Was haben das World Wide Web und schottische Highland-Cattles gemeinsam? Ganz einfach: Menschen, die sich sowohl mit modernen Medien wie auch mit alternativen Wegen der Rinderhaltung befassen. Wie zum Beispiel Jürgen Hurrlein und Andreas Hohmann aus Bad Brückenau. Seit 1989 züchten die beiden schottische Hochlandrinder und vermarkten ihre Tiere über das Internet.
Da stellt sich die Frage, wie der kultivierte Ur-Rhöner an die zotteligen Ur-Rinder aus Schottland kommt. Hurrlein und Hohmann begeisterten sich schon Mitte der 80er Jahre während eines Schottland-Urlaubs für die langhaarigen Rinder. "Da viele Kleinbauern ihre Betriebe schließen und so Flächen brach liegen, kam uns die Idee, auf diesen Wiesen eine kleine Rinderzucht zu betreiben", schildert Hurrlein. Schon aus kulturlandschaftlichen Gesichtspunkten, meint er.
Und da die Highland-Cattles keine weitere Pflege benötigen, starteten die beiden 1989 mit ihrer Rinderzucht. Von einem hessischen Züchter in Züntersbach kauften Hurrlein und Hohmann zwei Kühe und einen Bullen sozusagen als Startkapital. Schnell waren sechs Hektar Land in Hessen gepachtet und eingezäunt, dann konnte die kleine Herde auf ihrem neuen Areal einziehen.
Elf Jahre später ist aus der kleinen Herde eine große geworden. 33 Tiere tummeln sich auf verschiedenen Wiesen, etwa 40 Hektar Land haben die Hobby-Züchter mittlerweile gepachtet. Extensive Rinderhaltung heißt das Schlagwort. Bei Wind und Wetter sind die robusten Vierbeiner mit den imposanten Hörnern mit 150 Zentimetern Spannweite im Freien. Die Tiere fressen nur Gras und Heu, bekommen kein Kraftfutter. Dementsprechend erstklassig ist die Fleischqualität der Highland-Cattles. Da die Tiere immer Bewegung haben und langsam wachsen - erst mit zweieinhalb Jahren sind sie schlachtreif - hat das Fleisch kaum Fett, ist feinmasrig und auch für Cholesterin-Kranke gut geeignet.
Seit zwei Jahren sind die Züchter mit einer eigenen Seite im Internet vertreten. Auf Anhieb erhielten sie Verkaufs-Anfragen übers Netz. Im vergangenen Herbst hat Jürgen Hurrlein dem Verband der Deutschen Highland Cattle Züchter, dessen Mitglied er ist, vorgeschlagen, dass Züchter bundesweit ihre Tiere über die Homepage vorstellen können. Unter www.cattle-cooperation.de zeigen nun Züchter von nah und fern ihre Tiere via Bildschirm.
Zu sehen sind prächtige Zuchtbullen wie Hurrleins Deckbulle "Orkan vom Wotanstein". Die Herde der Brückenauer Züchter heißt "vom Stifterhag", jedes Rind hat dazu einen gälischen Vornamen. Die zottelige Dame am Waldrand beispielsweise neigt den Kopf zu dem klangvollen Namen "Gwynedd vom Stiftershag". Und auch die Kleinsten, die aussehen wie knuddelige Teddybären, werden am ersten Lebenstag mit einer Ohrmarke versehen und getauft.
Das Kalben ohne jegliche menschliche Hilfe nennt Hurrlein eine große Stärke der schottischen Hochlandrinder. In der Herde regelt die Natur alles von selbst: der Zuchtbulle deckt die Kühe, im April und Juni werden die Kälber geboren und im Winter schützt schon ein rund sechs Zentimeter dickes Fell den Nachwuchs vor der Kälte. Und von Jahr zu Jahr freuen sich die Züchter erneut auf den zotteligen Zuwachs, der das Herz der Hochlandrinder-Freunde höher schlagen lässt.