Ein erster Termin für den Besuch des Rasenfachmanns war wegen des Schnees abgesagt worden. Noch vor einer Woche war der Boden des Fußballplatzes knüppelhart gefroren. Dazu jetzt der Regen übers Wochenende. Trotzdem bleiben die Schuhe beim Gang über den Fußballplatz so sauber und trocken, als wäre der Rasen zwei Wochen lang von der Frühlingssonne beschienen worden.
"Den können die Kroaten zu jeder Zeit bespielen, egal wie sehr es regnet", urteilt Ernst vom so genannten "Rasen-Kompetenzteam" des WM-Organisationskomitees des DFB. Der Grund dafür liegt unter den Halmen verborgen, die nach dem langen Winter noch ziemlich flach liegen und zum Teil eher braun als grün sind. Mit drei Hammerschlägen treibt Ernst sein Bohrgerät in das Gras. Zwei Drehungen, dann hat der Rasen ein tiefes Loch mit 20 Zentimeter Durchmesser. Vorsichtig legt Ernst den Bohrkern aus Rasen und Erde auf eine Schaumstoffunterlage.
Besser als Bundesliga-Rasen
"Da ist überhaupt nichts verdichtet", urteilt der Fachmann über den Untergrund. "Ich wäre froh, wenn das in manchem Bundesliga-Stadion genau so wäre." Von oben bis unten hat die Erde die gleiche Konsistenz. Als Ernst Handschuhe anzieht und mit beiden Händen zugreift, bröselt der Boden gleichmäßig unter seinen Fingern. "Das sind 80 Prozent Sand", berichtet Hausmeister Helmut Berger über den vor 24 Jahren beim Bau des Schul- und Sportzentrums angelegten Platz. "Da ist klar, dass da kaum Wasser stehen bleibt", so Rasenfachmann Ernst.
Mit dem Zollstock prüft er die Stärke der Schicht aus verfilztem Gras - 1,5 Zentimeter - und die Länge der Wurzeln. Die sind im Durchschnitt zehn bis zwölf Zentimeter lang. Einzelne reichen bis zu 20 Zentimeter nach unten und sind "schön weiß". Auch damit ist Ernst zufrieden.
Vertikutieren, um den Filz zu beseitigen, ein sehr kurzer Schnitt, dazu Nachsäen mit Weidelgras und Wiesenrispe, rät der Fachmann. Klee und Wegerich werden sie trotzdem nicht ganz rausbekommen, so Ernst, aber das stellt für ihn kein Problem dar. Die Arbeiten sollte man von einer Fachfirma ausführen lassen. Die Kosten dafür wird die Stadt tragen.
Helmut Berger nickt zu den Vorschlägen des Fachmanns. Genau das hat er bereits eingeplant. Der einzige Punkt, der am Rasen im Sportzentrum nicht perfekt ist, ist, dass er uneben ist. Das fühle man schon beim Laufen, erläutert Ernst.
Der Grund dafür lebt im Untergrund: Millionen von Regenwürmern, die an der einen Stelle abgestorbene Grashalme nach unten ziehen und verspeisen, und dafür an anderer Stelle kleine Humushäufchen hinterlassen. Für den Garten hervorragend, für Sport dagegen nicht ideal, konstatiert Ernst, auch wenn die Regenwürmer die Pflege des Platzes erleichtern.
Dazu kommt, dass der Rasen im Sportzentrum durch die 1500 Jugendlichen der drei benachbarten Schulen nicht so stark belastet wird wie Fußballplätze anderswo. Und neben dem Unterricht gibt es nur sehr wenige andere Veranstaltungen dort. "Was halten sie vom Walzen", erkundigt sich Helmut Berger. Sofort wehrt Rasenfachmann Ernst ab. "Wenn überhaupt, dann allenfalls leicht andrücken."
Aerifizieren und sanden
Aerifizieren und sanden, rät Ernst. Das heißt, mit einem Spezialgerät Löcher in den Boden stechen, damit Luft hinein kommt und er sich gut mit dem Sand verbindet, der die Unebenheiten ausgleicht, erläutert Berger später, als Ernst noch einmal allein einen Rundgang über den ganzen Platz macht.
Dem Torwart wäre es vielleicht lieber, wenn das Gras höher ist und er weich fällt, sagte Ernst über den perfekten Fußballrasen. Die Feldspieler brauchen aber einen eher harten Untergrund. Schließlich sollen ihre Stollen auch bei schnellen Drehbewegungen noch einen sicheren Stand bieten.