Recht ungewöhnliche Fahrräder waren am Wochenende im Staatsbad zu sehen. Dort trafen sich nämlich die Fans der Pedersen-Fahrräder. Diese Fahrräder mit ihren Hängemattensätteln muteten manchen Schaulistigen ziemlich ungewöhnlich an.
Wer mit ihnen fährt, hat das Gefühl, auf einer Hängematte zu sitzen. „Der Sattel ist auch wie bei einer Hängematte aufgehängt“, sagt Thomas Leißle, Fahrradhändler aus Fürth und Organisator des Treffens.
Das Fahren eines Pedersen-Rades braucht ein wenig Übung. Man schwingt sich auf das Rad wie auf ein Pferd. Mit dem einen Fuß auf dem Pedal, das Rad zum Rollen bringen und sich schnell mit dem anderen Bein über den Sattel schwingen. Beim ersten Versuch nicht ganz einfach, wenn man aber sitzt, ist das Gefühl sehr entspannend.
Den mangelnden Sitzkomfort bei Fahrrädern hat auch der Däne Mikael Pedersen gestört. Um 1890 entwickelte er einen geflochtenen Sattel, der im Fahrradrahmen wie eine Hängematte aufgehängt ist. „Das Fahrrad wird dann um den Sattel herum gebaut“, erklärt Thomas Leißle, der in seinem Geschäft ausschließlich Pedersen-Räder verkauft. Der Sattel ist frei schwingend in den Fahrradrahmen gebaut, der ausschließlich aus Dreiecken besteht. „Das ist die stabilste Bauweise.“ Bis 1920 wurden diese Räder in England gebaut, insgesamt 8000 Stück. Nach dem Ersten Weltkrieg sind die Fahrräder in Vergessenheit geraten, bis Anfang der 1980er Jahre der Däne Jesper Sölling angefangen hat, diese Räder wieder nachzubauen. Mitte der 80er Jahre begann auch Michael Kemper bei Aachen diese Räder wieder zu bauen.
Auf einem Pedersen-Rad hat man ein ganz anderes Fahrgefühl wie auf einem herkömmlichen Rad. Die Sitzhaltung ist viel aufrechter, fast wie auf einem Hollandrad. Mit dem Unterschied, dass kein Sattel drückt oder kneift. Der bequeme Hängemattensitz passt sich jedem Fahrer an und federt mit.
„Ein Pedersen-Rad ist etwas für Genuss-Radler, ist sehr elegant und bequem und nichts zum hetzen“, sagt Thomas Leißle. Sein Kundenkreis sind deshalb auch meist Radler ab 50 Jahren.
Handgefertigte Räder
Zudem sind die Räder nicht ganz billig. Ab 2000 Euro bekommt man ein solches Rad, in der Regel sind sie aber teurer. Die Kunden legen um 3000 Euro auf den Tisch für das handgefertigte Rad. Meistens wollen die Kunden Extras an ihrem Fahrrad, wie Steve Ewer aus Ingolstadt. Sein Rad ist vernickelt und kann zerlegt werden. Zudem hat sein Rad einen Kardanantrieb, läuft also ohne Kette. Die Schutzbleche sind aus Holz gefertigt.
Ein Pedersen-Rad ist genauso stadttauglich wie andere Fahrräder. Es können Gepäckträger an die Räder gebaut werden und auch Kindersitze hat Thomas Leißle schon an Räder montiert. „Es ist kein Rennrad und kein Mountainbike, aber sonst kann ein Pedersen-Rad alles, was ein normales Fahrrad auch kann.“
Von den 8000 Original-Fahrrädern sind noch rund 500 Räder weltweit erhalten. Auch Thomas Leißle besitzt ein solches. 106 Jahre ist das Rad alt und noch immer fahrbereit.