Lange mussten Interessenten warten; jetzt ging alles ganz schnell: Seit gestern werden in Bayern wieder die Kennzeichen der bei der Gebietsreform 1972 aufgelösten Altlandkreise ausgegeben, auch in der Bad Brückenauer Zulassungsstelle. Prompt meldeten acht Halter ihre Kennungen um. Siegfried Schmidt war einer von ihnen.
BRK SW 84 – stolz präsentiert der Hausmeister der Brückenauer TV-Halle das neue Kennzeichen an seinem blauen Opel. Am Mittwochmorgen habe er in der Zeitung gelesen, dass ab 10. Juli die alten Nummernschilder wiedereingeführt werden: „Da habe ich zu meiner Frau gesagt: 'Ich mache das jetzt.'“
Für den 78-jährigen Schmidt ist es das erste BRK-Kennzeichen. Als 1972 die damalige Kennung auslief, hatte er noch gar kein Auto, war also gar nicht betroffen.
Aber er bekam sehr wohl mit, dass viele Bewohner des aufgelösten Landkreises ihre alten Schilder mochten und enttäuscht waren, dass sie wegfielen.
Jetzt sagt Siegfried Schmidt, dass die neuen alten Schilder bei ihm „Erinnerungen wecken“. Wobei die Zeichen hinter dem BRK durchaus falsche Schlüsse zulassen.
Oldtimerbesitzer erster Ummelder
„SW“ steht nicht etwa für ein besonderes Erlebnis in Schweinfurt, sondern simpel für Siegfried und Wilma Schmidt. Und die „84“ hat er von seinem vorherigen KG-Kennzeichen übernommen. Eigentlich sollte dort eine „94“ stehen, das Jahr der Zulassung seines schnurrigen Opels. Doch diese Nummer war damals vergeben, also wählte Schmidt eine ähnliche. Und er beließ es dabei, obwohl er beim neuen BRK-Kennzeichen die „94“ hätte haben können.
Acht Autohalter haben ihr Fahrzeug am Mittwoch zwischen 8 und 12 Uhr auf Altkennzeichen umgemeldet, teilt Erich Eichholz, Leiter der Zulassungsstelle, mit. Das seien genauso viel wie in Hammelburg.
Der Erste mit neuem BRK-Kennzeichen in seiner Zulassungsstelle war ein Oldtimerbesitzer. Er hatte extra auf die Wiedereinführung der Altkennzeichen gewartet.
Das haben auch andere getan. Seit 1. Juli können sich Interessenten ihre Wunschschilder telefonisch reservieren. 120 bis 150 haben das laut Eichholz getan. Im Internet besteht diese Möglichkeit seit gestern. Etwa 30 Autohalter meldeten sich an.
Am Mittwoch war auf der Zulassungsstelle dreimal mehr los als gewöhnlich. Für den langen Behördentag heute rechnet der Leiter der Zulassungsstelle mit mehr Besuch.
Auch für Lothar Gerhard in der benachbarten Prägestelle bedeutet die Wiedereinführung der Altkennzeichen mehr Arbeit. Nicht nur, weil er pro Schild einen Buchstaben mehr draufprägen muss.
Nachdem in den ersten Stunden am Mittwoch nur ein Halter auf BRK umprägen ließ, zog die Nachfrage gegen Mittag an. Gerhard vermutet, dass viele erst am Morgen aus den Medien von der Möglichkeit erfahren haben. Auch er rechnet am Donnerstag mit verstärktem Interesse.
Nicht verstehen kann das Walter Rüttiger aus Oberbach. Er war am Mittwoch in der Zulassungsstelle, weil ihm am Vortag die KG-Schilder gestohlen worden waren: „Früher waren die BRK-Schilder etwas besonderes, weil sie zeigten, dass die Zulassung noch im Altlandkreis erfolgte. Das fällt jetzt weg.“ Jetzt zeige das „BRK“ lediglich, dass man aus Bad Brückenau oder Umgebung komme.
Übrigens: Wer auf seinem Wunschkennzeichen hinter dem „BRK“ nur einen Buchstaben und eine Zahl stehen haben will, hat Pech gehabt. „BRK A 1“, „BRK B 2“ und dergleichen sind für Oldtimer und Importwagen, vor allem aus den USA, reserviert. Das war schon früher so.