Vor Jahren sah Klaus Pfennig im Fernsehen fasziniert einen Bericht über den Jakobusweg. Über zwei Jahre sparte der 34-jährige Maschinenarbeiter Urlaub, Überstunden und Freischichten. Der Arbeitgeber zeigte sich verständnisvoll. Am 20.Juni ging Klaus Pfennig nach mehrmonatigen Training aus der Haustür, suchte sich seinen Weg bis Geldersheim und marschierte von dort auf dem mit der Jakobsmuschel ausgeschilderten Weg die 2836 Kilometer Santiago de Comostela. Am 2. Oktober, nach 15 Wochen, kam er an.
"Eigentlich hatte ich mit etwa 20 Wochen gerechnet", sagt er. Mit rund 15 Kilogramm Gepäck lief er täglich zwischen neun und 43 Kilometer, an Autobahnen entlang, neben Bundesstraßen oder über Wald- und Wiesenwege. "Je nach Lust und Laune oder meiner körperlichen Verfassung richtete sich die Tagesstrecke", so der Pilger.
Übernachten konnte er in Deutschland in Jugendherbergen oder spontan angerufenen Pfarrämtern, in schweizerischen Hotels und Privatunterkünften, in Frankreich in den "Gites", in Spanien in den Pilgerherbergen. Ebenso unstet war auch die tägliche Verpflegung.
"Außer Schnee hatte ich jedes Wetter. Aber da musst du halt auch durch Sturm und bei großer Hitze laufen. Unterwegs wirst du sehr zum Individualisten. Du bist fast immer alleine, denn jeder hat ein unterschiedliches Lauftempo. Am Abend traf ich dann immer wieder einmal Leute von unterwegs." So hat er in den Pyrenäen auch eine Frau aus Poppenlauer getroffen, außerdem einen Medizinstudenten aus Bad Kissingen.
Viele Stempel zieren den Pilgerausweis. Ohne ihn kommt man in Spanien gar nicht in die Herberge. "Das war ein Schock, als ich mit etwa 120 Leuten in einem Saal übernachtete", erinnert er sich. Nach einsamer Wanderung wurden die letzten 100 Kilometer vor dem Ziel zu einer Massenveranstaltung, da hier Jakobuswege aus verschiedenen Richtungen zusammentreffen. "Das ist dann sehr ungewohnt nach der wochenlangen Ruhe, in der du die tollen unterschiedlichen Landschaften genießen konntest." Von Santiago, das er am 2.Oktober mit vielen anderen erreichte "war ich enttäuscht." Die Kathedrale sei zwar imposant und sehr schön, doch hatte sie auf ihn keine Ausstrahlung. Viele Pilger seien in Tränen ausgebrochen und der Meinung, dass hier die Pilgerreise zu Ende sei.
Ganz anders Pfennigs Gefühle. "Mich hat das nicht so in der Seele berührt, und meine Pilgerreise ist noch nicht zu Ende." Es überwogen positive Eindrücke. "Unterwegs lernst du schnell großes Gottvertrauen, wenn du wieder etwas zu essen, ein Dach über dem Kopf hast oder fremde Leute dir geholfen haben. Für ihn, der vorher nur einmal nach Vierzehnheiligen gewallt ist, das Wichtigste: "Ich hatte viel Zeit für mich. Ich konnte das ausmüllen, was sich in den letzten Jahren angesammelt hatte und ich habe mal ordentlich im Inneren aufgeräumt und bin jetzt viel ruhiger und ausgeglichener." Rückblickend würde er die Strapazen wieder auf sich nehmen und einen solchen Pilgerweg jedem empfehlen, um "eine Auszeit zu nehmen und Ruhe zu haben."
Bis 6.Oktober blieb Pfennig, der insgesamt vier Paar Schuhe verlief, in Santiago. Zurück ging es mit dem Flieger nach Frankfurt und mit dem Auto nach Schweinfurt. Von hier marschierte er nach Großwenkheim und kam, so hatte er es unterwegs geplant, am 9.Oktober, dem 70. Geburtstag seiner Mutter, wieder zu Hause an. Eine Wiedersehensfeier hatten seine Geschwister organisiert und dazu Freunde und Bekannte eingeladen.
"Jetzt ist erst einmal, auch aus beruflichen Gründen, einige Jahre Pause. So etwas soll keine Dauereinrichtung werden, es soll etwas Besonderes bleiben", meint Klaus Pfennig sehr zufrieden über seine Pilgerreise.