Am 28. Dezember 770 nämlich machten die edlen Freien Egi und Sigihilt dem Kloster Fulda eine großzügige Schenkung und ein Gelöbnis „in Gottes Namen“, um ihr Seelenheil zu retten: Dem Abt Sturmius und seiner Schar von Mönchen, die in Munirihestat (Münnerstadt) und Haholtesheim (Halsheim) Niederlassungen hatten, vermachten die Eheleute „alles, was dort als ihr Besitz bekannt“ war – unter anderem auch Weinberge („cum vineis“).
Die Original-Urkunde, die der Mönch Eberhard einst im 12. Jahrhundert mühselig verfasste, ist nicht erhalten. Aber Johannes Pistorius muss sie vor sich gehabt haben, weil er die voluminösen Kartulare des Klosters 1607 in einem Buch abdruckte, folgert Langkabel. Diese Drucke wiederum kann man heute nur noch im Codex Diplomaticus Fuldensis von Ernst Friedrich Johann Dronke aus dem Jahr 1850 nachschlagen. Die Schenkungsurkunde von Egi und Sigihilt hält der Marburger Archivoberrat aber auf jeden Fall für die „ursprüngliche Fassung“ aus dem Original-Kartular aus Fulda.
Jahreszahl bezeugt den Weinbau
Ein Beleg der Schenkung von 770 taucht auch im „Urkundenbuch des Klosters Fulda“ von Edmund E. Stengel (1958) auf, fand Langkabel heraus. Der renommierte Historiker druckte die Urkunde ab, mitsamt der Pertinenzformel. Dort ist aufgeführt, was zu der Schenkung dazugehört. Nach Ansicht des Marburger Experten sei „völlig klar“, dass die vermachten Werte der Eheleute auf beide Orte, auf Münnerstadt und Halsheim, zu beziehen sind.
Und Langkabel hat noch weitere Belege aufzubieten. Auch bei dem anerkannten Historiker Karl Bosl, der 1959 in einem Buch „Franken um das Jahr 800“ beschrieb, taucht die Ersterwähnung Münnerstadts auf. Sogar das moderne Lexikon bayerischer Ortsnamen des einstigen Lehrbeauftragten für bayerische Namenkunde an der Uni München, Wolf-Armin Freiherr von Reitzenstein, verzeichnet die Ersterwähnung im Jahr 770.
„Es gibt nicht den geringsten Zweifel, dass die Urkunde echt ist“, sagt Langkabel und spricht damit den Historikerstreit um die Wahrhaftigkeit jenes Mönchs Eberhard an. Kaiser- und Königsurkunden habe der ganz gern gefälscht, gesteht er zu. Er habe so manchen Ortsnamen verstümmelt und falsche Gau-Zuweisungen gemacht. Aber seiner Ansicht nach gibt es auch zahlreiche richtige und vollständige Überlieferungen. Im Fall Münnerstadts liege „kein Hinweis auf eine Fälschung“ vor. Die Jahreszahl bezeuge eindeutig auch den Anbau von Rebstöcken.
„Ich habe das Datum inoffiziell von Fachleuten prüfen lassen“, sagt Bürgermeister Helmut Blank. Sie hätten ihm „grünes Licht“ gegeben, die Sache voranzutreiben. Ein Aufsatz im Münnerstädter Archiv, in dem ebenfalls über die Ersterwähnung der Stadt im Jahr 770 berichtet wird, habe ihn nochmals bestätigt, die Angelegenheit in Angriff zu nehmen.
Blank will um den Titel kämpfen
Blank denkt daran, vielleicht ein Genehmigungsverfahren für den Anbau von Wein im Lauerstädtchen anzustreben. „Das muss man übers Landwirtschaftsministerium beantragen und verschiedene Fachverbände müssen zustimmen. Es kann ein bis zwei Jahre dauern.“
Die Sache interessiere ihn, gibt er zu. Um den Titel „älteste Weinstadt Frankens“ lohne es sich zu kämpfen. Er steht auch schon in Kontakt mit einem Würzburger Winzer, der für ihn bereits erste Versuchs-Rebstöcke pflanzte, die im Münnerstädter Klima gedeihen könnten. Natürlich würde er auch gern ein großes Stadtjubiläum feiern: 2020 wäre er möglicherweise in der zweiten Wahlperiode. Er lacht. „Wenn ich das schaffe, feiern wir ein großes Fest.“