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KOTHEN: Das Wunder von Maria Ehrenberg

KOTHEN

Das Wunder von Maria Ehrenberg

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    Wahrzeichen: Die bekrönten Marienstatuen weisen den Weg nach Maria Ehrenberg.
    Wahrzeichen: Die bekrönten Marienstatuen weisen den Weg nach Maria Ehrenberg.

    Sonntagvormittag liegt regnerischer Dunst über der Rhön. Die Gottesdienstbesucher tröpfeln nach und nach ein an diesem Tag, der ein besonderer ist. Maria Ehrenberg feiert ein Jubiläum. Denn vor 75 Jahren feierte Maria, die Mutter von Jesus, einen Sieg, wie Pfarrer Michael Krammer im Gottesdienst ausführt. Auf einer Postkarte, datiert auf 13. Mai, teilte die Kommandantur des neu geschaffenen Truppenübungsplatzes Wildflecken dem damaligen Pfarrer von Motten mit, dass die Kirche auf dem Ehrenberg nicht wie vorgesehen gesprengt wird und die Wallfahrt weiterhin stattfinden kann – gleichwohl das Gotteshaus auf dem militärisch genutzten Gelände liegt.

    Dass diese Postkarte im Diözesanarchiv in Würzburg aufbewahrt wird und er eine Kopie davon hat, führt Krammer an diesem Sonntag nicht aus. Die meisten der an diesem Tag nur 150 Gläubigen dürften es ohnedies wissen. Denn viele kommen häufig, wenn nicht regelmäßig. Heute sind es eher die Hartgesottenen, die auch die klamme Feuchte nicht schreckt. „Bei gutem Wetter kann ja jeder“, belehrt ein Mann mit thüringer Zungenschlag seine Jungs. Vier Grad habe das Thermometer seines Autos angezeigt, verkündet ein anderer.

    So wie er kommen die meisten auf vier Rädern hochgefahren. Die Nummernschilder verraten, woher sie kommen: KG, NES, FD. Auf der geschotterten Panzerstraße aber ist auch ein Vierer-Grüppchen mit Regenschirmen zu Fuß unterwegs, hat eine ganze Reihe von Warnschildern passiert wie „Militärischer Sicherheitsbereich – Blindgänger! Lebensgefahr!“, „Tarnlichtstrecke Beginn“ oder „Privatstraße des Bundes – Benutzung auf eigene Gefahr“. Von Kothen aus brauchen sie etwa eineinhalb Stunden. Wobei die letzten 300 Meter wohl die anstrengendsten sind: die 254 Treppenstufen – mal zwei, mal zehn am Stück – die letzten 75 Höhenmeter hoch zur Kirche, vorbei an den drei bekrönten Marienstatuen. Glitschig ist das Kopfsteinpflaster dazwischen an diesem Tag. Von den Wühlspuren der Wildschweine links und rechts ist nichts mehr zu sehen: Die Kothener haben die Wiesenstreifen wieder hergerichtet.

    Normalerweise sei das Gotteshaus mit 300 Gläubigen voll, so Krammer. Wer keinen Platz findet, hört die Messe draußen, in freier Natur, über Lautsprecher mit. An Maria Himmelfahrt, wenn die Mottener und Kothener am 15. August ihre gelobte Wallfahrt begehen, kämen zwei- bis dreitausend.

    Rainer Schipper vom Gasthof Postkutsche aus Kothen kann dennoch auch heute zufrieden sein. Schnitzel, Spargel und Spießbraten gingen gut weg nach der Messe. Gespeist wurde auch in der Beichtkapelle, der hölzernen Baracke neben dem Gastraum. Als Krammer unter dem Gnadenbild, einer spätgotischen hölzernen Sitzmadonna, den Segen gibt, hat sich der Dunstschleier gelegt, den Blick auf Motten wieder freigegeben. Wunderbar. Als Krammer an die außergewöhnliche Entscheidung 1938 erinnerte, sprach er von einem Wunder, das Maria vollbracht habe.

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