Sie hebeln einfach schnell das Fenster auf, während die Bewohner noch bei der Arbeit sind: Die immer kürzer werdenden Tage greifen Einbrechern unter die Arme. «Der Täter arbeitet in der Deckung der Dunkelheit», sagt Michael Dormann, der beim Hessischen Landeskriminalamt (HLKA) das Sachgebiet Urbane Sicherheit und Sicherungstechnische Beratung leitet. An dunklen Herbstabenden können Einbrecher zudem besonders leicht erkennen, wo niemand zu Hause ist - dort nämlich, wo kein Licht brennt.
Wer sich und sein Zuhause dagegen schützen will, muss aber nicht gleich die teuerste Alarmanlage auf dem Markt kaufen. Hier ein paar Verhaltenstipps, die jeder sofort befolgen kann.
Fenster schließen und Tür doppelt absperren
Erste Maßnahme: Jedes Mal alle Fenster komplett schließen und die Tür zusperren, wenn man das Haus verlässt - und sei es nur kurz zum Einkaufen. «Die häufigsten Fälle sind die, bei denen ein Einbrecher ein Fenster oder eine Tür aufhebelt», erklärt Dirk Balzer, Leiter der polizeilichen Beratungsstelle in Frankfurt am Main. Sind die Fenster nur gekippt, erleichtert das dem Täter die Arbeit: «So ein gekipptes Fenster geht schnell und leicht auf.»
Viele glauben Balzer zufolge außerdem, es würde keinen Unterschied machen, ob der Schlüssel im Schloss der Wohnungstür ein- oder zweimal gedreht wird. «Das ist ein Fehler. Immer doppelt abschließen», warnt er. Durch die weitere Umdrehung schiebe sich der Riegel weiter rein. Das sorgt für mehr Widerstand und erhöht damit die Chance, dass ein Einbrecher von der Tür ablässt, um nicht entdeckt zu werden.
Anwesenheit vortäuschen - nicht nur mit Technik
Die meisten Einbrecher im privaten Bereich sind Gelegenheitstäter. Das bedeutet: Sie spähen nicht stunden- oder tagelang die Bewohner aus, sondern halten Ausschau nach Wohnungen oder Häusern, die verlassen aussehen. Anzeichen dafür sind für Einbrecher zum Beispiel dunkle Fenster, geschlossene Rollläden oder ein voller Briefkasten. «Wenn jemand zu Hause ist, geht der Gelegenheitstäter in der Regel nicht rein», sagt Dormann vom HLKA. Die wenigsten Einbrecher kommen also nachts wie in Filmen, sondern eher am Nachmittag oder Abend, wenn die Bewohner unterwegs sind.
«Die wichtigste Maßnahme jetzt in der dunklen Jahreszeit ist, dass man sein Haus bewohnt aussehen lässt», so Dormann. Eine Zeitschaltuhr kann zum Beispiel sicherstellen, dass das Licht auch dann angeht, wenn niemand da ist. Wer mehrere Tage lang verreist, kann sich außerdem mit den Nachbarn, Freunden oder der Familie absprechen und darum bitten, dass sie für einen die Rollläden betätigen, den Briefkasten leeren oder auch mal ihr Auto in die Einfahrt stellen.
Mechanischen Einbruchschutz nutzen
Für alle, die für Einbruchschutz Geld in die Hand nehmen wollen, hat Dirk Balzer einen grundlegenden Ratschlag: «Mechanik geht vor Elektronik.» Denn eine Alarmanlage schaffe es zum Beispiel nicht, einen Einbrecher draußen zu halten. Wie schnell ein Täter ins Haus kommen kann, zeigt Balzer den Teilnehmern in der Beratungsstelle: «Wenn ich hier eine 80-jährige Dame habe, die innerhalb von 30 Sekunden in der Lage ist, ein Fenster aufzuhebeln: Das öffnet den Leuten die Augen.»
Mechanische Maßnahmen stellen Einbrecher daher vor weitere Hindernisse. Für Fenster gebe es etwa horizontale Sicherungsstangen: Sie seien zwar nicht besonders hübsch anzusehen, aber effektiv und kostengünstig. Wer sich dazu beraten lassen will, bekommt Hilfe bei den polizeilichen Beratungsstellen, die es quer durch Hessen gibt. Das ist kostenlos, und die Beraterinnen und Berater schauen sich die individuellen Umstände vor Ort an, wie Balzer erklärt. Bei Einfamilienhäusern oder Wohnungen im Erdgeschoss seien zum Beispiel Fenster beliebte Einstiege für Einbrecher, bei Wohnungen in oberen Stockwerken dagegen die Wohnungstüren.
Insgesamt weniger Fallzahlen
Die gute Nachricht: Einbrüche oder Einbruchsversuche sind in Hessen in den vergangenen Jahren insgesamt seltener geworden, wie es vom HLKA heißt. Im Zehn-Jahres-Vergleich haben sich die Fallzahlen demnach sogar beinahe halbiert. So wurden 2024 in Hessen 5.867 Einbrüche oder Einbruchsversuche registriert, während es 2014 noch 10.978 erfasste Fälle waren. Zahlen zum laufenden Jahr liegen einer Sprecherin zufolge bislang nicht vor.
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