Eigentlich wollte sich die gebürtige Brückenauerin nicht mehr auf Neues einlassen. Ihr Sohn Thomas jedoch hatte Überzeugungskraft und schließlich steht die ganze Familie hinter Angelika Gerhard. So war es schon immer. Als sie vor 22 Jahren den Laden ihres Vaters Hans-Theodor Schöpfner übernahm, war es ihr Mann Lothar, der ihr gut zuredete und sie diesen Schritt in die Selbstständigkeit machen ließ.
Das Geschäft der Schöpfners befindet sich schon seit etwa 110 Jahren im Familienbesitz. Ihr Opa Karl Schöpfner führte bereits den Laden in der Gasse, den ihr Vater übernahm. Als Ofenbauer und Fliesenleger führte er noch ein anderes Sortiment. Es gab unter anderem Eisenwaren und Ofenzubehör. „Schöbbe, Döbbe, Oferohr“, lacht Angelika Gerhard bei ihren Kindheitserinnerungen. Von älteren Kunden hört sie diesen Satz immer wieder mal.
Erfinder war ihr Vater Hans-Theodor auch noch. „Er hat etliche Patente angemeldet“, erinnert sich die 52-Jährige. Eine Ofenkralle zum Beispiel. Damit konnte man sich ohne die Finger zu verbrennen den Rost aus dem Ofen heraus holen. Oder die leicht zu öffnende Käseschachtel. „Damit war mein Vater sogar im Fernsehen.“ Zumindest die Finger. Denn er führte den Zuschauern die praktische Erfindung selbst vor.
Was sie als erstes getan hat, nachdem sie den Laden von ihrem Vater übernommen hat? „Aufräumen, abstauben“, so Angelika Schöpfner schmunzelt. Schließlich war es ein Eisenwarenhandel. Auch wenn sie sich damit auskennt und es bereits Souvenirs und Blumentöpfe gab – ihr Gebiet war das nicht. „Ich wollte schöne Sachen.“ Porzellan, Glas, Geschenkartikel, Haushaltswaren – stilvoll, elegant und nützlich.
Ein Jahr blieb ihr Zeit sich einzuarbeiten und den Vater um Rat zu fragen. „Es war eine schwierige Zeit“, erinnert sie sich. Nach dessen schwerer Krankheit musste sie die Verantwortung allein tragen. „Wenn wir auf Messen unterwegs waren, hat mir mein Vater immer freie Hand gelassen,“ erzählt sie. So konnte sie sich als Geschäftsfrau frei entfalten und ihren Stil entwickeln.
Den etwa 100 Quadratmeter großen Laden vergrößerte sie auf das Doppelte. „Die Brückenauer haben sich über die Auswahl gefreut und mein Geschäft gut angenommen. Sonst wäre ich nicht weiterkommen“, ist sie ihren Kunden dankbar. Warum ihr Laden gut besucht wird? Sie schreibt es dem großen Sortiment und den Geschenkverpackungen zu. Kunden gefällt vor allem die Herzlichkeit, mit der Angelika Gerhard auf Menschen zugeht.
Neben all den „schönen Sachen“ im Laden gibt es immer noch Eisenwaren. In den alten Schränken warten unter anderem Haken, Schrauben und Beschläge auf ihren Einsatz. Im oberen Stockwerk gibt es noch Ofenrohre.
Bereits vor 50 Jahren bot Theo Schöpfner außerdem einen Schilderservice an. Den haben Angelika Gerhard und ihr Mann in die Dr.-Gartenhof-Straße in Nachbarschaft zur Kfz-Zulassungsstelle ausgelagert.
Vor 16 Jahren ist Schwiegertochter Alex mit ins Geschäft eingestiegen. Nach einer Lehre zur Einzelhandelskauffrau legte sie im vergangenen Jahr ihre Prüfung zum Handelsfachwirt ab. Sie wird später mal die vierte Generation sein, die den Familienbetrieb führt.
Zur Neueröffnung von „Leder & Trend Schöpfner“ lädt Familie Gerhard am Donnerstag, 6. November, ab 10 Uhr in die Marktgasse 7 ein. Es gibt einen Sektempfang und ein Drehrad für Kinder.