Gestern mittag , kurz nach zwölf, war es soweit: Unter den Augen des Brückenauer Notars Dr. Holger Höhn setzten Landrat Herbert Neder und Dr. Frank Audilet von der Global Real Estate AG (GRE) ihre Unterschrift unter den Kaufvertrag: Exakt 664 479,44 Euro haben die neuen Besitzer für die rund 8200 Quadratmeter große Fläche im Herzen der Stadt Bad Brückenau geboten - das entspricht 1,3 Millionen Mark.
Eingeschlossen ist dabei das 412 Quadratmeter große Grundstück beim ehemaligen Schwesternheim. Darauf hat eigentlich noch der "Königlich Bayerische Hausritterorden vom Heiligen Georg" ein Vorkaufsrecht. Wenn der Orden die Fläche nicht übernehmen will - und davon gehen die Beteiligten aus - geht sie ebenfalls in die Hände der neuen Besitzer über.
Dem Verkauf waren lange Verhandlungen und etliche Diskussionen vorausgegangen. Interesse hatte die Arbeiterwohlfahrt bereits vor fünf Jahren angemeldet: 1,2 Millionen Mark hatte sie damals geboten, später wollte sie für die "Bruchbude" wesentlich weniger zahlen. Eine Option auf die Immobilie hatte aber auch die Deutsche Klinik. Davon nahm sie allerdings im Sommer 1999 Abstand.
Ein weiterer Interessent sprang wenige Monate später ab. Er ließ die Finger davon, weil er nach der Bedarfsanalyse keine öffentliche Förderung für sein geplantes Seniorenheim bekommen hätte. Schließlich bot der Kreis die Fläche der Stadt an. Hier fand sie allerdings ebenfalls wenig Gefallen. Zu teuer, lautete die Antwort im Sommer 2000.
Wirbel gab es auch um den Interessenten, der sich im vorigen Sommer gemeldet hatte: Ist GRE seriös oder nicht? Schließlich aber habe der Vertragspartner alle Konditionen erfüllt, versicherte Neder gestern gegenüber der MAIN-POST. Zu den üblichen Konditionen gehört auch die Schutzerklärung nach Robin direkt - die schriftliche Versicherung, nicht nach den Methoden des Scientologen Ron Hubbard zu arbeiten.
"Wir haben uns abgesichert", sagte Neder deshalb gestern noch einmal ausdrücklich und lobte Notar Dr. Holger Höhn als "hervorragenden Sachwalter". Er habe zudem einen qualifizierten Beschluss des Kreisausschusses im Rücken.
Dass das "herrenlose Gut" nun wieder einen Herren bekommt, freut Neder auch aus einem anderen Grund: "Damit verschwindet ein Schandfleck in Bad Brückenau." Ein Fleck mit Loch zumal, da Bürgermeister Thomas Ullmann das Wappen entfernen und sichern ließ.
Das Gebäude wird als Ganzes aus dem Stadtbild verschwinden. Jedenfalls, wenn es nach den Plänen von GRE geht. Die Gesellschaft will das alte Krankenhaus abreißen, um dort ein neues Seniorenzentrum zu errichten. Auf drei Etagen sollen 140 Plätze für betreutes Wohnen entstehen. Baubeginn soll nach Angaben von Frank Audilet "spätestens im Juli" sein. Am nächsten Montag wird der Hauptausschuss über den Bauantrag entscheiden.