„Wer an den Dingen in seiner Stadt keinen Anteil nimmt, ist nicht nur ein stiller Bürger, sondern ein schlechter.“ Dieses Zitat des athenischen Staatsmanns Perikles (430 vor Christus) wurde in der vergangenen Stadtratssitzung an die Wand projiziert, denn: Die Kurstadt soll schöner werden. Nachdem der Sinnauplatz durch die Umgestaltung an Attraktivität gewonnen hat, legt der Stadtrat im Rahmen des Stadtumbau West seinen Fokus nun auf das Gebiet Obermang.
Schon 2010 hatten die Räte der Konzeptfindung für das Quartier Obermang zugestimmt. Im Oktober 2010 bewilligte die Regierung von Unterfranken eine Zuwendung in Höhe von 12 000 Euro.
In der vergangenen Stadtratssitzung stellte Florian Göger vom Architekturbüro Göger in Schonungen nun erste Entwürfe vor. Er kümmert sich in Zusammenarbeit mit dem Schweinfurter Büro Schröder um die Rahmenplanung. In den Planungsvarianten sind auch Teilflächen, der in diesem Bereich liegenden privaten Grundstücksflächen einbezogen, erklärte der Architekt den Räten. Gespräche mit den Eigentümern seien am Laufen, merkte Bürgermeisterin Brigitte Meyerdierks an. Sie wolle aber im öffentlichen Teil der Sitzung nicht näher darauf eingehen.
Göger berichtete, dass er die Problemfelder analysiert habe, die sich städtebaulich im Bereich Obermang ergeben. Vor allem die geschotterten Parkplätze, die eine Kennzeichnung der Parkflächen nicht möglich machen, seien unvorteilhaft. „Dadurch entsteht eine chaotische Parksituation, auch optisch.“ Weiterhin bemängelte er die „Rampensituationen“ und „steilen Einfahrflächen“ auf den Parkplätzen. Das gesamte Gelände habe keine Aufenthaltsqualität, obwohl es im Prinzip das Tor zur Kurstadt sei, so der Experte. „Nicht nur die Parkplätze sind wichtig, auch der erste Einblick, den die Besucher erhalten, zählt.“
In seinen Entwürfen verbindet Göger die verschiedenen Parkterrassen zu einer Einheit, attraktiver wird das Areal durch viele angepflanzte Bäume. Während in einer ersten Variante der Leimbach so bestehen bleibt wie bisher, soll er in Variante zwei komplett offen gelegt werden. Auch eine Bushaltestelle für Reisebusse ist in den Planungen enthalten.
Nach einer groben Kostenschätzung betragen die Gesamtkosten für die erste Variante etwa 1,79 Millionen Euro, für die zweite 1,86 Millionen Euro. Davon würde allein die Öffnung des Leimbachs inklusive Umgestaltung mit 611 000 Euro zu Buche schlagen. Das Wasserwirtschaftsamt Schweinfurt habe signalisiert, sich an den Kosten zu beteiligen, informierte Meyerdierks.
In einer dritten Variante zeigte Göger, wie man im Gebiet Obermang das Maximum an Parkplätzen herausholen und der offen gelegte Bach als Aufenthaltsort optimal ausgenutzt werden könnte. Voraussetzung dafür wäre natürlich die Klärung aller Eigentumsrechte.
Mit Blick auf die Stadtkasse schlug Meyerdierks vor, sich zunächst auf die Bauabschnitte eins und zwei – die Parkterrassen nahe des Friedhofs – zu konzentrieren. „Unsere momentane Haushaltslage ist nicht bereit für solch ein Millionenprojekt.“ Stadtrat Manfred Kaiser (CSU) bemängelte, dass in dem vorgelegten Konzept zu viele Bäume angedacht seien, „wir wollen doch Parkplätze schaffen“. Die Bushaltestelle für Reisebusse befand er für gut. Angetan von der Offenlegung des Baches zeigte sich sein Parteikollege Karlheinz Schmitt: „Das würde bestimmt auch Spaziergänger anlocken.“ Hartmut Bös (CSU) plädierte dafür, dass die privaten Schrebergärten zwischen Kirchgasse und ehemaligem Landratsamt auf jeden Fall erhalten bleiben sollten, auch wenn manche verwildert sind. „Gerade darin besteht der Charme.“
Als eine der wenigen hielt Birgit Poeck-Kleinhenz (PWG) die ganze Planung für nicht sinnvoll. Privatgärten- und Grundstücke seien noch nicht vollends miteinbezogen. „Da gibt man Geld für eine Planung aus und weiß gar nicht, ob man das wirklich realisieren kann“, so ihre Kritik. Adelheid Zimmermann (FB/FDP) indes lobte die Planung: „Wir schlucken zwar an den Kosten, sollten das Projekt aber in realistischer Weise in die Finanzplanung mit aufnehmen.“ Architekt Göger wies die Räte darauf hin, das Vorhaben immer im Gesamtkontext zu sehen, auch wenn zunächst nur ein oder zwei Bauabschnitte angegangen werden. „Sonst verbaut man sich später Chancen.“
Im Beschlussvorschlag ging es darum, die Planungsvarianten befürwortend zur Kenntnis zu nehmen. Auf Antrag von Poeck-Kleinhenz stimmten die Räte zu, „befürwortend“ aus dem Text zu streichen. Mit zwei Gegenstimmen wurde der Antrag angenommen. Die Konzepte werden nun der Regierung von Unterfranken vorgelegt, informierte die Bürgermeisterin.