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BAD BRÜCKENAU: Blicke in einem überfüllten Bus

BAD BRÜCKENAU

Blicke in einem überfüllten Bus

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    Diamantene Hochzeit: Franz und Theresia Schwager.
    Diamantene Hochzeit: Franz und Theresia Schwager. Foto: Foto: Elena Herdt

    (ele) Was ist das Geheimrezept für eine gute Ehe? Auf 60 Jahre Ehe können Franz und Theresia Schwager in Bad Brückenau zurückblicken. Am Dienstag wird mit den drei Kindern, elf Enkeln sowie elf Urenkeln und weiteren Verwandten Diamantene Hochzeit gefeiert.

    Ein Geheimrezept gibt es nicht, meint Franz Schwager ernst. Es sei vorrangig Treue und Zusammenhalt entscheidend. Zudem verbindet ihn und seine Frau die gemeinsame Heimat Südböhmen. 1945 wurden sie von dort vertrieben, nachdem Schwager aus kurzer russischer Gefangenschaft nach zwei Fluchtversuchen entkommen konnte. Seine Frau bekommt noch heute feuchte Augen, wenn sie an diese schwere Zeit zurückdenkt. Doch die Vertreibung habe sie auch zusammengeschweißt. Die Liebe zueinander und das Vertrauen seien sehr wichtig. Genauso wie das Vertrauen in Gott.

    Eine Zeit lang lebte das Paar in Linz an der Donau, wo Franz Schwager das Abitur machte. Kurz danach kam die Ausweisung auch aus Österreich, da beide die Staatsbürgerschaft des Landes nicht besaßen. Die hätte 30 000 Schilling gekostet. Geld, das das junge Paar zu dieser Zeit nicht hatte. So kam es, dass sie ein Jahr nach Kriegsende in Deutschland gelandet sind.

    1950 wurde in Bietigheim im Kreis Ludwigsburg Hochzeit gefeiert. Theresia Schwager konnte zwei Jahre später ihren Lehrdienst in Baden-Württemberg aufnehmen, da sie eine Lehrerbildungsanstalt in Budweis in Südböhmen besucht hatte.

    Ihr Mann studierte an der Universität Würzburg Deutsch, Geschichte und Englisch. Seine Lehramtstätigkeit nahm er erstmals 1951 an der Privatschule Schloss Craheim bei Hofheim auf. Nach Bad Brückenau kam das Paar im September zwei Jahre später, als Franz Schwager eine Anstellung am Franz-Miltenberger Gymnasium bekam. Da seine Eltern in Kitzingen lebten, war die Wahl auf das Bundesland Bayern gefallen.

    Seine Frau gab den Schuldienst nach dem zweiten Kind auf und blieb zuhause. „Ich war schon froh, dass sie bei den Kindern geblieben ist“, sagt Franz Schwager heute. Auch Theresia Schwager bereut die Entscheidung nicht. Sie engagierte sich acht Jahre lang als Leiterin des katholischen Frauenbundes. Ihr Mann unterstützte 18 Jahre lang die katholische Kirchenverwaltung. 36 Jahre lang diente er als Vorstand des Brückenauer Theaterrings und übernahm zusätzlichen Unterricht an der Volksschule, wo er sich um die Integration von Asylbewerbern und Aussiedlern bemühte.

    Obwohl beide ihre Ehrenämter inzwischen niedergelegt haben, sind sie weiter aktiv. Franz Schwager vorrangig beim Fahrradfahren und Wintersport. „Ich freue mich schon auf den Frühling“, sagt er, damit er das Rad wieder benutzen kann. Doch auch Theresia Schwager bemüht sich noch um ihre Tätigkeiten im Haushalt. „Sie ist eine tüchtige Frau“, sagt ihr Mann stolz. Sie übernimmt auch die Arbeiten im Garten, während er die Einkäufe erledigt. „Er ist der Außenminister, ich der Innenminister.“

    Kennengelernt hat sich das Ehepaar am Muttertag 1944 in einem überfüllten Bus in Budweis. „Es war Liebe auf den ersten Blick“, so das Paar. „Immer, wenn ich hingesehen habe, hat er auch just geguckt“, lacht Theresia Schwager bei der Erinnerung. Ihr Neffe begleitete sie damals. Die jungen Männer kannten sich und so fragte ihn Franz Schwager nach der Adresse seiner heutigen Frau. Diese reagierte skeptisch, als sie davon erfuhr. „Der schreibt ja eh nicht.“ Eine Woche später kam jedoch der erste Brief.

    60 Jahre später erinnern ein persönlich unterschriebener Brief von Ministerpräsident Horst Seehofer oder der Besuch von Bürgermeisterin Brigitte Meyerdierks daran, welche Auswirkungen die damalige Begegnung im Bus hatte. „Wenn Leute mit 60 sagen, sie sind alt – wir sind schon so lange verheiratet!“, schmunzelt Theresia Schwager über die lange Ehe. Und heute noch glücklich und zufrieden.

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