Manchmal braucht Justitia lange. Nachdem bereits im Jahr 2013 der ehemalige Vorsitzende des Diakonievereins Bad Brückenau und Eckarts verurteilt worden ist, kommt es nun auch zum Prozess gegen zwei damalige Mitarbeiter. Angesetzt sind fünf Verhandlungstage, der erste steht am 29. Juni an. Kurz vor seinem Eintritt in den Ruhestand hat Matthias Göbhardt, Leiter des Amtsgerichts Bad Kissingen, entschieden, dass die Anklage zugelassen wird.
Anklage verzögerte sich
Schon zu Beginn des Insolvenzverfahrens gerieten die beiden ehemaligen Mitarbeiter unter den Verdacht, systematisch nicht erbrachte Leistungen abgerechnet zu haben. Die Staatsanwaltschaft Schweinfurt wirft ihnen vor, in den Jahren 2011 und 2012 insgesamt rund 115 000 Euro unrechtmäßig kassiert zu haben. Die Zulassung der Anklage verzögerte sich jedoch – einmal wegen eines Anwaltswechsels, zum anderen, weil Unmengen an Unterlagen aufwendig ausgewertet werden mussten, berichtet Matthias Göbhardt.
Ein Rückblick: Bereits im Sommer 2013 war der ehemalige Vorsitzende des Diakonievereins zu zwei Jahren Haft, ausgesetzt auf fünf Jahre zur Bewährung, sowie 4800 Euro Geldstrafe verurteilt worden. Dazu kam eine Auflage von 400 Euro monatlicher Abzahlung, sobald das Privatinsolvenz-Verfahren gegen den Angeklagten ausgelaufen ist. Der Mann hatte von April 2008 bis Juli 2011 insgesamt 73 000 Euro veruntreut.
Fristlos entlassen
Dass es darüber hinaus Unregelmäßigkeiten in der Buchführung gab, war damals schon klar. Noch bevor der Verein Insolvenz anmeldete, wurden die beiden Beschuldigten fristlos entlassen. Heute sind sie beruflich im Landkreis aktiv. „Jeder wartet darauf, dass sich da was tut“, sagt Eberhard Schelle. Er ist der Mann, der den Betrug aufdeckte. Im April 2012 übernahm er den Vorsitz des Diakonievereins. Schelle, ehemaliger Kämmerer der Gemeinde Motten, merkte schnell, dass es nicht mit rechten Dingen zuging.
Ruf nach Gerechtigkeit
Rückblickend ist der evangelische Pfarrer Gerd Kirchner dankbar, dass die neue Leitung des Diakonievereins so große Verantwortung übernommen hat. „Die haben ganz viel Last getragen und mussten ungeheuer verantwortliche Entscheidungen treffen“, sagt der Pfarrer. Dass die mehr als 70-jährige Geschichte der Diakonie in der Kurstadt unumkehrbar zu Ende ist, schmerzt ihn. Nichts als „ein Brandfleck“ sei geblieben von einer Arbeit, die einst ganz lebendig und auf die die Gemeinde stolz gewesen sei. Für Kirchner ist klar: Nachdem die Vorgänge um den ehemaligen Vorsitzenden bereits juristisch aufgearbeitet worden seien, sei es „für die Befriedung des Ganzen wichtig, dass auch die Vorwürfe gegen die anderen beiden Beteiligten gerichtlich geklärt werden“. Auch Schelle wünscht sich „Gerechtigkeit, Recht und Ordnung“.
Ausstehende Forderungen
Das Insolvenzverfahren des Diakonievereins ist noch immer nicht abgeschlossen. „Gegen den ehemaligen Vorsitzenden stehen noch Forderungen aus“, sagt Sven Palmy von der HWR Insolvenzverwaltung. Zusammen mit einer Kollegin ist er für den Fall zuständig. Wann das Verfahren zu Ende ist und damit der Schlusspunkt für den Diakonieverein gesetzt wird, ist für Palmy völlig offen.