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THUNDORF: Der Theinfelder Schatz

THUNDORF

Der Theinfelder Schatz

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    Der Theinfelder Schatz
    Der Theinfelder Schatz

    „Das Beste am Neuen“, sagt ein russisches Sprichwort, ist „manchmal die Besinnung auf den Beginn des Alten“, aufgezeichnete Geschichten sind das Gedächtnis der Bevölkerung. Dies trifft als Aufhänger auf die lebendige Dorfgeschichte von Theinfeld zu.

    Die Theinfelder sind stolz, eine fast lückenlose Dorfchronik zu besitzen, im Volksmund der „Theinfelder Schatz“ genannt. Zu verdanken haben sie es dem 1970 verstorbenen Volksschulrektor und Ehrenbürger Oskar Thain, dem auch eine Straße gewidmet ist. Dieser hat in fast 30-jähriger Arbeit in vier Bänden, die 1932, 1934, 1937 und 1957 fertiggestellt wurden, eine beeindruckende heimatgeschichtliche Sammlung geschaffen. Nach 1957 wurde die Chronik fortgeführt von Heimatpfleger Wolfgang Emmer und mithilfe von Altbürgermeister Felix Braun.

    Nach dem Tod von Emmer 1998 wurde das Theinfelder Dorfbuch bis zum Druck im Jahr 2000 durch den Einsatz von Braun und Helfern zu Ende gebracht. Felix Braun hält auch heute noch daran fest, dass es eine unendliche Fleißarbeit von Oskar Thain war, dieses Werk für die Nachwelt zu erstellen. „Es ist eine ganz große Bereicherung für den kleinen Thundorfer Gemeindeteil Theinfeld“, so der Altbürgermeister.

    Das Buch zeigt, dass die Besiedelung der Gegend in die vorchristliche Zeit zurückgeht, was durch Funde von Werkzeugen bewiesen werden kann. Um 100 vor Christus drang von Norden her der germanische Volksstamm der Thüringer gegen die Kelten vor und dehnte sich vom Harz bis fast zur Donau aus.

    531 erlag das Thüringer Reich den vom Rhein her vorgedrungenen Franken. Diese schoben sich im Maingebiet aufwärts, drängten die Thüringer nach Norden und die Slawen nach Osten ab. Am Main und an der Saale legten sie Burgen und feste Orte an, besiedelten von den Flussläufen ausgehend das Land mit fränkischen Siedlern, die Bauern und Soldaten zugleich waren. Die fränkischen Bauernsoldaten durften einem anderen, der sich niederlassen wollte, den Zugang verweigern.

    So behielten die Dörfer lange Zeit ihre Größe, ihre Hof- und Häuserzahl. Mit jedem Haus war das Nutzungsrecht an Wald, Wiese, Weide und Wasser verbunden. Jeder Hausbesitzer hatte also „Gemeinderecht“. In Theinfeld stammen die heute noch bestehenden 23 Gemeinderechte aus jener Zeit. Jeder dieser Rechtler hat Anspruch auf den Brennholzeinschlag und dazu noch 22 Ar Wiese. Die Theinfelder können also davon ausgehen, dass sie von Franken oder teilweise von Thüringern abstammen.

    Wann Theinfeld entstanden ist, lässt sich nicht mit Sicherheit sagen. Nach der Maßbacher Chronik soll dies bereits um das Jahr 800 der Fall gewesen sein. Die Theinfelder haben sich aber bisher mit Recht auf die Erwähnung ihres Namens in der Urkunde vom 18. März 1194 gestützt. Danach bestätigte Kaiser Heinrich VI., dass der „liebe, getreue, edle Mann Otto von Lobdeburg seine Eigengüter in Theinfeld der Domkirche zu Bamberg übertragen hat“. Eine Kopie dieser Urkunde befindet sich in der Ortschronik.

    Während der beiden Weltkriege wurde Theinfeld von Kriegsschäden weitgehend verschont. Der Blutzoll vor allem der jungen Männer war aber gewaltig. Allein im Zweiten Weltkrieg blieben von 51 Kriegsteilnehmern 21 auf den Schlachtfeldern zurück, 41 Prozent.

    Die Kriege haben die Entwicklung der Gemeinde, wie aller Gemeinden, stark gehemmt. Erst in den letzten etwa 50 Jahren konnte die Infrastruktur verbessert werden.

    In einem Zeitungsbericht aus dem Jahre 1956 wird noch berichtet: „Wanderer, kommst du nach Theinfeld, so ziehe die Schuhe aus und kremple die Hosenbeine hoch. Es ist dort illusorisch, von Straßen überhaupt zu reden. Über einen breiten Feldweg erreichte man den Ort. Dort begann jedoch erst das Übel, denn zwischen Scharen von Gänsen, die sichtlich verwundert schnatterten, dass es ein Auto wagte, ins Dorfinnere vorzudringen, galt es, sich einen Weg zu bahnen.“ Für die jüngeren Generationen heute unvorstellbar.

    Die Dorfbewohner hatten sich an diese Verhältnisse gewöhnt. Und der letzte Bürgermeister, Emil Schmitt, konnte 15 Jahre später in einer ehrlichen Bilanz feststellen, dass „durch Gemeinschaftsgeist und Zusammengehörigkeitsgefühl große Leistungen vollbracht wurden, um die sie andere Gemeinden beneideten“.

    Die Vergangenheit sei gut genutzt und das Gesamtbild der Neuzeit angepasst worden. Davon zeugten saubere Straßen, Kanalisation, Wasserleitungsbau, Kinderspielplatz, Grünanlagen und die im Jahre 1992 fertiggestellte neue Kirche. Die bis 1971 selbstständige Gemeinde Theinfeld wurde im Zuge der Gebietsreform 1972 nach Maßbach eingemeindet und sechs Jahre später (1978) wieder ausgegliedert und der Gemeinde Thundorf zugeordnet.

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