So lange hat sie gekämpft. Und jetzt soll alles umsonst gewesen sein? Ksenia muss sich zusammenreißen, um ihre Verzweiflung nicht allzu deutlich zu zeigen. Nicht dem Psychologen und nicht der Sozialarbeiterin in dem Sozialzentrum nahe des russischen Rostows. Vor allem nicht ihrem Bruder. Serhii sitzt da, mitten in einem Übungsraum der Einrichtung. Gerade noch sagte der Zehnjährige einen für Ksenia niederschmetternden Satz: „Ich will nicht mehr zurück in die Ukraine.“ Über ein Jahr hat die 18-Jährige auf diesen Tag hingearbeitet. Schlimmer könnte es nicht kommen. „Warum denn nicht, Serhii?“, fragt sie. Der Bruder antwortet, was ihm im Sommercamp, in der Schule und von den Pflegeeltern eingetrichtert wurde: In der Ukraine seien alle Nazis, alle seien böse Menschen. Russland sei das beste Land. Und so weiter.
Ukraine-Krieg
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