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BAD BRÜCKENAU: Ein Ferkel für den Pfarrer, die Taufe für das Kind

BAD BRÜCKENAU

Ein Ferkel für den Pfarrer, die Taufe für das Kind

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    Kirchengeschichte vor 300 Jahren, szenisch dargestellt im Pfarrgarten mit dem Feilschen über den Preis einer Taufe.
    Kirchengeschichte vor 300 Jahren, szenisch dargestellt im Pfarrgarten mit dem Feilschen über den Preis einer Taufe. Foto: FOTO Lisa Scheiderer

    Die Szene war Teil einer Zeitreise durch die Kirchengeschichte Brückenaus, zu der katholische Pfarrei Kinder und Jugendliche eingeladen hatte. Die Zeitreise startete am Kirchplatz vor der Stadtpfarrkirche. Pfarrer Sven Johannsen erzählte vom Bau der barocken Kirche und der Erhöhung ihres Turmes im 19. Jahrhundert.

    An der alten Stadtmauer entlang ging es in den Pfarrgarten, in dem der erste Brückenauer Pfarrer Franz Kracker gerade mit der täglichen Arbeit in den Beeten und in der Pfarrscheune beschäftigt war. Seit 1694, so erzählte Pfarrer Kracker den Jugendlichen, gibt es seine Pfarrei erst. Früher gehörte Brückenau zur Pfarrei Oberleichtersbach. Lange Jahre gab es Streit zwischen Fulda und Würzburg wegen der Besetzung der Pfarrstelle. Mit Franz Kracker aus Hildesheim zog dann erstmals ein Pfarrer in der fuldischen Amtsstadt an der Sinn auf, neben Pfarrer Speckmann in Oberleichtersbach.

    Drachenretter

    Vom Pfarrgarten ging die Spurensuche vorbei am Georgsdenkmal auf dem Platz am Alten Rathaus, vorbei an der Georgi-Kurhalle und durch den Georgipark zum Backhaus, wo die Jugendlichen auf den Heiligen Georg (Norbert Klug) selbst trafen. Grundschulrektorin Renate Kleinhenz erzählte die Legende, wie er eine Prinzessin aus der Stadt Silena in Libyen vor dem Drachen rettet.

    Die Prinzessin (Theresa Eder) trat selbst auf und berichtete von ihrem Leid, weil sie als Opfer für den Drachen ausgewählt wurde. Rettung nahte in Gestalt des Ritters Georg, der erst den Drachen bezwang und ihn tötete, nachdem sich die Menschen in Silena taufen ließen.

    Renate Kleinhenz berichtete vom späteren Martyrium Georgs und von seiner Verehrung in Brückenau. Hier gilt Georg als Stadtpatron, seit an seinem Gedenktag im Jahre 1400 Raubritter von der Stadt abgewehrt werden konnten. Schließlich spannte die Rektorin den Bogen der Georgsverehrung bis in unsere Tage und wies auf Georgibläser, die Georgs-Pfadfinder und die verschiedenen Kureinrichtungen der Stadt hin.

    Zeitsprung in Zeitreise

    Einen großen Zeitsprung gab es im Anschluss. Am Eingang zur Altstadt trafen die Jugendlichen fesche Damen aus der Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert (Sabine Müller, Marina Übelacker, Lena Müller, Julia Müller und Patricia Dernbach), die über das Tagesgeschehen klatschten. Sie ereiferten sich über den Bau einer Kirche im Staatsbad und die Polemik des Stadtpfarres Franz Miltenberger gegen dieses Vorhaben der Regierung in München. Miltenberger, gespielt von Pfarrer Sven Johannsen, trat zur Gruppe dazu und musste sich anhören, wie die Mütter über den Schullehrer klagten. In seiner Funktion als Dechant, Schulinspektor und Mitglied des Landrates war er gefordert, Rede und Antwort zu stehen. Miterlebt haben die Kinder und Jugendlichen, wie die Idee einer höheren Schule in Brückenau, von Miltenberger erst bekämpft, von ihm übernommen wurde und zum heutigen Franz-Miltenberger-Gymnasium führte.

    Schließlich zeigte Johannsen den Jugendlichen die Pfarrgeschichte, die Alfons Söder verfasste, einer seiner Vorgänger. Sie ist bis heute Quelle der Brückenauer Kirchengeschichte. Von der Altstadt ging es zum Platz der ehemaligen Synagoge, an der schon ein Rabbiner (Dieter Kleinhenz) wartete, ausgestattet mit Gebetschal, Tefilin, Kippa und Torarolle. Reinhold Schramm, der sich mit jüdischen Spuren in Bad Brückenau beschäftigt, zählte auf, welche Einrichtungen die Glaubensgemeinschaft in der Stadt hatte: Synagoge, Mikwe, Bäckerei, Metzgerei, Schule, aber auch Sabbatgärtchen und Freizeiteinrichtungen. Er erzählte von der Pogromnacht 1938 und dem Brand der Synagoge. Schramm erinnerte an die Brückenauer Juden, die von ihren deutschen Mitbürger verschleppt und in Konzentrationslagern ermordet wurden.

    Gestärkt mit Mazzen und Traubensaft gingen die Jugendlichen zur letzten Station, der Madonna am Schafberg. Eine Brückenauerin (Sonja Spahn) erinnerte im Gespräch mit einem amerikanischen Offizier (Stefan Mack) an die Übergabe der Stadt am 5 April 1945, an Chaos und Plünderungen. Zugleich erfuhren die Jugendlichen, dass die Madonna hoch über der Kurstadt die Bitte und den Dank einer Mutter für die Heimkehr ihres Sohnes aus Kriegsgefangenschaft ausdrückt. Nach der anstrengenden Wanderung durch Stadt und Kirchengeschichte gab es im Pfarrheim Zemette mit Schlöppmilch.

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