Von einem schier babylonischem Sprachengewirr am Mittagstisch im Konvent St. Michael zu sprechen, wäre unangemessen. Denn die gesetzten Herren, die sich hier italienisch, spanisch, englisch und deutsch unterhielten, verstanden sich sehr gut und sprechen in Glaubensdingen sowieso eine Sprache. Des Rätsels Lösung der Vielsprachigkeit war vielmehr der kurze Abstecher des ranghöchsten Augustiners mit seinen Begleitern in den Konventen St. Josef und St. Michael. am Montag.
General Pater Robert Prevost aus Rom weilte mit seiner so genannten Generalkurie in Münnerstadt. Zur Curia generalica gehören Sekretär, Ökonom, Prokurator und Assistenten. Die hochrangigen Augustiner waren auf dem Rückweg von einer Rundreise zu den Lebens- und Wirkungsstätten Martin Luthers, auf der sie unter Führung des ehemaligen General-Assistenten Pater Michael Wernicke (Würzburg) Eisenach und die Wartburg sowie Wittenberg und Erfurt besucht hatten. Und so handelte es sich auch nicht um einen hochoffiziellen Besuch, sondern eher um einen Zwischenstopp inkognito. Was aber der Freude der Ordensleute vor Ort keinen Abbruch tat.
Internationales Sprachengewirr
Begrüßt wurden die Gäste aus Rom von Pater Gebhard Maulhardt, dem Prior des Konvents St. Michael. Er hieß sie herzlich willkommen und wünschte ihnen einige erholsame Stunden in der traditionellen Augustiner-Stadt Münnerstadt. Was die Reisegruppe sich dann auch nicht zweimal sagen ließ. Angeregt unterhielten sich Brüder und Gäste in italienisch, spanisch, englisch und deutsch.
Das internationale Sprachengewirr zeuge nämlich vom weltweiten Netzwerk der Augustiner, meinte Pater Jordan Fenzl im Gespräch mit der Main-Post. Dabei ist aufgefallen, wie angeregt sich der 96-jährige Pater Salesius Friemel in fließendem Italienisch mit seinem Gegenüber unterhalten konnte und sichtlich darüber erfreut war bei dem Zusammentreffen ehemalige Bekannte aus seiner Zeit in Rom nach langen Jahren wiederzusehen.
Führung durch die Stadt
„Manche von uns waren einander ja nicht fremd, kannten wir uns doch noch von einer früheren Ordenstätigkeit her, etwa einem Aufenthalt in Rom, Wien oder in anderen Konventen in Deutschland“, sagte Pater Jordan. Nach dem gemeinsamem Mittagstisch und einer Eucharistiefeier in der Klosterkirche genossen die Besucher eine Führung durch das Rokoko-Juwel St. Michael und einen kleinen Stadtrundgang.
Zum Abschluss der ebenso kurzen wie kurzweiligen Begegnung stattete die Besuchergruppe noch der Magdalenen-Pfarrkirche mit dem bekannten Altar des Bildhauers Tilman Riemenschneider einen Besuch ab, bevor die Patres nach Würzburg weiterreisten.
Augustiner-Chef Pater Robert Prevost zeigte sich abschließend dann doch sehr beeindruckt von den weiträumigen klösterlichen Einrichtungen und den beiden Kirchen. „Ich bin dankbar“, sagte der Ordensgeneral, „für diesen Besuch in Münnerstadt.“