Lesen, lesen, lesen – es gibt kaum einen Pädagogen, der das gute Buch nicht für den Schlüssel einer optimalen geistigen Entwicklung junger Menschen halten würde. Voraussetzung dafür, dass der Schlüssel auch sperrt, sind aber gute öffentliche Büchereien. Vor allem die Vielleser unter den Kindern und Jugendlichen wären ohne die kleinen Pfarrbüchereien und die meist besser sortierten kommunalen Bibliotheken chronisch unterversorgt. Ein Gespräch mit Gabriele Reichert, der Leiterin der Stadtbücherei Bad Kissingen.
Frage: Wie aktuell ist der Bestand der Stadtbücherei an Kinder- und Jugendliteratur?
Gabriele Reichert: Spontan würde ich sagen, sehr aktuell. Wir haben einen guten Etat von der Stadt. Dazu bekommen wir auch Projekte von der Landesfachstelle. Das ist eine Förderung beim Kauf von Büchern. 2015 war zum Beispiel ein Projekt zur Leseförderung dabei, dabei ging es um Kinderbücher.
Welche Bedeutung hat das Buch in der Stadtbücherei heute noch?
Reichert: Wir bieten seit zwei Jahren auch E-Medien an und merken schon, dass wir manche dieser Leser nicht mehr in der Bücherei sehen, weil sie ja online entleihen. Das sind aber trotzdem Leser. Sogar hauptsächlich Vielleser.
Wie groß ist denn der Anteil der Kinder- und Jugendbücher am Gesamtbestand der Bücherei?
Reichert: Da muss ich rechnen, ohne E-Medien haben wir einen Gesamtbestand von 25 000. Ungefähr 7000 davon müssten Kinder- und Jugendbücher sein, also ein knappes Drittel.
Und wie groß ist der Anteil der Kinder und Jugendlichen an der Gesamtzahl der Leser in der Bibliothek?
Reichert: Bei den Entleihern haben wir gut 400 Kinder und Jugendliche und gut 1200 Erwachsene. Die jungen Leser machen also von allen etwa ein Viertel aus.
Was sind im Moment so die Lesefavoriten für Mädchen?
Reichert: Wenn ich in die Statistik schaue, sehe ich, dass die Serie Warrior Cats zurzeit sehr beliebt ist.
Gefällt das auch Buben?
Reichert: Da gibt es eigentlich keinen Unterschied zwischen Mädchen und Buben. Die Reihe Gregs Tagebuch kommt auch bei allen sehr gut an. Mädchen lesen zum Beispiel gerne Bücher wie Rubinrot, Saphirblau und Smaragdgrün von Kerstin Gier. Für etwas Jüngere, also Zehn- bis Elfjährige, gehört Das magische Baumhaus zu den Favoriten, aber durchaus auch noch so etwas wie Bibi Blocksberg oder Die drei Fragezeichen.
Was ist Ihr schönstes Buch fürs Vorschulalter?
Reichert: Das dürfen Sie mich nicht fragen. Da kann ich keins herausstellen. Es gibt heutzutage so schöne Kinderbücher, so schöne gab's, als ich noch Kind war, nicht. Zu den Bestentliehenen gehörten letztes Jahr zum Beispiel die Findus-Bücher.
Welches Buch haben Sie selbst als Kind oder als Jugendliche am öftesten gelesen?
Reichert: Oh Gott, das waren die drei Fragezeichen und Fünf Freunde auch Dolly oder Hanni und Nanni. Ich habe einfach alles gelesen, was ich in die Finger gekriegt hab'.
Welche Kinderbuchklassiker werden heute noch gelesen?
Reichert: Ich glaube, zurzeit wird Alice im Wunderland wieder gelesen. Wir haben die Klassiker auch in der Stadtbücherei. Aber sie sind im Bestand nicht mehr so wichtig wie früher. Das ist übrigens bei den Erwachsenen ebenfalls so. Da spielen Goethe und Schiller auch kaum eine Rolle. Die Zeit ist wahnsinnig schnelllebig geworden.
Trotzdem: Welche Kinder- und Jugendbuchklassiker sollte jeder lesen?
Reichert: Wenn man Astrid Lindgren und Paul Maar zu den Klassikern zählt, dann die. Ihre Bücher werden aber auch so gut gelesen.