Geht es um Pflege und Pflegebedürftigkeit, wird oft in erster Linie an alte Menschen gedacht, die sich nicht mehr selbst versorgen können. Dieses Bild stimmt allerdings nicht ganz mit den Zahlen überein. Ende 2024 hat das Statistische Bundesamt die Pflegestatistik 2023 veröffentlicht. Demnach haben in Deutschland knapp 5,7 Millionen Menschen einen Pflegegrad von 1 bis 5. Im Vergleich zu 2021 sind das fast 700.000 Menschen mehr.
Etwa ein Drittel (34 Prozent) der Betroffenen ist 85 Jahre und älter. Viele sind allerdings auch jünger oder befinden sich noch im Kindes- und Jugendalter. Wie sich die Altersstruktur pflegebedürftiger Menschen in den vergangenen Jahren verändert hat, zeigt jetzt ein Bericht des Medizinischen Dienstes (MD) Bund.
Übrigens: Ein Großteil der Pflegebedürftigen – laut der Pflegestatistik sind es 85,9 Prozent – wird zu Hause versorgt, sei es allein durch Angehörige oder mit Unterstützung eines ambulanten Pflegedienstes.
Immer mehr Jüngere betroffen: Wie viele junge Menschen sind pflegebedürftig?
Laut dem MD Bund ist die Zahl pflegebedürftiger Menschen in der Altersgruppe der 18- bis 59-Jährigen seit 2017 deutlich angestiegen. Zurückzuführen sei das unter anderem auf die Einführung eines neuen Pflegebedürftigkeitsbegriffs zum 1. Januar 2017. Während zuvor lediglich Menschen mit körperlichen Beeinträchtigungen Leistungen der Pflegeversicherung beziehen konnten, werden seit der damaligen Pflegereform auch kognitive, psychische sowie psychiatrische Erkrankungen sowie Beeinträchtigungen berücksichtigt. Zudem wurde das System der drei Pflegestufen auf die Pflegegrade von 1 bis 5 umgestellt.
Mit diesen Änderungen ist die Zahl pflegebedürftiger Menschen laut dem Bericht des MD Bund insgesamt leicht gestiegen. Besonders in den jüngeren Altersgruppen – 18 bis 59 Jahre und 60 bis 69 Jahre – sei seit der Reform 2017 ein deutlicher Anstieg neuer Pflegebedürftiger von über 150 Prozent zu verzeichnen. In der Altersgruppe 90+ Jahre nahm der Anteil hingegen stetig ab. Das zeige, dass insgesamt immer mehr jüngere Menschen pflegebedürftig werden, erklärt der MD Bund.
Wie viele junge Menschen haben aber tatsächlich einen Pflegegrad? Das zeigt ein Blick in die Pflegestatistik von 2023:
- bis 15 Jahre: 268.623 Betroffene – das entspricht 4,72 Prozent aller Pflegebedürftigen
- 15 bis 30 Jahre: 170.813 Betroffene – das entspricht 3,01 Prozent aller Pflegebedürftigen
- 30 bis 45 Jahre: 149.611 Betroffene – das entspricht 2,63 Prozent aller Pflegebedürftigen
- 45 bis 60 Jahre: 375.688 Betroffene – das entspricht 6,60 Prozent aller Pflegebedürftigen
- 60 bis 75 Jahre: 1.089.752 Betroffene – das entspricht 19,16 Prozent aller Pflegebedürftigen
- 75 bis 90 Jahre: 2.915.931 Betroffene – das entspricht 51,26 Prozent aller Pflegebedürftigen
- 90 Jahre und mehr: 718.055 Betroffene – das entspricht 12,62 Prozent aller Pflegebedürftigen
Ein Großteil der Pflegebedürftigen ist also älter, aber immerhin 16,96 Prozent der Menschen mit einem Pflegegrad sind unter 60 Jahren. Ein Blick in die Pflegestatistik 2021 zeigt, dass dieser Anteil zwei Jahre zuvor noch bei 16,52 Prozent lag. Von insgesamt rund 4,96 Millionen Pflegebedürftigen waren circa 819.700 unter 60 Jahren. In dieser Altersgruppe gab es also prozentual gesehen ein leichtes Plus.
Übrigens: Die früheren Pflegestufen 1, 2 und 3 können grob in die neuen Pflegegrade umgerechnet werden.
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