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Marktgraitz: Dekan Lars Rebhan über das Innehalten

Wort zur Besinnung

Dekan Lars Rebhan über das Innehalten

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    Dekan Lars Rebhan.
    Dekan Lars Rebhan. Foto: Clemens Grünbeck

    Mittsommer, Sonnwend, Johannistag – verschiedene Bezeichnungen der Tage, die wir gerade erleben, wenn das Jahr wieder einmal auf der Höhe steht. Viele genießen diese langen Tage mit Wärme und Sonne im Freien. Manche sagen: Jetzt geht es schon wieder auf Weihnachten zu! Ja, nach der Jahresmitte werden die Tage schon wieder kürzer, auch wenn wir diese Zeit gerne festhalten würden.

    Augenblicke festhalten

    Der evangelische Pfarrer Detlev Block beschreibt in seinem Mittsommerlied diese Zeit mit einer kosmischen Konstellation: „Das Jahr steht auf der Höhe, die große Waage ruht.“ In den späten Juninächten hat das Sternbild der Waage auf der Sonnenbahn seinen höchsten Stand am Nachthimmel erreicht – analog zum Gestirn des Tages, der Sonne. Und es mag für den Betrachter den Anschein haben, als würde die große Waage für einen Augenblick ruhen – gleichsam als ob die Zeit stehen bleibt. Vielleicht gibt es auch für Sie manchmal so Momente, in denen die Zeit scheinbar stehen bleibt im positiven Sinn, Augenblicke, die man nicht mehr loslassen möchte. Und doch kann der Mensch weder die Mitte des Jahres noch besonders schöne Augenblicke festhalten. Was eine Fotografie vermag, den Moment festzuhalten, vermag der Mensch nur in der Erinnerung. Unweigerlich gilt es loszulassen und einzuwilligen in die Vergänglichkeit der lichten Zeit. Doch für den gläubigen Menschen gibt es einen Horizont hinter dem Firmament: Gott selbst.

    Warten auf das Licht der Welt

    So singt der Beter des Mittsommerliedes nach der Wahrnehmung und dem Eingeständnis der Vergänglichkeit: „Herr, zwischen Blühn und Reifen und Ende und Beginn. Lass uns dein Wort ergreifen und wachsen auf dich hin.“ Es ist das Vertrauen in Gott, es ist die Brücke zur Unendlichkeit trotz der eigenen Endlichkeit. Es ist das Wissen, dass „alles seine Zeit hat“, wie der Prediger Kohelet meditiert. Mittsommer im christlichen Glauben gedeutet weist auf Christus hin, so wie Johannes der Täufer als Vorläufer auf Christus als das wahre Licht hinweist, das in die Welt kommt. Christus ist die Brücke zwischen Zeit und Ewigkeit – zwischen der irdischen Welt und der Welt Gottes. Vielleicht können auch Sie, wenn sie in den sommerlichen Nächten in den Sternenhimmel schauen, in einem Moment der Muße etwas von der kosmischen Mystik erspüren: Die Gelassenheit des Menschen, der in sich ruht. Und die Haltung, die in weiteren Versen des Liedes zum Ausdruck kommt: Es „nimmt alles seine Stelle in deiner Führung ein“ und lehrt uns „das Ziel ins Auge fassen, das du, Herr, selber bist.“

    Dekan Lars Rebhan
    Marktgraitz

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