Einmal der eigene Chef sein, das konnten die zehn Azubis der Sparkasse Bad Kissingen in dieser Woche. Die jungen Frauen und Männer, allesamt im zweiten Ausbildungsjahr, haben die Mürschter Sparkassen-Filiale vom 18. bis 22. Juni geleitet. Beratung, Einzahlungen oder Auszahlungen – alles lag in ihrer Hand. Nur für Notfälle durften die angehenden Bankkaufleute auf einen erfahrenen Mitarbeiter zurückgreifen.
Bereits die Planung des Projekts haben die Azubis übernommen. Aufgabenverteilung, Konzept und Werbung sind nur einige Bereiche, die sie dabei berücksichtigt haben. Ob ihre Planungen gut waren, zeigte sich in dieser Woche. Und scheinbar hatten sie alles richtig gemacht. Es sei noch nichts Schlimmes passiert, so Marco Schulz. Er war in dieser Woche Projektleiter. Wer welche Position übernommen hat, haben die Azubis selbst festgelegt. „Je nach den Stärken haben wir die Aufgaben verteilt“, erklärt Schulz.
Doch nicht nur wegen des Alters der Mitarbeiter geht es dieser Tage etwas anderes zu als sonst in der Bank. Die Azubis bieten den Kunden alkoholfreie Cocktails an - während sie auf die Beratung warten. Außerdem gibt es eine Spielkonsole. „Wir wollen so vor allem junge Leute ansprechen“, sagt Azubi Julian Wolkow.
Der Bankbesuch als Spaßveranstaltung? Den Kunden scheint es zu gefallen. „Ich habe gar nicht gemerkt, dass die Filiale von Azubis geleitet wird“, sagt eine Kundin. Wenn das kein Kompliment für die Azubis ist? Einer anderen Kundin ist es schon aufgefallen. Aber nur weil es sonst nie so viele junge Leute in der Sparkasse gebe, so Christine Zeiß lachend. „Bei meiner Überweisung hat alles geklappt“, sagt sie.
Die Azubis sind in jedem Fall stolz auf sich. „Wir können zeigen, was wir drauf haben“, sagt Marco Schulz. Seine Kollegin Katharina Brand ergänzt: „Außerdem können wir noch mal alle zusammenarbeiten, denn nach der Ausbildung wird das vielleicht nicht mehr gehen.“
Azubis eine Filiale zu übergeben, die Idee ist nicht neu. Immer wieder übergeben Unternehmen ihren Azubis das Kommando. Doch für die Sparkasse Bad Kissingen war es das erste Mal. Ob dem Pilotprojekt weitere folgen, steht noch nicht fest. Geht es nach dem zuständigen Marktbereichsleiter Michael Frank, sei dies durchaus möglich, vielleicht im Rhythmus von zwei Jahren.