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BAD BRÜCKENAU: Ein Nobelpreisträger in Bad Brückenau

BAD BRÜCKENAU

Ein Nobelpreisträger in Bad Brückenau

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    Artikel auf Hebräisch: Der israelische Professor Dan Laor hat über die Kuraufenthalte des Literaturnobelpreisträgers Josef Samuel Agnon in Brückenau geforscht. Seinen Artikel dazu, der auf hebräisch erschien, wurde übersetzt und im Kulturbüro von Roland Heinlein vorgestellt.
    Artikel auf Hebräisch: Der israelische Professor Dan Laor hat über die Kuraufenthalte des Literaturnobelpreisträgers Josef Samuel Agnon in Brückenau geforscht. Seinen Artikel dazu, der auf hebräisch erschien, wurde übersetzt und im Kulturbüro von Roland Heinlein vorgestellt. Foto: Foto:J.Amrhein

    Fast wäre Bad Brückenau die Wahlheimat eines Literaturnobelpreisträgers geworden. Der israelische Schriftsteller Josef Samuel Agnon hatte sich bei seinen Kuren in die Stadt verliebt. Das kam bei neuen Recherchen des israelischen Professor Dan Loar ans Licht.

    Der plante eine neue Biografie über Agnon und stieß dabei im Nachlass des Autors auf eine Postkarte aus Bad Brückenau. Diese veranlasste ihn dazu, Stadtarchivar Roland Heinlein zu kontaktieren und auch selbst die Stadt zwecks Nachforschungen zu besuchen.

    Seine Ergebnisse veröffentlichte der aus Tel Aviv stammende Experte für hebräische Literatur in der Tageszeitung Ha-'Aretz. Diese Zeitung wird von Gerschom Gustav Schocken verlegt, dem Sohn von Salman Schocken, der Agnons Werke finanzierte und verlegte. Dieser Zeitungsartikel wurde nun übersetzt und im Kulturbüro von Roland Heinlein vorgestellt.

    Ursprünglich trat Josef Samuel Agnon seinen Weg in die Stadt aus gesundheitlichen Gründen an. Das geht aus einem Briefwechsel mit Salman Schocken hervor. „Agnon litt wohl unter einem Nierenleiden, woraufhin Schocken ihm ein Prospekt des Kurbades Brückenau zuschickte“, fasst Roland Heinlein zusammen.

    1917 war das. Und die Kur war von Erfolg gekrönt, bestätigt Heinlein: „Er hat sich nicht nur gesundheitlich erholt, sondern auch eine Schreibblockade überwunden, die ihn quälte.“ In dieser Zeit hat Agnon auch erste Kontakte zur jüdischen Gemeinde vor Ort hergestellt, die ihn, wie er später schrieb, an die Gemeinden in seiner Heimat Galizien, das heute zur Ukraine gehört, erinnerte. Dort wurde er 1888 in eine Kaufmanns- und Schriftgelehrtenfamilie geboren.

    Seine zweite Kur in Bad Brückenau trat er im Jahr 1918 an und blieb für ganze vier Monate, von Mai bis September. Er hatte großen Gefallen an der Stadt gefunden, wie man in seinen Briefen lesen kann, sagt Heinlein: „Besonders gut gefiel ihm das Essen. Er schrieb auch an Schocken, dass es hier sehr idyllisch sei und jeder jüdische Tourist eine Reise nach Brückenau einplanen sollte.“

    Auch zu seiner sechswöchigen Hochzeitsreise im Jahre 1920 kam er wieder nach Brückenau. Diesmal planten er und seine Frau Esther Marx sogar, sich komplett hier niederzulassen. „Das scheiterte allerdings daran, dass er keine passende Wohnung finden konnte,“ erklärt Heinlein. Ob es an zu hohen Mieten oder am Mangel an passenden Wohnangeboten lag, ist allerdings nicht bekannt.

    Und so zog Josef Samuel Agnon über Wiesbaden nach Bad Homburg. Allerdings bliebt er auch dort nur vier Jahre, denn sein Haus wurde zusammen mit seiner Sammlung von über 4000 hebräischen Schriften bei einem Brand zerstört. Dieser Verlust seiner Privatbibliothek machte ihm noch bis ins hohe Alter zu schaffen.

    Dieser Brand war auch mit eine Ursache dafür, dass er nach langer Zeit in Deutschland nach Israel umzog. Agnon starb 1970 in Rechowot bei Tel Aviv und wurde auf dem Ölberg in Jerusalem beigesetzt.

    Er brachte in seinem Leben über 15 Bücher heraus und veröffentlichte zahlreiche Gedichte und Erzählungen. Dafür wurde er mit Literaturpreisen geehrt. Zweimal erhielt er den Bialik-Preis sowie den Israel-Preis. 1966 schließlich bekam er als erster hebräischer Schriftsteller den Literaturnobelpreis, zusammen mit Nelly Sachs. Sein Bild ziert heute den 50-Schekel-Schein der israelischen Währung.

    Auch wenn Josef Samuel Agnon Zeit seines Lebens in vielen verschiedenen Städten lebte so schien ihm Bad Brückenau doch besonders ans Herz gewachsen zu sein. Er verewigte die Stadt in seiner Geschichte „Zwischen zwei Städten“. Diese ist Teil des Bandes „Im Herzen der Meere“, der in der Stadtbibliothek entliehen werden kann.

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