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Der Weg war das eigentliche Ziel

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Der Weg war das eigentliche Ziel

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    Unter Anleitung von Petra Möslein (stehend links) und Diana Will (sitzend rechts) wurde von Heimbewohnern ein
Papierofen gebaut. Hier wird gerade die achte Schicht aufgetragen.
    Unter Anleitung von Petra Möslein (stehend links) und Diana Will (sitzend rechts) wurde von Heimbewohnern ein Papierofen gebaut. Hier wird gerade die achte Schicht aufgetragen. Foto: FOTO ANTON THEN

    "Das Interesse war sehr groß und der Kurs schnell belegt", freuten sich die beiden Ergotherapeutinnen Diana Will und Petra Möslein über das zugkräftige Angebot im Rahmen der begleitenden Maßnahmen für Menschen mit Behinderungen, die in der Werkstatt arbeiten. Übergreifend in den Freizeitbereich gibt es einmal im Jahr ein buntes Angebot wie Kurse im Töpfern, Kochen, Schwimmen, am Computer, für Lesen und Schreiben oder nun einen Papierofenbrand herzustellen.

    Mit großer Begeisterung bauten die sechs Heimbewohner aus verschiedenen Wohngruppen bei schweißtreibender Hitze in stundenlanger Arbeit den Papierofen unter Anleitung der beiden Betreuerinnen. Eine anstrengende Tätigkeit, die viel Ausdauer und Konzentration erforderte. Letztendlich aber mit Bravour gemeistert wurde. Nach getaner Arbeit wurde in der Werkstatt gemeinsam übernachtet, dabei Nachtwache gehalten und am nächsten Tag gemeinsam gefrühstückt. "Das war eine tolle Sache für die Teilnehmer, die von den Tagen mit den unterschiedlichen Erlebnissen total begeistert waren", zeigte sich Diana Will, die auch noch gelernte Keramikerin ist, sehr zufrieden über die gelungene Fördermaßnahme.

    Förderung der Toleranz

    Die einzelnen Erlebnisse förderten, so Diana Will, das Sozialverhalten, den Sinn für Gemeinschaft, Rücksichtnahme und die Toleranz untereinander. Außerdem werden die Elemente Feuer und Erde hautnah erlebt. Ganz besonders wichtig für die Heimbewohner ist die Stärkung des Selbstwertgefühls und des Selbstvertrauens. "Bei dieser Brenntechnik geht es", so Will, "weniger um ein fertiges Endprodukt, sondern vielmehr um das Tun in der Gemeinschaft, das Zusammengehörigkeitsgefühl. Außerdem müssten Konflikte und Egoismen zurücktreten.

    Wie ein kleiner Vulkan

    Und was ist nun ein Papierofenbrand? Ein Papierofen ist eine Mischung aus einer alten Technik Keramik zu brennen, vermischt mit der "modernen" Vorgehensweise Papier und Tonschlicker für die Außenhaut des Ofens zu benutzen. Der Ofen sah am Ende aus wie ein kleiner Vulkan. Aus Hasendraht und Holzstangen wurde das Grundgerüst geformt. Am Fuß des Ofens wurden Zuglöcher ausgespart und als Schlot diente eine leere Konservendose. Gefüllt wurde der Ofen mit Holzkohle, Sägespänen, Tannenzapfen, Papier, Holz und den zu brennenden Keramikteilen, die zuvor getöpfert und etwa drei Wochen getrocknet wurden.

    Der verlorene Ofen

    Auf das Grundgerüst wurde die Außenhaut aufgebaut. Sie besteht aus alten Zeitschriften und Tonschlicker. Immer abwechselnd wurde eine Schicht Schlicker und eine Schicht Zeitschriften aufgetragen, insgesamt 30 an der Zahl. Beim Brennen des Ofens gingen die Schichten wie ein Blätterteig auf und isolierten die Hitze im Ofen. Durch den Tonschlicker verbrannten die Zeitschriften nicht. Das Ganze ergab eine stabile Außenhaut des Papierofens.

    Abschließend wurde der Ofen noch mit Engobe, farbigen Tonschlämmen, mit Symbolen bemalt. Während der Nacht verbrannten alle brennbaren Materialien im Innern des Ofens und nur die Keramikteile blieben übrig. Anschließend musste der Ofen noch einen Tag auskühlen ehe er geöffnet wurde. Um jedoch an die Keramik zu gelangen, musste der Ofen sehr zum Leidwesen der Erbauer wieder zerstört werden und war deshalb ein "verlorener Ofen." Dennoch waren alle sehr stolz auf ihr Werk und freuten sich schon auf den nächsten Kurs.

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