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Kindesmissbrauch im Internet: Mutmaßlicher Sexualstraftäter «White Tiger» ist angeklagt

Kindesmissbrauch im Internet

Mutmaßlicher Sexualstraftäter «White Tiger» ist angeklagt

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    Unter dem Namen «White Tiger» soll ein junger Mann im Internet Kinder und Jugendliche sexuell missbraucht haben. (Symbolbild)
    Unter dem Namen «White Tiger» soll ein junger Mann im Internet Kinder und Jugendliche sexuell missbraucht haben. (Symbolbild) Foto: Nicolas Armer/dpa

    Ein junger Mann soll als «White Tiger» im Internet Kinder zu selbstverletzenden Handlungen bis hin zum Suizid getrieben haben - jetzt hat die Hamburger Staatsanwaltschaft gegen ihn unter anderem wegen Mordes Anklage erhoben. Insgesamt werden dem heute 21-Jährigen aus Hamburg 204 Straftaten zur Last gelegt, die er als Jugendlicher oder Heranwachsender zum Nachteil von mehr als dreißig geschädigten Kindern und Jugendlichen begangen haben soll.

    Verdächtiger soll Kopf von Cyberkriminellen-Gruppe gewesen sein

    Gegenstand der Anklage sind laut Staatsanwaltschaft unter anderem ein vollendeter und fünf versuchte Morde, jeweils verübt in mittelbarer Täterschaft. Er soll einen US-amerikanischen Jungen ermordet haben.

    «Zu den zunächst bekannten 123 Straftaten sind noch einmal 81 Taten hinzugekommen», sagte Oberstaatsanwältin Mia Sperling-Karstens der Deutschen Presse-Agentur. Hinzugekommen seien unter anderem zwei weitere Mordversuche an Geschädigten, deren Identität noch nicht bekannt ist. Dies hätten die fortgeführten Auswertungen der 2023 gesicherten Daten und die weiteren Ermittlungen ergeben.

    «White Tiger» soll der Kopf einer Gruppe von Cyberkriminellen gewesen sein, die aus sexueller Motivation heraus Kinder im Alter von 11 bis 15 Jahren im Internet zu Gewalt gegen sich selbst gezwungen haben. Die angeklagten Taten sollen zwischen Januar 2021 und September 2023 begangen worden sein.

    Dabei soll der Beschuldigte besonders verletzliche Kinder in sozialen Medien emotional von sich abhängig gemacht haben, um die von ihm initiierte starke Verbundenheit für strafrelevante Zwecke auszunutzen, unter anderem für dieErstellung kinder- und jugendpornografischer Aufnahmen.

    Kinder stammen aus mehreren Ländern

    Die Kinder stammen früheren Angaben der Ermittler zufolge aus Deutschland, England, Kanada und den USA. Ein 13 Jahre alter US-Amerikaner wurde demnach in den Suizid getrieben. Eine 14-jährige Kanadierin habe versucht, sich umzubringen. Von den deutschen Opfern stammen den Behörden zufolge zwei aus Hamburg und eines aus Niedersachsen.

    Um den Ansinnen des Beschuldigten nach immer heftiger werdenden Inhaltennachzukommen, verletzten sich die Kinder in Livechats unter den Augen von Zuschauern selbst erheblich oder übten sexuelle Handlungen an sich aus. Hiervon soll «White Tiger» Aufzeichnungen gefertigt haben, um den Kindern anschließend mit deren Veröffentlichung zu drohen, sollten diese sich nicht noch gravierendere Selbstverletzungen vor laufender Kamera zufügen.

    Festnahme in der elterlichen Wohnung

    Der Deutsch-Iraner war im Sommer in Hamburg in der elterlichen Wohnung unter anderem wegen Mordverdachts festgenommen worden. Er sitzt im Jugendgefängnis auf der Elbinsel Hahnöfersand bei Jork in Niedersachsen in Untersuchungshaft. Zuvor hatte der mutmaßliche Sexualstraftäter zeitweise an einer privaten Hochschule Medizin studiert. Für den Fall der Eröffnung des Hauptverfahrens weist die Staatsanwaltschaft darauf hin, dass die Hauptverhandlung unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfinden wird.

    Die Hamburger Polizei hatte bereits im Jahr 2021 gegen den heute 21-Jährigen ermittelt. Damals ging es laut früheren Angaben der Staatsanwaltschaft um den Verdacht des Besitzes jugendpornografischer Aufnahmen. Die Ermittlungen seien jedoch nach einer Vernehmung des Verdächtigen wegen Geringfügigkeit eingestellt worden.

    Das FBI hatte bereits 2023 seine Ermittlungsergebnisse mit den deutschen Behörden geteilt. Er habe das Landeskriminalamt bei einem Treffen in Hamburg im Februar 2023 über die Identität von «White Tiger» informiert, hatte ein ehemaliger Ermittler der US-Bundespolizei dem «Spiegel» gesagt. Zugleich warf er den deutschen Behörden vor, es versäumt zu haben, den damals 17 Jahre alten Verdächtigen zeitnah aus dem Verkehr zu ziehen.

    US-Ermittler werfen deutschen Kollegen späte Festnahme vor

    «Es hat uns verrückt gemacht, dass wir ihnen all diese Beweismittel geliefert haben und er trotzdem nicht festgenommen wurde», hatte der Ex-Ermittler dem Magazin gesagt. Spätestens im März 2023 habe er den deutschen Kollegen ein Video vom Suizid eines «White Tiger»-Opfers samt Chats zukommen lassen.

    Die Hamburger Staatsanwaltschaft hatte das geschilderte Treffen in Hamburg bestätigt. Direkt nach dem Treffen sei ein Ermittlungsverfahren gegen «White Tiger» bei der Polizei eingeleitet worden - zunächst aber nur wegen des Vorwurfs des Umgangs mit kinderpornographischen Inhalten. Ein für verdeckte Ermittlungen nötiger Tatverdacht des Mordes oder versuchten Mordes habe sich aus den vom FBI überlassenen Unterlagen zunächst nicht ergeben, hieß es.

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