Mit einem dreitägigen Fest feiert der Landgasthof zum Weißen Rössl in Stralsbach am Wochenende vom 10. bis 12. Juli seinen 400. Geburtstag. Die im Haus in Stein gehauene Jahreszahl 1615 weist auf das Baujahr der einstigen Kutschenstation hin, die damals noch „Zum Roten Rösslein“ hieß und deren erster Betreiber nach Erteilung des Schankrechtes durch das Kloster Frauenroth schon die durchreisenden Kutscher und Fahrgäste bewirten durfte.
Heute sind es wohl seltener die Durchreisenden, die von Gastwirtsfamilie Hergenröder in ihren vier Gasträumen und im Biergarten des historischen Landgasthofes empfangen werden. Überwiegend sind es Stammgäste aus dem weiten Umkreis, die immer wieder gern gezielt nach Stralsbach kommen. „Wir leben von der Mundpropaganda“, weiß Hotelfachfrau und Studentin Verena Hergenröder (25), die ihrer Mutter Arnita (55) oft im Service hilft, während Vater Thomas (51) und Bruder Michael (22) am Herd stehen.
Rhöner Spezialitäten und Stroalsbicher Klassiker wird es auch am kommenden Festwochenende geben. Alle Speisen werden stets frisch zubereitet. „Unsere Zutaten kommen nur von Lieferanten aus der Region, die wir alle persönlich kennen“, versichert Jungkoch Michael. „Wir machen alles selbst von Hand - traditionell, aber modern.“
Aus der Region
Sogar die Schokolade stammt aus eigener Herstellung, ebenso wie die fast 20 verschiedenen Brände aus Vaters Brennerei. „Unser Holunder- und unser Schlehenbrand sind einmalig in der Region“, meldet sich Thomas Hergenröder als Chef des Hauses zu Wort. Der gelernte Koch und Metzger führt seit 1997 den familieneigenen Landgasthof zum Weißen Rössl, in dem er allerdings schon seit 1988 seinen Vater Alfons am Herd unterstützt hatte.
Vor 100 Jahren wurde der Gasthof von seiner Familie übernommen, erzählt Hergenröder aus der Familiengeschichte. Sein Stiefgroßvater Karl Schlereth kaufte 1918 das Weiße Rössl für fast 30 000 Mark, nach dem Ersten Weltkrieg eine Menge Geld. 1965 übernahm Vater Alfons erst als Pächter, 1971 dann als Erbe gemeinsam mit Ehefrau Renate die historische Wirtschaft. Als Thomas Hergenröder zum Chef des Hauses aufstieg, baute er 1995 eine moderne Küche ein, sanierte die Kegelbahn und stockte den Anbau um ein Obergeschoss auf.
„Vor allem haben wir im Haus Toiletten eingebaut. Die waren vor 20 Jahren noch auf dem Hof“, schmunzelt Hergenröder.
Immer wieder muss in dem 400 Jahre alten Landgasthof etwas saniert und restauriert, umgebaut und modernisiert werden. Waren es damals Küche und Toiletten, kamen im vergangenen Dezember die Gasträume dran. „Für sehr viel Geld“ – mehr will Hergenröder nicht verraten - wurde alles auf modernsten Stand gebracht. Heute entsprechen die Gasträume denen eines städtischen Feinschmeckerlokals. „Das Ambiente muss auch stimmen“, ist Verena als angehende Hotelbetriebswirtin überzeugt. Der Gast kommt schon lange nicht mehr ins Restaurant, nur um zu essen. Auch für die Räume eines Landgasthofes gilt deshalb: „Das Auge isst mit.“
Mit Tochter Verena und Sohn Michael arbeitet sich die vierte Generation der Gastwirtsfamilie Hergenröder ins harte Geschäft ein. Die Nachfolge wäre also geregelt. Doch in den nächsten zehn Jahren wollen die Eltern noch die Zügel in der Hand behalten, wenn auch lockerer lassen.
Immer häufiger hört der Vater auf die neuen Ideen seiner beiden Kinder. Verena: „Wir wollen noch mehr jüngere Gäste ansprechen.“ Dazu dienen Internet und Facebook, Burger-Abende und wechselnde Events wie das Geburtstagswochenende vom 10 bis 12. Juli.