Der Streit um den Massentourismus scheint auf Mallorca immer mehr aus dem Ruder zu laufen. Zunächst hatten Einheimische vor allem durch Demonstrationen auf ihre Situation aufmerksam gemacht, nun kam es zu ausländerfeindlichen Entgleisungen. In Santanyi, einem Ort an der Südostküste Mallorcas, der als Hotspot der deutschen Community gilt und unter deutschen Urlauberinnen und Urlaubern beliebt ist, wurden Autos und Fensterscheiben von Geschäften mit fremdenfeindlichen Parolen beschmiert. Deutsche Politiker reagieren empört.
Mallorca: Ausländerfeindliche Parolen in Santanyi
„Ausländische Käufer, fahrt zur Hölle“, wurde mit roter Farbe auf die Fensterscheibe eines Geschäfts in Santanyi geschmiert. Davon berichtete zunächst die Mallorca Zeitung, die örtliche Polizei hat den Vorfall mittlerweile der Deutschen Presse-Agentur (dpa) bestätigt. Demnach handelt es sich dabei nur um eine von mehreren ausländerfeindlichen Parolen, die an Fensterscheiben in dem Ort gesprüht wurden. Außerdem wurden auf mehrere Autos mit ausländischem Kennzeichen Sticker geklebt. Die Aufschrift: „Deutsche raus“.
Ein Betroffener schätzte die Anzahl der beschmierten Lokale im Gespräch mit der Mallorca Zeitung auf 20 bis 30. „Es ist erschreckend, nach 34 Jahren auf der Insel, in denen ich Steuern zahle und aktuell neun Angestellte beschäftige, so eine Welle des Hasses zu spüren“, zitiert ihn die deutschsprachige Zeitung.
Santanyi ist eine Gemeinde, in der laut Welt viele Deutsche eine Immobilie besitzen, zumeist einen Zweitwohnsitz. Außerdem werden viele Lokale und Geschäfte von Deutschen geführt. Zuletzt war vor allem an derartigen Orten Unmut der Mallorquiner zu spüren. Aber auch in Palma kam es zu größeren Demonstrationen.
Mallorca: Politiker reagieren auf Wut auf Deutsche – „nicht hinnehmbar“
Stephan Mayer spricht im Interview mit der Bild von einer „deutschlandfeindlichen Stimmung“. Der CSU-Politiker, der im Auswärtigen Ausschuss für das deutsche Bild in der Welt verantwortlich ist, stellt klar: „Die ausländer- und deutschfeindlichen Parolen gegen Urlauber auf Mallorca sind nicht hinnehmbar.“
FDP-Urgestein Wolfgang Kubicki glaubt, dass sich die Geschehnisse auf Mallorca auf den Tourismus auswirken. „Die Angriffe auf deutsche Mallorca-Urlauber werden Folgen haben: Die Deutschen werden eine Abstimmung mit den Füßen vornehmen und einen Urlaub in anderen Ländern buchen. Der Grund ist einfach: Niemand wird gerne im Urlaub bepöbelt, mit Wasserpistolen bespritzt und mit ausländerfeindlichen Parolen beleidigt“, sagte Kubicki der Bild.
Demonstrationen gegen den Massentourismus auf Mallorca nehmen zu
Die Einheimischen klagen vor allem über eine zunehmende Kommerzialisierung und Touristifizierung. Eine Folge davon seien hohe Immobilien- und Mietpreise, die sich Einheimische teils kaum mehr leisten können, wie die Initiative „Weniger Tourismus, mehr Leben“ erklärt. Ihr gehören mittlerweile viele Gruppierungen und Organisationen an. Die Initiative fordert unter anderem eine Begrenzung der Besucherzahlen auf Mallorca, ein Verbot für touristische Vermietung und eine Begrenzung der Kreuzfahrtschiffe, die die Baleareninsel ansteuern.
„Ich verstehe, dass die zunehmende Wohnungsnot und die steigenden Immobilienpreise auf den Balearen für viele Spanier frustrierend sind, aber schuld an der Misere sind sicher nicht die deutschen Touristen“, sagte Mayer der Bild. Demnach würden die Besucherinnen und Besucher auch für „Wohlstand und Arbeitsplätze auf der Insel“ sorgen. Kubicki glaubt, dass es ohne die Tourismus-Einnahmen für Mallorca „düster“ aussehe.
Das Rathaus in Palma hatte zuletzt immer strengere Benimmregeln für Touristinnen und Touristen eingeführt. Eine Eingrenzung des Massentourismus wurde allerdings nicht erreicht. 2024 kamen laut dpa 13,4 Millionen Urlauberinnen und Urlauber nach Mallorca. Ein Rekordwert.
Übrigens: Eine Deutsche hat auf Mallorca ihren Tod vorgetäuscht, ist nun aber aufgeflogen. Außerdem gibt es auf der Insel Ärger um sogenannte „Führer-Trikots“.
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