„Aus der Schmuddelecke linksalternative Revoluzzer mit Jutesack und Räucherstäbchen sind wir heraus“, ist Dirk Hönerlage zufrieden. Der Vorsitzende der Bad Brückenauer Eine-Welt-Gruppe blickt auf 25 Jahre „Bildungsarbeit am Bewusstsein der Leute“ zurück. Der politische Ansatz der Gruppe, die Bedeutung der sozialen Gerechtigkeit im Zeitalter der Globalisierung, sei heute schon ein Stück weit in die Köpfe der Leute eingedrungen.
Als Beispiel nennt Hönerlage das Siegel „Fairtrade-Stadt“, das Bad Brückenau seit diesem Jahr trägt. Über 30 Geschäfte, Unternehmen und Vereine setzen Zeichen und unterstützen fair gehandelte Produkte.
Doch der Weg bis dahin war ein langer. „Der Rhöner Boden war schwer zu beackern“, erinnert sich Hönerlage, der – gerade mal ein halbes Jahr in Bad Brückenau ansässig – 1987 die Gründung der Dritte-Welt-Gruppe, wie sie sich damals noch nannte, initiiert hatte. Er hatte sich bereits als Schüler in Aschaffenburg und Erlangen aktiv in der entwicklungspolitischen Öffentlichkeitsarbeit engagiert.
Nicht der Verkauf stehe im Vordergrund, erklären Hönerlage und seine Stellvertreterin Theresia Sommer, Ziel sei es vielmehr, über die Waren ein Bewusstsein für fairen Handel zu schaffen.
Am Anfang war es der Tapeziertisch, auf dem die Ehrenamtlichen samstags in der Fußgängerzone, nach ausgewählten Gottesdiensten beider Konfessionen oder beim Stadtfest mit Produkten aus den sogenannten Dritte-Welt-Ländern auf sich aufmerksam machten – mit wenig Resonanz. Der Verkauf sei anfangs schleppend gelaufen, erinnert sich Sommer. 50 Mark Einnahmen an einem Samstag sei schon viel gewesen. An einen Laden in Bad Brückenau habe man deshalb nicht so richtig geglaubt.
Anfang der 90er Jahre erst ging es bergauf. Es dauerte aber trotzdem noch einige Jahre, bis man schließlich den Mut aufbrachte, den Weltladen in Angriff zu nehmen. 2005 wurde er eröffnet.
„Wir wollen aber nicht auf den Laden reduziert werden, sondern auf unsere Projekte in Lateinamerika und Afrika aufmerksam machen“, unterstreicht Sommer. Weil der Laden täglich geöffnet ist, sei man dadurch am präsentesten. Dank der Mithilfe von 20 Ehrenamtlichen im Ladendienst trägt sich der Weltladen.
Im Lauf der Jahre sei die Eine-Welt-Gruppe zum Ansprechpartner für Leute geworden, die etwas tun wollen, sagt Hönerlage. „Was also die Seriosität anbelangt, haben wir heute das Vertrauen der Leute.“
Das prinzipielle Anliegen der „Dritten Welt“-Initiative oder heute Eine-Welt-Gruppe sei seit 25 Jahren gleich geblieben. Wenn auch im Zuge der voranschreitenden Globalisierung Akzentverschiebungen erfolgt seien.
Hinweis: Interessierte sind jederzeit in der Eine-Welt-Gruppe willkommen und können sich bei Dirk Hönerlage, Tel. (0 97 41) 22 44 oder im Bad Brückenauer Weltladen melden.