Schon lange wurden im Gebiet der Stadt Bad Brückenau Heilquellen vermutet. In den ersten Jahren des 20. Jahrhunderts finanzierte Georg Fick, ein Brückenauer Privatier, die ersten Begutachtungen durch den damals renommierten Quellenexperten Professor von Thürach aus Heidelberg. Am 28. August 1905 begann die erste Bohrung. Doch nicht ohne den Widerstand der Bevölkerung. Einen Stadtrat gab es zu Beginn des 20. Jahrhunderts noch nicht. Die Entscheidung für die Bohrungen, die mit 10 000 Mark angesetzt waren, traf eine Bürgerversammlung.
Kritik an Bohrungen
,,Man muss bedenken, dass das in der damaligen Zeit viel Geld war. Zum Vergleich: Ein Kilo Brot kostete 45 Pfennig", erzählte Dieter Sternecker, der als erster durch die Ausstellung führte. Bereits im Herbst 1905 äußern sich erste kritische Stimmen, weil die Bohrungen so langsam vorwärts gehen würden. Zu langen Diskussionen führen auch die zusätzlichen 15 000 Mark, die notwendig wurden, um die Bohrungen fortzusetzen. Der damalige Pfarrer Franz Miltenberger musste in der Bevölkerung schlichten. Mit etlichen Gegenstimmen genehmigte die Bürgerversammlung letztendlich doch die weiteren Bohrungen.
Bis 1908 wurde die Georgi-Quelle gefasst und mit einem hölzernen Brunnenhaus überdacht. Die Stadt wollte die Quelle kurz darauf, wie bereits die Siebener-Quelle, privatisieren. Sie wollte den Badebetrieb nicht selbst übernehmen. Auf Beschwerden des Siebener-Konsortiums, das den Bau eines zweiten Badehauses in der Stadt verhindern wollte, lehnte der Stadtrat die Verpachtung der Georgi-Quelle ab.
Wegen des Ersten Weltkriegs unterblieb der geplante Kurbetrieb und die Anerkennung der städtischen Mineralquelle, und die Stadt versuchte erneut, die Georgi-Quelle zu verkaufen. Die neu gegründete Brückenauer Mineral- und Heilquellen AG sollte die Quelle verwerten, durfte aber keine Kurgebäude errichten. Die Weltwirtschaftskrise verhinderte die weitere Entwicklung und so erwarb die Stadt bei einer Zwangsversteigerung die Quelle. 1925 besaß die Stadt zwei Quellen und nahm die Entwicklung zum Heilbad selbst in die Hand. Im März 1929 beschloss der Stadtrat einstimmig die Quelle nach dem Schutzpatron der Stadt zu nennen. In der Folgezeit ließ die Stadt eine Quellengrotte und einen Brunnentempel errichten.
Oft wurde es versucht, 1930 hat es endlich geklappt: Die Georgi Quelle wurde als Heilquelle anerkannt. In den 1960-er Jahren musste der Tempel über der Georgi-Quelle abgebaut werden, weil nachgebohrt werden musste. Doch viele alte Brückenauer erinnern sich heute noch daran, wie man die Stufen zur Quelle hinunter gegangen ist und das Wasser direkt aus der Quelle schöpfen konnte. ,,Das wurde später aus hygienischen Gründen verboten", informierte Dieter Sternecker die Besucher der Ausstellung.
Zum Stadtjubiläum im Jahre 1960 wurde im Kurverwaltungsgebäude ein Lese- und Schreibzimmer eingerichtet. Im Keller entstand eine erste kleine Sommerhalle. In diesem Jahr gab es auch ein großes Quellenfest. ,,Das war auf der Wiese, wo heute die vielen Krokusse blühen", erinnert sich eine Brückenauerin. Auf den wenigen Fotos, die von diesem Fest noch erhalten sind, erkannte die ältere Besucherin der Ausstellung viele alte Bekannte.
1966 wurde die heutige Sommerhalle gebaut. Für die damalige Zeit galt sie als sehr komfortabel mit der Kneipp-Anlage. In den 1970-er Jahren folgte der Bau der Kurhalle, die damals als sehr modern galt. ,,Die Transparenz ist zwar sehr schön gewesen, war aber nicht praktikabel," erzählte Sternecker. Anfang der 1990-er Jahre, im Zuge des Neubaus der Franz-von-Prümmer-Klinik, gab es erneut Diskussionen um die Georgi-Halle. ,,Jetzt müssen wir schauen, was die nächsten 100 Jahre bringen", wagte Sternecker einen Blick nach vorn.
Bürgermeister Thomas Ullmann erinnerte in seiner Ansprache an die Heilquelle und seine wechselvolle Geschichte. ,,Mit der Bohrung vor 100 Jahren wird auch 100 Jahre Wirtschaftsgeschichte von Bad Brückenau dargestellt." Krieg und Inflation hätten fast zum Scheitern geführt und den wirtschaftlichen Erfolg in Frage gestellt. Die Bevölkerung der Kurstadt habe sich aber immer wieder gegen alle Widerstände durchgesetzt.
Auch der Regierungspräsident von Unterfranken, Paul Beinhofer, kam, um der Georgi-Quelle zu seinem Jubiläum zu gratulieren. Die Quellen von Bad Brückenau hätten die Stadt tief beeinflusst, sagte Beinhofer, und verglich die Geschichte der Georgi-Quelle mit einem Wirtschaftskrimi. ,,Die Quelle ist kein Verdienst des Staates, sondern ganz allein der Stadt Bad Brückenau. Das Projekt war nicht unumstritten und mich freut es, dass es erfolgreich wurde. Ich freue mich immer darüber, wenn ich das schöne Sinntal herauf fahre." Beinhofer äußerte auch seine Freude über die Zusammenarbeit der Bäder in der Rhön, denn ,,das Bäderland der bayerischen Rhön ist das klassische Bäderland in Bayern. Das hat schon König Ludwig I. gewusst."
Landrat Thomas Bold sieht die Bohrung der Georgi-Quelle als richtige Entscheidung von Bad Brückenau an. ,,100 Jahre Wirtschaftsgeschichte sind im Rückblick auch 100 Jahre Erfolgsgeschichte." Bad Brückenau habe einen festen Platz im Konzert der Staatsbäder im Landkreis Bad Kissingen. In Zeiten der Globalisierung veränderten sich auch die Besucher. Man müsse sich bei der Konkurrenz behaupten und einbringen. ,,Wenn wir zusammen anpacken, auch mit den Nachbarlandkreisen, wird das Bäderland bayerische Rhön weiter eine Erfolgsgeschichte bleiben", sagte Bold.
Erste Heilquellenkönigin
Um die fünf Heilquellen der Stadt Bad Brückenau zu repräsentieren, gibt es erstmals eine Heilquellenkönigin. Ulrike Schäfer ist die Urenkelin von Gustav Schäfer, einem Siebener, und sie ist die erste Heilquellenkönigin von Bad Brückenau. Sie wird künftig die Stadt repräsentieren. Ihre genauen Aufgaben kennt sie noch nicht, doch freue sie sich auf ihre künftigen Aufgaben. ,,Das Lebenselixier Wasser ist ständigen Wechseln unterworfen. Ich wünsche mir, dass die Quellen von Bad Brückenau nie versiegen", sagte sie bei ihrer Präsentation.
Die Stadt war an sie herangetreten mit der Frage, ob sie Heilquellenkönigin werden wolle. Sie habe das Amt gerne übernommen, weil sie sich familiär den Quellen verbunden fühlt, sagte sie. Auch Vater Alfred Schäfer ist sehr stolz auf seine Tochter: Sie setze gewissermaßen eine Familientradition fort. Sein Urgroßvater Ignaz Schäfer war Mundschenk bei König Ludwig I., sein Großvater ein Siebener und seine Tochter ist jetzt die erste Heilquellenkönigin.
Schon für das Jubiläum der Siebener-Quelle im Herbst 2006 hatte sich die Stadt nach einer Heilquellenkönigin umgeschaut. Doch letztes Jahr habe sich das nicht mehr ergeben, sagte Bürgermeister Ullmann auf Anfrage. ,,Und übers Knie brechen wollten wir es nicht."
Jetzt repräsentiert Ulrike Schäfer ein Jahr lang die Quellen der Kurstadt. Und fest steht laut Ullmann auch schon, dass die nächste Heilquellenkönigin im Jahr 2008 gewählt wird. ,,Wir wollen sie zu einer festen Institution in der Stadt machen," sagte Ullmann.
Über die künftigen Aufgaben der amtierenden Königin werde man sich in der nächsten Zeit Gedanken machen.