„Ich habe wahnsinnig gern gearbeitet.“ Der Abschied in diesen Tagen fällt der 61-Jährigen nicht leicht. Aber sie freut sich darauf, ab Januar langsamer treten zu können. Mehr Zeit zu haben für ihre beiden Töchter und sechs Enkel, fürs Fitnesstraining und für Aki, ihren neunjährigen Golden Retriever: „Es wird wahrscheinlich die erste Zeit wie Urlaub sein. Aber dann wird's mir schon fehlen.“
1959 war Susanne Simet als Zwölfjährige mit ihren Eltern, Ernst und Eva Pietsch, von Berlin nach Brückenau gekommen. Die Familie führte zuerst das Zentralhotel in der Stadt und dann bis 1975 das Waldhotel Pilsterhof. Beim Mithelfen im Familienbetrieb habe sie das Planen gelernt: „Mein Leben ist das Organisieren.“ Das ist wohl eine der wichtigsten Fähigkeiten, die die Sekretärin eines Bürgermeisters braucht.
Gern wäre sie beruflich in die Fußstapfen ihrer Eltern getreten. Doch der Vater riet zu einem andern Weg. So machte Susanne Simet eine Banklehre bei der Sparkasse in Brückenau, was sie sich nie hatte vorstellen können. Diese Ausbildung kam ihr zu Hilfe, als sie sich vor beinahe 20 Jahren bei der Stadt Bad Brückenau bewarb. Damals suchte Bürgermeister Hans Rohrmüller eine Sekretärin. Susanne Simet konnte wegen ihrer beiden Kinder aber keine Vollzeitstelle annehmen, so fing sie in der Kämmerei bei Edgar Rieß an.
Lange blieb sie nicht in der Kämmerei; die Stelle beim Bürgermeister war wieder zu besetzen, diesmal holte Hans Rohrmüller sie ins Vorzimmer. Diszipliniert ging es zu, erinnert sich Simet an ihren ersten Chef. Über ihren jetzigen Vorgesetzen, Thomas Ullmann, sagt sie: „Er ist immer Mensch geblieben.“ Mehr mag sie nicht über ihre Vorgesetzten erzählen, eigentlich ist es ihr sowieso nicht recht, ins Rampenlicht gestellt zu werden. Mehrere Anrufe und Überredungskünste waren nötig, um einen Termin für ein Interview zu bekommen.
Loyalität gegenüber den Bürgermeistern ist für Susanne Simet einfach. Es gehört zu ihrer Lebenseinstellung, nicht zu werten. Sie ist Zeugin Jehovas, ihre Freizeit nutzt sie, um von Haus zu Haus zu gehen und Menschen ihren Glauben, die Vorstellungen ihrer Religionsgemeinschaft, nahezubringen.
„Es gibt mir sehr viel“, erzählt sie. „Ich versuche, die Bibel in den Vordergrund zu rücken.“ Damit sind politische Vorgänge oder gar Ränkespiele so ganz und gar nicht ihre Welt. Sie verhält sich neutral, auch weil sie weiß: „Die Politik ist ein schlechtes Geschäft.“
„In Bad Brückenau ist es wahnsinnig schwer, Bürgermeister zu sein. Egal was sie tun, sie werden angegriffen.“ Oft hat sie sich gewundert, wie wenig Verständnis Anrufer aufbringen, wenn sie diese nicht sofort zum Bürgermeister durchstellen konnte.
Jetzt wird Gabi Kientzle von der Bauverwaltung die Aufgabe übernehmen, den Tag des Bürgermeisters zu planen, Briefe zu schreiben, Ansprechpartner im Rathaus zu sein.
Susanne Simet bleibt in Bad Brückenau. Sie mag die „Stadt der Harmonie“, wobei sie gern die Harmonie ein wenig mehr im Vordergrund sehen würde: „Wenn sie das ein bisschen ausbauen würden, das fände ich schön.“