Nach Fellas Worten liegt das nächste Ziel bei 50.000 Mitgliedern. 2024 seien 1352 Menschen neue Mitglieder geworden, 1125 Abgänge seien verzeichnet worden.
Die Bilanzsumme 2024 bezifferte der Direktor auf gut 2,1 Milliarden Euro, 5,9 Prozent mehr als 2023 (Durchschnitt Bayern: 3,4 Prozent). Damit sei die Raiba Main-Spessart die drittgrößte Genossenschaftsbank in Unterfranken. Das betreute Kundenvolumen sei um 286 Millionen Euro auf 4,64 Milliarden Euro gestiegen. Auch damit liege man über dem bayerischen Durchschnitt.
Im Kreditgeschäft habe die Bank 237 Millionen Euro neu ausgegeben. Das gesamte bilanzielle Kreditgeschäft sei um 3,4 Prozent auf 1,23 Milliarden Euro gestiegen. Als Finanzpartner für erneuerbare Energien, wo es ein Wachstum um 25 Millionen Euro gegeben habe, „konnten wir die fehlende Nachfrage beim Wohnungsbau teilweise kompensieren“.
Sinkende Zinsen
Die bilanziellen Kundeneinlagen stiegen nach Fellas Angaben im vorigen Jahr um 6,9 Prozent auf 1,723 Milliarden Euro. Der Zinsüberschuss ging um 5,7 Prozent auf 32,33 Millionen Euro zurück, was nach Angaben des Direktors am sinkenden Zinsniveau lag. Das sei eine „ganz unspektakuläre Entwicklung“.
Das Ergebnis der normalen Geschäftstätigkeit betrug laut Fella knapp 18 Millionen Euro. Nach Steuern (fast 5,1 Millionen Euro) bleibe ein Jahresüberschuss von knapp 7,9 Millionen Euro. Die Raiffeisenbank habe voriges Jahr circa 2,5 Millionen Euro Gewerbesteuer an die Kommunen im Geschäftsgebiet überwiesen.
Vom Jahresüberschuss wandern nach Angaben von Vorstand Manfred Heuer 6,9 Millionen Euro in die Ergebnisrücklage, so dass ein Bilanzgewinn von 1,04 Millionen Euro verbleibe. Davon würden 841.000 Euro als Dividende von zwei Prozent auf den Geschäftsanteil von 150 Euro an die Mitglieder ausgeschüttet. Dazu kämen 1,15 Millionen Euro, die als Bonus an die Mitglieder gingen. Die knapp zwei Millionen Euro seien die größte Ausschüttung der letzten fünf Jahre.
Laut Direktor Heuer beschäftigt die Bank inklusive Tochterunternehmen 148 Vollzeit- und 157 Teilzeitkräfte sowie 29 Auszubildende, insgesamt also 334 Personen. Man sei „nach wie vor in der Lage, offene Stellen qualifiziert zu besetzen“. Das liege daran, dass die Bank selbst ausbilde, und an ihrer „Wahrnehmung als attraktiver Arbeitgeber“.
Fusion vor 15 Jahren
Vor 15 Jahren fusionierten die Raiffeisenbanken Karlstadt-Gemünden, Lohr und Marktheidenfeld zur Raiba Main-Spessart. Deswegen bekomme jedes Mitglied mit der Bonus- und Dividendenbenachrichtigung einen Gutschein für eine Maß Bier oder ein alkoholfreies Getränk zum Preis von 2010 in Höhe von 5,90 Euro, einzulösen am 28. Juli bei der Lohrer Spessartfestwoche oder am 11. August bei der Laurenzi-Messe in Marktheidenfeld. Der Bierpreis bei beiden Volksfesten beträgt in diesem Jahr 10,80 Euro.
In den 15 Jahren habe sich die Bilanzsumme von 1,13 Milliarden Euro auf 2,12 Milliarden Euro fast verdoppelt, erläuterte Heuer. Die Zahl der Mitglieder sei von gut 32.000 auf über 48.000 gestiegen. Das Eigenkapital sei von 67,2 Millionen Euro auf 207,5 Millionen Euro angewachsen, „ein Riesenschritt nach vorne“, denn das Eigenkapital sei für eine Bank existenziell, um handlungsfähig zu bleiben.
Über weitere Aktivitäten der Bank informierte Generalbevollmächtigter Rauch. Das Gewerbe im Kreis suche händeringend nach Fachkräften. Gut laufe die Plattform „wild.job MSP“ im Internet, um Jobinteressierte und Auszubildende und die passenden Arbeitgeber zusammenzubringen. Etwa 50 Unternehmen aus der Region böten dabei Jobs an.
Ein wichtiges Thema für die Genossenschaftsbank sei die Nachhaltigkeit des eigenen Unternehmens und der unterstützten Firmen: „Wir denken in Generationen und nicht in Quartalen.“ Im eigenen Bereich würden seit Juni 2024 Beschäftigte mit zusätzlichen Urlaubstagen belohnt, die mit dem Rad zur Arbeit kämen. Seither seien circa 15.000 Kilometer mit dem Rad zurückgelegt und 53 zusätzliche Urlaubstage erradelt worden.
Unterstützung für Grundschulen
Speziell in den Bereichen Wohnungsbau, Gewerbe und Landwirtschaft sehe sich die Bank als „regionalen Treiber und Unterstützer bei Investitionen in erneuerbare Energien“, so Rauch. Das finanzierte Investitionsvolumen in erneuerbare Energien liege bei rund 100 Millionen Euro. Mit der vor wenigen Jahren gegründeten Raiffeisenstiftung für den Kreis unterstütze man etwa die Naturschutzbildung an den Grundschulen.
Bauprojekte der Raiffeisenbank
Die Bauprojekte der Raiba Main-Spessart kommen nach Angaben des Vorstandsvorsitzenden Andreas Fella gut voran. Beim Wohnbauprojekt „Alte Gärtnerei“ in Lohr sei beim ersten Wohnblock bereits das zweite Stockwerk fertig. Für das Objekt gebe es einen „hohen Abverkaufsstand“. Etwa 60 Prozent der Käufer seien Eigennutzer, 40 Prozent Investoren.
Laut Generalbevollmächtigtem Thomas Rauch ist das Eigennutzerklientel gemischt: Junge Leute suchten eine Wohnung, Pärchen zögen zusammen, Ältere wollten ihre Wohnung verkleinern. Für das Wohnbauprojekt in der Ortsmitte von Steinfeld ist laut Fella die Bodenplatte betoniert worden. In Esselbach werde die Tagespflege im September oder Oktober eröffnet.
Der Vorstandsvorsitzende ist überzeugt, dass sich die Bank damit nicht verzettelt: Vor Jahren habe man die Lebensnotwendigkeiten der Kunden abgefragt. Jetzt bringe sich die Bank dort ein, was damals genannt worden sei, etwa beim sicheren Wohnraum. Nach den Worten von Vorstand Manfred Heuer muss sich die Bank fragen, „wie wir es schaffen, neben dem Bankgeschäft relevant für unsere Kunden zu bleiben. Geld können auch andere.“
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