Die Kernzonen-Diskussion in Sachen Biosphärenreservat Rhön findet auch nordwestlich des Heidelsteins kein Ende: Wurde das Land Hessen unlängst noch als Vorreiter in der Kernzonen-Problematik dargestellt, relativiert sich das nach einem Gespräch mit dem Bund-Kreisvorsitzenden Joachim Schleicher aus Fulda.
„Positiv ist, dass die Diskussion an Dynamik gewinnt“. Das gibt Schleicher gerne zu. Allerdings gibt er auch zu bedenken, dass Hessens scheidende Umweltministerin Silke Lautenschläger mit ihrer Ankündigung, zwei Millionen Euro für die fehlenden Flächen bereitzustellen, zwar einen großen Schritt nach vorne getan hat, im Vergleich zu den Bayern. Ob die Flächen, die für den Bestand des Biosphärenreservats bis zur nächsten Unesco-Überprüfung 2013 gebraucht werden, aber sinnvoll auf- und eingeteilt werden in Hessen, das wagt der Bund-Mann zu bezweifeln.
Ausgewogen Flächen abgeben
Denn das ministerielle Konzept stamme größtenteils aus einem komplexen Papier, das die Arbeitsgruppe „Naturschutz und Kulturlandschaft“, der er selbst angehört, nach Wiesbaden auf den Weg gebracht hat. Allerdings: „Wir haben vorgeschlagen, dass ältere Naturschutzgebiete, die nicht mehr als solche genutzt werden, für die noch benötigten Flächen herangezogen werden.“ Und da sei ein großes Gebiet zwischen Bad Hersfeld und Rothenburg gar nicht berücksichtigt worden, erklärt Schleicher.
Seine Gruppe habe im Gegenzug genau darauf geachtet, dass nicht einzelne Kommunen unausgewogen viele Flächen abgeben mussten. „Beispiel Ebersburg; da haben wir nach der ersten Durchsicht gemerkt, dass dieser Ort weit mehr als andere von der Flächenabgabe betroffen war. Folglich haben wir neu gerastert“, so Schleicher. Auch habe das Ministerium bei den größeren und wichtigeren Teilen, also die mit mehr als 50 Hektar, die von der Arbeitsgruppe in Aussicht gestellten Flächen herausgestrichen.
Zähneknirschen auf allen Seiten
Aber dafür hat die scheidende Umweltministerin Lautenschläger zwei Millionen Euro für die noch fehlenden 200 Hektar Wald bereitgestellt. „Ein kluger Schachzug. Das kann die Administration in Hessen nun schnell umsetzen“, urteilt Schleicher.
Ganz anders sieht es in Bayern aus. Umweltminister Söder muss zusammen mit seinem Kollegen Brunner vom Landwirtschaftsministerium 3550 Hektar für die Kernzone bereitstellen. Und da sieht der Hesse Schleicher den Teufel im bayerischen Detail: „In Bayern gibt es mit den Staatsforsten eine ganz andere Rechtsform.
Da kann man vom Ministertisch aus nichts verfügen.“ Wenn man außerdem die hessischen Preise zugrunde lege – zwei Millionen für 200 Hektar –, müsste der Freistaat Bayern 35,5 Millionen Euro bereitstellen, rechnet der hessische Bund-Kreisvorsitzende hoch. „Da gibt es noch Zähneknirschen auf allen Seiten“, glaubt er. Auch in Hessen gebe es nach dem Lautenschläger-Konzept viel nachzubearbeiten. „Wir beobachten genau, wie die neue Umweltministerin Lucia Puttrich das umsetzt“, kündigt Schleicher schon mal an.