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Das Kruzifix neben dem Hitler-Bild

Münnerstadt

Das Kruzifix neben dem Hitler-Bild

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    Das Katholische Pfarramt Steinach ersuchte die Gemeinde um Überlassung der Schulräume zwecks Erteilung des Kommunionunterrichts. Der Bürgermeister befürwortete dies mit dem Hinweis, dass keine beheizbaren Räume für die Kirchengemeinde zur Verfügung stünden. Der Bezirksschulrat versah diesen Antrag mit folgendem Vermerk:

    "Aus grundsätzlichen Erwägungen spreche ich mich gegen die Überlassung der Schulräume aus. Es bedarf keines besonderen Beweises, dass die kirchlich-dogmatische Auffassung, die im Kommunion-Unterricht in konzentrierter Form gelehrt wird, sich im Gegensatz zur nationalsozialistischen Weltanschauung bewegt. Durch die Überlassung von Schulräumen zur Durchführung des Kommunion-Unterrichts würden Bestrebungen unterstützt, die die nationalsozialistische Jugenderziehung gefährden. Ich glaube nicht, dass kirchliche Räume zur Abhaltung von weltanschaulichen Schulungsveranstaltungen der Partei oder der Hitlerjugend zur Verfügung gestellt würden."

    Unterwürfige Behörden

    Es ist bezeichnend für die Unterwürfigkeit der damaligen Verwaltungsbehörden, dass dieser Bericht vom Landrat dem Regierungspräsidenten vorgelegt wurde mit dem Zusatz, dass er sich den Äußerungen des Bezirksschulrates anschließe. Der Regierungspräsident lehnte dann auch die Überlassung durch eine gesonderte Entscheidung ab, aus den genannten Gründen. Just in dieser Zeit ereignete sich der Fall "Münsterschwarzach". In der Benediktinerabtei wurden im Jahr 1941 der Abt und 15 Patres verhaftet und durch die Gestapo auf Lastwagen abtransportiert. Die Bevölkerung nahm eine drohende Haltung ein. Frauen warfen ihre Mutterkreuze und die Kriegs-Auszeichnungen ihrer Männer den Gestapo-Beamten vor die Füße. Die Nachricht von dieser Demonstration verbreitet sich in Windeseile in Unterfranken.

    Zu einem Höhepunkt des Widerstandes der Bevölkerung kam es jedoch, als Kruzifixe aus den Schulen entfernt wurden. In Nüdlingen fand eine der größten Widerstandskundgebungen statt. Eine große Anzahl von Frauen zog vor das Landratsamt Bad Kissingen und demonstrierte gegen die Entfernung der Kruzifixe. Danach zogen sie unter der Beteiligung eines großen Teils der Bevölkerung in die Schule und hängten die Kreuze dort wieder auf.

    Erfolgreicher Kreuzzug

    Die Nachricht vom erfolgreichen Kreuzzug der Nüdlinger Frauen verbreitete sich damals im ganzen Kissinger Umland, der Bezirksschulrat traute sich daraufhin nicht mehr, die Anordnung auf Entfernung der Kreuze in anderen Schulen zu erlassen. Die Schulen wurden nur noch angewiesen, in einer Entrümpelungsaktion an der Stirnseite der Lehrsäle nur noch das Führerbild anzubringen, alle anderen Bilder und Symbole (Kreuze) dürften nur an den Seiten- und Rückwänden aufgehängt werden.

    Die Kombination Führerbild und Kruzifix lasse einen unästhetischen Eindruck entstehen und erziele eine vom politischen und erzieherischen Standpunkt unerwünschte Wirkung. Die Veränderung sei in einer Weise durchzuführen, die völlig unauffällig und keine nach außen betonte politisch-weltanschauliche Absicht erkennen lasse. In Thundorf und Rothhausen kam es darauf hin zu heftigem Widerstand. Pfarrer Felix Seufert erklärte in der Schule Rothhausen, dass es eine Schmähung und Beleidigung sei, wenn man das Kruzifix an die Seitenwand hinge. Er äußerte, dass er die Kruzifixe in der Kirche aufbewahren werde, bis sie wieder den ersten Platz einnehmen werden. Interessant ist ein Bericht des Lehrers von Thundorf hierzu:

    "Als ich an das Kruzifix-Problem herantrat, ahnte ich schon, dass das bei den Schülern etwas absetzen würde. Ich kannte ja die politische Einstellung der Thundorfer Bevölkerung und wusste, dass der Pfarrer ein Mann ist, dem geglaubt wird. Das Führerbild hing bisher dicht neben dem Kruzifix an der Vorderwand. Da entstand ein plötzliches Murren und Schimpfen bei den Mädchen der 6./7. und 8. Klasse. Auf diese Vorkommnisse war ich vorbereitet, ja ich hatte dafür sogar Interesse. Aus dem Gebrumm und Gemurr verstand ich: "Da tun wir das Hitlerbild weg". "Ich hätte", so der Lehrer "gerne heraus bekommen, was der Pfarrer alles gesagt hat, konnte aber nichts erfahren, keiner hat ein Wort verlauten lassen". Ein typisches Zeichen dafür, wie das Thundorfer Volk zum Pfarrer hielt.

    Der Denunziant

    Der Bezirksschulrat äußerte sich hierzu, dies sei höchste politische Unzuverlässigkeit, dem Geistlichen sei seines Erachtens die Berechtigung zur Erteilung des Religionsunterrichtes zu entziehen Mit Entschließung des Regierungspräsidenten vom 17. Juli 1941 wurde Pfarrer Seufert die Befugnis zur Erteilung des lehrplanmäßigen Religionsunterrichtes entzogen.

    Der Gendarmerieposten berichtete, dass Seufert am Himmelfahrtstag während des Vormittag-Gottesdienstes in Theinfeld dies verlesen habe mit der Bemerkung: "Der Denunziant kann den Pfarrer von Thundorf wohl zur Strecke bringen, es gibt aber ein letztes Gericht".

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