Die US-Handelspolitik beeinflusst alle befragten Unternehmen mit US-Geschäft negativ, so die Ergebnisse einer Blitzumfrage der IHK für Oberfranken Bayreuth. Unterschiede gibt es allein in der Dimension der Negativbeurteilung, so die IHK in einer Pressemitteilung. Von der aktuellen Einigung der EU mit den USA erwarten zwei Drittel der Befragten zusätzliche Belastungen für ihr Unternehmen.
Drei von vier Unternehmen sehen den künftigen Basiszollsatz von 15 Prozent als enorme Herausforderung. Leicht nachvollziehbar, liegt er doch deutlich über den ursprünglichen Sätzen, die vor Trumps Amtsantritt zwischen zwei und fünf Prozent lagen oder ganz entfielen. Dieser erhebliche Anstieg würde für viele Unternehmen die Marge auffressen. Daher gibt die überwiegende Mehrzahl an, die Kostensteigerung durch die Zölle an ihre Kunden weiterzugeben.
Unsicherheit ist Gift
Noch stärker als der Basiszollsatz treibt die Unternehmen aber die fehlende Planungssicherheit um (rund 90 Prozent Zustimmung). „Es kann nicht oft genug wiederholt werden: Verlässlichkeit ist für Unternehmen essenziell. Dass zur Einigung mit den USA die Details immer noch nicht ausverhandelt sind, hilft in dieser Situation natürlich überhaupt nicht“, konstatiert Dr. Johanna Horzetzky, Leiterin der Stabsstelle International der IHK für Oberfranken.
Weitere Belastungen für jeweils mehr als die Hälfte der Unternehmen sind zudem die zu erwartenden Kosten des Zollverfahrens und die wachsende Bürokratie. Außerdem treibt die Sorge vor neuen Zöllen und ein erhöhter Wettbewerbsdruck in der EU die Unternehmen um. Sie befürchten eine Umlenkung der für die USA vorgesehenen Exporte etwa aus Asien nach Europa.
Zwei Drittel lehnen Deal ab
„Wie in der Politik besteht auch bei den Mitgliedsunternehmen der IHK für Oberfranken Bayreuth keine klare Einigkeit darüber, ob der abgeschlossene Deal das kleinere Übel sei oder ob man bei den Verhandlungen mehr Kante hätte zeigen müssen“, so Horzetzky. Letztendlich lehnen knapp zwei Drittel der Unternehmen den jüngsten Deal ab. Es findet sich jedoch auch keine Mehrheit dafür, dass die EU ihre Strategie ändert und Gegenmaßnahmen ergreift, auch wenn dadurch eine Eskalation provoziert werden könnte.
Rund die Hälfte der Unternehmen gibt an, als Resultat aus Trumps Zollpolitik ihre Geschäftstätigkeiten mit den USA reduzieren zu wollen. Aber auch US-Investitionen sollen vertagt werden.
EU muss Hausaufgaben machen
Gestiegen ist durch die US-Politik das Interesse der Unternehmen am EU-Binnenmarkt, aber auch an der Region Asien/Pazifik (ohne China). „Damit der Binnenmarkt sein volles Potenzial entfalten kann, sind jedoch Anpassungen notwendig“, macht Dr. Horzetzky deutlich. „Wenn etwa für fünf Pakete, die ein Unternehmen jährlich in einen anderen EU-Staat ausliefert, dort eine Registrierung im nationalen Verpackungsregister und die Stellung eines Bevollmächtigten notwendig ist, dann ist das für KMUs (kleine und mittlere Unternehmen) nicht mehr rentabel!“ Und auch den Handel mit anderen Regionen kann die EU durch Handelsabkommen erleichtern: „Die oberfränkische exportorientierte Wirtschaft braucht mehr freien Handel und weniger bürokratische Hürden, um im internationalen Wettbewerb erfolgreich zu bleiben.“
Da auch bei der IHK-Organisation niemand wissen könne, welche Sau vom US-Präsidenten als Nächstes durchs Dorf getrieben wird, war der Befragungszeitraum der Blitzumfrage bewusst sehr kurzfristig angelegt: Die Unternehmen konnten sich zwischen 31. Juli und 4. August, an der Umfrage beteiligen.
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