Roland Schoch kann sein Glück noch immer kaum fassen. Im Überschwang des Gefühls spricht er gar vom „Wunder vom Kreuzberg“, das ihm da widerfahren ist. Vier Händler hatte Daniel Hohn, der Erbe des Berggasthauses gleichen Namens, schon angerufen. Keiner hatte sich blicken lassen. Schoch ließ sich dagegen nicht zweimal bitten. Er kam, sah und kaufte kistenweise Andenken, die in dem Gasthaus zum Teil schon Jahrzehnte lagerten und die nun raus mussten, weil die 1893 von Isidor Hohn gebaute Gaststätte an das Kloster verkauft wird.
Ein Schatz für Schoch
Karten, Leporellos, Kreuze, Rosenkränze, Gewitterkerzen, Heiligenbildchen, wie man sie an allen Wallfahrtsorten findet, aber auch Teller, Aschenbecher, Gläser, Vasen, Wimpel Stecknadelkissen und vieles mehr aus den 50er, 60er Jahren und zum Teil noch älter – das meiste noch original verpackt befindet sich in den Kisten. Ein wahrer Schatz für einen wie Schoch, der seit 25 Jahren Haushaltsauflösungen macht und mit seiner Frau Gisela seine Waren auf den großen Floh- und Antikquitätenmärkte in ganz Deutschland anbietet. Vor gut einem halben Jahr hat der 53-jährige, der in Großenbrach wohnt, am Marktplatz in Münnerstadt ein Antiquitätengeschäft eröffnet. Dort und im Museums-Shop erhält man auch die Devotionalien vom Kreuzberg.
Kulturgeschichtlicher Wert
Auch Museumsleiterin Katja Schenkenberger war von dem ungewöhnlichen Fund so begeistert, dass sie sich spontan entschlossen hat, eine Ausstellung im Henneberg-Museum zu organisieren, die noch bis zum 18. November läuft. Für die Volkskundlerin besitzen die Souvenirs vor allem kulturgeschichtlichen Wert, zumal ja auch die Rhön mit dem Kreuzberg in Räumen des Museums thematisiert wird.
Kultiger Kitsch
„Bevor die in alle Welt verstreut werden. musste ich die einfach noch mal zeigen“, sagt Schenkenberger. Wobei der Nachlass in seiner Gänze von Interesse ist und bei manchem Kindheitserinnerungen wecken kann. Viele Teile für sich allein betrachtet, verdienen dagegen das Prädikat Kitsch. Kitsch, der aber gerade unter jüngeren Leuten heute schon wieder einen gewissen Kultstatus besitzt. Auch wenn die Ausstellung in etwa einer Woche der Krippenausstellung Platz machen muss, bleibt doch noch eine Auswahl von Karten, Kerzen und Keramik im Museums-Shop zum Verkauf.