Viele fragen sich, warum sie ständig müde sind und morgens nur schwer aus dem Bett kommen, während ihr Partner schon früh voller Energie steckt. Oft wird das auf Schlafmangel, Stress oder schlechte Gewohnheiten geschoben. Dabei steckt dahinter meist etwas ganz anderes: der individuelle Chronotyp.
Unsere innere Uhr bestimmt nämlich, wann wir wach, fit oder müde sind, und sie tickt bei jedem Menschen anders. Die bekanntesten Schlaftypen sind die Lerche und die Eule. Doch was bedeuten die beiden Typen und wie findet man heraus, welcher Schlaftyp man ist? Dieser Artikel zeigt, welche Schlaftypen es gibt, was sie ausmachen und warum es wichtig ist, seinen eigenen Chronotyp zu kennen.
Schlafen: Was ist ein Chronotyp?
Jeder Mensch besitzt eine innere Uhr, auch zirkadiane Uhr genannt. Diese innere Uhr bestimmt, wann wir müde werden, wann wir schlafen gehen und wann wir morgens wieder aufwachen. Doch was genau ist der Chronotyp? Laut dem Schlafforscher Michael Breus beschreibt dieser, wie die innere Uhr bei jedem Einzelnen tickt. Während manche Menschen früh aufstehen und morgens besonders leistungsfähig sind, sind andere abends am aktivsten und gehen lieber später ins Bett.
Doch warum tickt die innere Uhr bei jedem anders? Der Genforscher Gregor Eichele vom Max-Planck-Institut zeigt, dass Tageslicht zwar eine wichtige Rolle für die innere Uhr spielt – es jedoch allein nicht ausschlaggebend für die unterschiedlichen Chronotypen ist. Denn jede innere Uhr besteht aus einem komplexen Zusammenspiel vieler Gene und Proteine, die miteinander interagieren, um so unseren Schlaf-Wach-Rhythmus zu regulieren. Wie die innere Uhr tickt, hängt also auch von genetischen Faktoren ab. Deshalb ist es ganz normal, dass nicht alle zur gleichen Zeit müde werden oder aufstehen wollen.
Bin ich eine Eule oder eine Lerche?
Wer kennt das nicht? Der Wecker klingelt schon zum dritten Mal, und man drückt erneut auf den Snooze-Button. Vielen fällt das morgendliche Aufstehen besonders schwer. Laut Studien der Pronova BKK schafft es etwa ein Drittel der Deutschen morgens nicht sofort aus dem Bett. Bei Schülern sind es einer Analyse des Forschungszentrums Demografischer Wandel (FZDW) zufolge sogar knapp 60 Prozent, die sich als Spätaufsteher bezeichnen. Doch woran liegt das? Der Grund für diese unterschiedlichen Aufstehzeiten liegt im individuellen Chronotyp. Dieser bestimmt nämlich, wann wir am erholsamsten schlafen, arbeiten und uns wohlfühlen. Wissenschaftler, darunter der Schlafexperte Breus, haben das Aufstehen nach der inneren Uhr in vielen Studien untersucht und dabei zwei Haupttypen definiert:
- Die Eule ist der klassische Spätaufsteher. Sie geht meist spät ins Bett, schläft gerne länger und kommt morgens nur schwer aus den Federn. Laut der aktuellen Schlafstudie der Pronova BKK zählen etwa 28 Prozent der Deutschen zu diesem Typ.
- Die Lerche hingegen ist der typische Frühaufsteher. Sie geht früh schlafen, steht oft vor Sonnenaufgang auf und ist morgens besonders leistungsfähig. Zu ihnen gehören der Pronova BKK zufolge rund 26 Prozent – also nur ein paar Prozent weniger als zu den Nachteulen.
Kein Frühaufsteher und auch kein Spätaufsteher?
Viele Menschen lassen sich nicht eindeutig als Lerche oder Eule einordnen. Tatsächlich zeigen aktuelle Studien, dass es mehr als nur diese beiden klassischen Chronotypen gibt. Eine internationale Untersuchung aus Russland und Belgien mit über 1300 Teilnehmern zwischen 17 und 90 Jahren hat gezeigt, dass viele Menschen morgens und abends schläfrig sind oder zu keiner Tageszeit ein klares Leistungshoch haben. Neben Früh- und Spätaufstehern gibt es also auch sogenannte „Mittagsschläfer“ und „Nachmittagstypen“.
Dazu hat der Schlafforscher Michael Breus weitere Haupttypen definiert, die sich nach der Aufstehzeit und dem individuellen Energie- und Schlafempfinden richten:
- Der Löwe (ca. 15 bis 20 Prozent) ist, wie die Lerche, der klassische Frühaufsteher. Er ist morgens besonders energiegeladen und hat am Vormittag seine produktivste Phase. Abends wird er schnell müde und geht meist früh zu Bett.
- Der Bär (ca. 50 Prozent) orientiert sich am Tageslicht: Er steht mit der Sonne auf, ist tagsüber am leistungsfähigsten und schläft nachts gut. Die Mehrheit der Menschen gehört zu diesem Typ.
- Der Wolf (ca. 15 bis 20 Prozent) ist die typische Nachteule. Er startet erst spät in den Tag und ist abends besonders leistungsfähig und kreativ.
- Der Delfin (ca. 10 Prozent) ist meist ein sehr leichter Schläfer und neigt zu Schlafproblemen oder sogar Schlaflosigkeit. Tagsüber ist er zwar leistungsfähig, nachts hindert es ihn jedoch am Einschlafen.
Warum ist es sinnvoll, seinen Chronotyp zu kennen?
Das Wissen um den eigenen Chronotyp ist laut Breus sehr wertvoll: „Das Anpassen von Routinen an den eigenen Chronotyp führt zu einer Verbesserung des allgemeinen Wohlbefindens.“ Auch die Forschung am Max-Planck-Institut unterstreicht, wie sinnvoll es ist, im Einklang mit dem eigenen zirkadianen Rhythmus zu leben. Dadurch werden nicht nur Schlaf und Stimmung positiv beeinflusst, sondern auch die Gesundheit des Stoffwechsels, des Hormonsystems und vieler weiterer Körperfunktionen. Wer hingegen dauerhaft gegen seine innere Uhr lebt, wie es etwa Schichtarbeiter tun, riskiert gesundheitliche Nachteile. Dazu zählt unter anderem ein erhöhtes Risiko für Stoffwechselerkrankungen wie Diabetes, wie auch der Chronobiologe Achim Kramer von der Charité in Berlin betont.
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