Mallorca ist eine der beliebtesten Urlaubsregionen der Deutschen – teilweise zum Leidwesen der Einheimischen, die mittlerweile regelmäßig gegen den Massentourismus protestieren. Zudem kämpfen gerade in den Sommermonaten einige Regionen auf Mallorca mit Wasserknappheit, was sowohl Touristen als auch Anwohner trifft. Nun beschäftigt die Mallorquiner ein neues Problem: Die spanische Zentralregierung erlaubt künftig privaten Bootbesitzern die Vermietung an Touristen. Auf Mallorca schlug diese Entscheidung hohe Wellen: Anwohner, Naturschützer und die regionale Regierung warnten vor einem Bootschaos in den Buchten.
Spanische Regierung erlaubt private Bootsvermietung – auch auf Mallorca
Das Dekret des spanischen Verkehrsministeriums wurde per Erlass am 22. Juli 2025 im Staatsanzeiger Boletín Oficial del Estado (BOE) veröffentlicht und gilt jetzt schon übergangsweise. Am 15. August soll es final in Kraft treten. Demnach dürfen Eigentümer ihre Boote bis zu drei Monate im Jahr privat vermieten. Das kann man zum Beispiel über die Plattform Airbnb machen, über die normalerweise Unterkünfte wie Zimmer, Wohnungen oder ganze Häuser gebucht werden können. Deshalb ist die Maßnahme auch als „Airbnb auf dem Wasser“ bekannt, berichtet das Boote-Magazin.
Übrigens: Nach einem Gerichtsurteil wird auf Mallorca gegen illegale Inserate auf Airbnb vorgegangen. Tausende Wohnungen sind im Visier der Behörden.
Mallorca gegen „Airbnb auf dem Wasser“ – schlecht für Umwelt, Anwohner und Charterbranche
Nach dem Erlass durch die Regierung in Madrid unter Ministerpräsident Pedro Sánchez protestierten laut dem Boote-Magazin auf den Balearen sowohl Umweltschützer und Bootsverleiher als auch regionale Politiker. Daraufhin versprach Sánchez eine Ausnahme für die balearische Inselgruppe – aber erst ab der nächsten Saison.
Die balearische Präsidentin Marga Prohens kritisierte diese Initiative scharf und sagte laut der spanischen Zeitung Ultima Hora, dass man nicht bis zum nächsten Jahr warten könne. Diese Regelung werde den Balearen „mitten in der Saison aufgezwungen, ohne auf die Vorwürfe der Regionalregierung zu reagieren, eine Überfüllung unserer Küste zu verhindern.“ Sie bezweifelt, dass die ohnehin schon stark belasteten Buchten Mallorcas den zusätzlichen Bootsverkehr aufnehmen können. Fast 20.000 registrierten Liegeplätzen stehen laut regionaler Hafenbehörde mehr als 7.000 wartende Boote gegenüber, berichtet das Mallorca Magazin.
Etablierte Charterunternehmen, über die bislang nur Boote gemietet werden konnten, sehen in privaten Bootsvermietern eine schwer kontrollierbare Konkurrenz. Der regionale Yachtcharterverband AECIB warnt vor Schwarzvermietungen und fehlender Überwachung. Der Verband der nautischen Unternehmen fordert laut Mallorca Magazin seit Jahren eine vollständige Erfassung aller Boote – was bisher nicht geschehen ist.
Überfüllte Buchten hätten zudem auch unmittelbare Folgen für die Umwelt und Badegäste: Vom Platzmangel und Übertourismus abgesehen, käme es wahrscheinlich durch Motorengeräusche zu erhöhter Lärmbelästigung. Auch Schutzgebiete und Seegraswiesen könnten durch Anker beschädigt werden, berichtet das Mallorca Magazin.
Mallorca: Regionalregierung erwirkt Verbot für private Bootsvermietung
Nach den massiven Protesten auf den Balearen legte Präsidentin Marga Prohens dem Regierungsrat einen eigenen Dekretentwurf zum Verbot von privater Bootsvermietung in den Häfen der Balearen zur Genehmigung vor – und hatte damit Anfang August Erfolg, wie Ultima Hora berichtet. Nur gewerblich registrierte Boote sollen demnach weiterhin chartermäßig vermietet werden, private Eigentümer sind von der kommerziellen Nutzung ausgeschlossen, erläutert auch das Boote-Magazin. Außerdem soll die gewerbliche Nutzung von Booten in Zukunft nur noch in ausdrücklich dafür genehmigten Bereichen stattfinden dürfen.
Übrigens: Mallorca bietet neben bekannten Hotspots auch versteckte Strände, die weitgehend vom Massentourismus verschont geblieben sind. Doch meist gibt es einen Haken – zum Beispiel, weil der Strand nur umständlich zu erreichen ist.
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