Seit einigen Tagen prangt der Eintrag in Facebook: „Ab 1. August machen wir Sommerpause. Wir melden uns, wenn es weiter geht“, schreiben die Betreiber der Tangente in Bad Brückenau. Der Eintrag scheint gewöhnlich, trägt aber jede Menge Brisanz in sich. Denn nach Main-Post-Informationen ist es keineswegs sicher, dass die Kultkneipe wieder aufmacht.
Ein Ruck war durch Bad Brückenau gegangen, als Ende vergangenen Jahres bekannt wurde, dass die Tangente wieder aufmacht. Obwohl sie zuvor nur knapp ein Jahr geschlossen war, hatten viele Brückenauer sie sehr vermisst. Die Aufbruchstimmung kam auch durch Konrad Lother, den Neffen des alten Betreibers Andreas Zirkel. Viele Ideen hatte Lother; Bands sollten spielen, DJs auftreten, Ausstellungen zu sehen sein. Die Tangente sollte wieder zu dem Treff für die Brückenauer Jugend werden.
Doch seit Wochen gehen Gerüchte um, Lother wolle aussteigen, suche einen Nachfolger. Und dass die Tangente jetzt in die Sommerpause geht und nicht mitgeteilt wird, wann sie wieder öffnet, verwundert doch einige, die das Lokal besuchen.
Konrad Lother war telefonisch nicht zu erreichen. Er macht Urlaub in Portugal. Dafür äußert sich seine Großmutter Helga Zirkel gegenüber der Main-Post. Ihr und ihrem Sohn Andreas gehören Haus und Kneipe; auf sie ist die Gaststättenkonzession ausgestellt.
„Wir haben schon immer im August geschlossen. Das ist nichts Ungewöhnliches“, sagt Helga Zirkel. Allerdings werde die Sommerpause alles andere als normal: „Die Tangente bekommt eine Denkpause.“
Nach dem Start an Weihnachten sei eigentlich alles wunschgemäß verlaufen. Die Gäste seien in Scharen gekommen; jedes Wochenende habe es Riesenfeiern gegeben.
Doch kurz nach dem Jahreswechsel der Schock. Es habe fünf bis sieben gewaltbereite Chaoten gegeben, die schon alkoholisiert gekommen seien und Ärger gemacht hätten, so Helga Zirkel. Es kam zu Ruhestörungen; Flaschen wurden auf Straße und Gehsteig zerdeppert. Sogar Schlägereien gab es.
„Wir haben damit nicht gerechnet, dass bei eigentlich schönen Veranstaltungen so etwas passiert“, so die Gastronomin. Zwar hätten sich die Chaoten nachher entschuldigt; es sei aber immer wieder zu Exzessen gekommen.
Die Sache zog Kreise: Die Polizei musste kommen. Die Stadtverwaltung erhielt Beschwerden.
„Am meisten geschockt war Konrad selbst“, sagt die Chefin von vier fest angestellten Mitarbeitern. Auch habe er sich mit der Situation schnell überfordert gefühlt. Sein Onkel Andreas Zirkel musste wieder in der Tangente mitorganisieren. Obwohl er sie einst deswegen schloss, um andere Dinge machen zu können.
Inzwischen hat sich die Lage beruhigt – auch um den Preis, dass die Tangente-Verantwortlichen den Veranstaltungskalender ausgedünnt haben und die Gäste stark kontrollieren. Auch mit der Polizei verständigte sich Helga Zirkel. Weil sie mit den Anwohnern, die sich beschwert hatten, einen Ausgleich suchen wollte, fragte sie bei der Stadt nach. Dort bekam sie keine Antwort.
Nun hofft Zirkel auf Antwort von Bürgermeisterin Brigitte Meyerdierks, um noch im Sommer Lösungen zu finden. Damit die Tangente nach den Ferien doch wieder öffnen kann.