(hub) „Ich führe seit 1997 die Tradition meines Opas Otto Heusinger, des ehemaligen Bürgermeisters von Wermerichshausen fort“, sagte Petra Schmitt kurz und wendete sich wieder den Prozessionsteilnehmern zu, die zwischen 11.30 und 12 Uhr aus Wermerichshausen und der näheren Region vor der Kirche in Wermerichshausen eintreffen. Alle begrüßt sie mit einer herzlichen Umarmung.
„Mein Opa hat die Vierzehnheiligen-Wallfahrt ins Leben gerufen“, berichtet Schmitt. „Genau weiß ich zwar nicht, wann das war.“ Wichtig ist ihr aber, dass diese Wallfahrtstradition in Wermerichshausen erhalten bleibt, so die begeisterte Pilgerin.
Einige Jahre habe Günther Hochrein die Prozession geleitet, bis sie dann 1997 das Erbe ihres Großvaters antrat. Petra Schmitt blättert in den Unterlagen, die ihr die Organisation erleichtern. „Erfahrungsgemäß bin ich im letzten Abschnitt der Prozession, von Kaltenbrunn im Itzgrund bis Vierzehnheiligen zusammen mit dem zweiten Mann, Markus Kohlhepp aus Stadtlauringen, an der Spitze und mit den beiden Verkehrsbeobachtern für rund 320 Wallfahrer verantwortlich.“
„In jeder Ortschaft, an der wir auf unserer traditionellen Route vorbeikommen, gesellen sich weitere Beter zu uns. So wachse die Zahl der Pilger ständig“, weiß Schmitt aus langjähriger Erfahrung.
Inzwischen sind auch Daniel Schäfner aus Theinfeld, der zum zwölften Mal das Kreuz der Prozession voranträgt und die beiden Träger der Vierzehnheiligen-Bilder eingetroffen, Burkard Fleischmann aus Brünn, er trägt das Bild zum 24. Mal, und Willi Dietz aus Schweinfurt.
„Die Musiker sind ein bunt zusammengewürfelter Haufen mit mehreren Seiteneinsteigern im Verlauf der Wallfahrt“, erläutert Petra Schmitt, die selbst mit Tenorhorn die Bläserkollegen unterstützt. Manche sind keine aktiven Musiker mehr; sie putzen ihre Instrumente nur noch für diese Prozession, berichtet Schmitt. Der etwa 80 Kilometer lange Weg von Wermerichshausen nach Vierzehnheiligen beginnt mit einer gemeinsamen Andacht in der Kirche, bei der die Vorbeter die Wallfahrer dem Schutz der Gottesmutter anvertrauen. Erste Brotzeit wird in Wettringen gemacht. Dann wandern die Pilger nach Goßmannsdorf vor Hofheim, wo sie nach rund 30 Kilometern gegen 19 Uhr eintreffen wollen. „Hier nächtigen wir in seit vielen Jahren bekannten Quartieren“, sagt Schmitt.
„Morgen sind wir ab 5.30 Uhr auf den Beinen. Ich rechne damit, dass wir gegen 18.30 Uhr in der ,Basilika zu den 14 heiligen Nothelfern‘ eintreffen“, hofft Petra Schmitt. Brotzeit ist in Pfarrweisach, nördlich von Ebern, und in Kaltenbrunn im Itzgrund. Auf der letzten Teilstrecke sei die Silhouette von Kloster Banz am Horizont das Zeichen, dass Vierzehnheiligen nicht mehr weit ist.
Wenn bis dahin alles glatt verlaufen ist, falle ihr schon ein Stein vom Herzen, berichtet Schmitt. Die Spannung löse sich vollends beim Singen des „Großer Gott, wir loben dich“ in der Basilika vor dem Gnadenaltar der 14 Nothelfer. „Da überkommt mich jedes mal ein beruhigendes Gefühl der Dankbarkeit für solch ein Geschenk“, sagt sie. Den Heimweg legen die Wallfahrer auf gleicher Strecke zurück. Am Montag gegen 19 Uhr werden sie zurückerwartet.