Mehr als 18 Jahre bewirtschaftete das Pächter-Ehepaar Günther und Ingrid Bischof das Würzburger Haus – nun gehen die beiden. Am Sonntag war das beliebte Wanderziel das letzte Mal geöffnet. Noch einmal waren viele Gäste da, um sich von dem Wirte-Ehepaar zu verabschieden. In dieser Woche steht Packen und Ausräumen auf dem Programm. Die Ära Bischof im Würzburger Haus ist damit vorbei.
Der Grund liegt in einer Änderung des Pachtvertrages, die der Würzburger Rhönklub-Zweigverein, der Eigentümer des Hauses, wollte, nicht aber die Bischofs. Mit Robert Voll aus Wollbach steht der Nachfolger als Pächter bereits fest.
Mit Wehmut blicken nicht nur Ingrid und Günther Bischof auf die lange Zeit hier oben in den Schwarzen Bergen zurück, sondern auch viele Freunde von nah und fern, die bei dem Pächter-Ehepaar gerne einkehrten und sich hier zuhause fühlten. „Am 1. April 1992 haben wir hier angefangen“, sagt Ingrid Bischof.
Höhen und Tiefen haben sie in all den Jahren erlebt. Bevor sie in die Rhön kamen, betrieben sie eine Gaststätte in Thüngersheim. Vom warmen Maintal in die rauen Hochlagen der Rhön, das war ein markanter Wechsel. Mit dem Würzburger Haus übernahmen sie eine Wanderhütte mit eigenem Charakter.
Mehrere Pächterwechsel
Nach mehrmaligem Pächterwechsel war das Haus, so erinnern sie sich, damals nur an den Wochenenden durch den Vorstand des Würzburger Zweigvereins geöffnet. Während der Woche war es geschlossen, was viele Wanderer bedauerten. Mit Einzug der Bischofs war das Haus wieder bis auf den Ruhetag am Mittwoch geöffnet. Für das Pächter-Ehepaar, das zwischenzeitlich zusammen mit einem der Söhne in Geroda ein Haus gebaut hat, wurde es das zweite Zuhause.
„Wenn's regnet, kommt nur der Briefträger“, ist eine ihrer Grunderfahrungen. Geregnet hat es oft wochenlang. Und wenn graue Nebel oder Wolken die Schwarzen Berge bedeckten, waren es oft nur gute Bekannte, die in dem kleinen Gastraum im Eingangsbereich saßen.
Unverdrossen haben die Bischofs solche Durststrecken überwunden. „Und wenn dann am Wochenende mal wieder schönes Wetter ist, kommen wir mit der Arbeit kaum hinterher, so groß ist dann der Ansturm“, sagen sie.
Mitgetragen haben sie auch die vielen Renovierungen, Um- und Einbauten in ihrer Zeit als Pächter – oft bei laufendem Betrieb, mit allen Schwierigkeiten, die damit verbunden waren. Zu schaffen machte vor allem der Kücheneinbau, erinnern sich beiden. Am zweiten Weihnachtsfeiertag sollte nach den obligatorischen Dezember-Ferien wieder geöffnet werden. Aber Küche und Herd wurden erst Heiligabend geliefert und eingebaut. „In diesem Jahr war das Weihnachtsfest für uns gelaufen“, erinnern sie sich. „Wir waren mit Putzen und Einräumen bis an unsere Grenzen ausgelastet.“ Und: „Uns war immer wichtig, dass wir den Hüttencharakter erhalten“, sagt Günther Bischof. „Wir sind keine Speisegaststätte, wir sind eine Berghütte.“ Trotzdem ließ sich das rührige Pächterehepaar immer wieder etwas einfallen.
So war Günther Bischof Initiator für eine Reihe von Pferdesegnungen, immerhin gibt es zwei Island-Pferde-Gestüte im Umfeld der Schwarzen Berge. Die Pferdesegnungen wurden zweimal in Langenleiten durchgeführt, je einmal in Sandberg, Geroda und Wildflecken.
Seit langem gibt es auch die Weinfeste, jeweils am ersten Sonntag im August, zu Ferienbeginn, die immer gut angenommen wurden, trotz Wetterkapriolen. Gestemmt wurden sie von dem Pächterehepaar mit Hilfe der Familie. Am Würzburger Haus wurden auch Waldweihnacht und eine Hubertusmesse gefeiert. Anheimelnd waren die Adventsausstellungen im besonderen Ambiente der Hütte, für die besonders Ingrid Bischof verantwortlich zeichnete.
Seit zehn Jahren zog es Familien und Vereine im Oktober und November zum Gänseessen aufs Würzburger Haus. Dafür wurde extra ein Holzbackofen angeschafft.
Viele Übernachtungsgäste
Außerdem wurde das Haus auch zur Übernachtung genutzt, „nicht nur für Rhönklub-Mitglieder“. Man habe Gäste gehabt von Fulda bis Thüringen und natürlich aus den unterfränkischen Landkreisen, aber auch aus dem Mannheimer Raum. Viele kamen immer wieder. Das Hüttenklima gefiel ihnen. Ingrid Bischof dekorierte liebevoll Eingangsbereich und Haus. Das kam vor allem bei Frauen gut an.
„So weit wie möglich, haben wir Waren aus der Region eingesetzt“, sagen sie, ganz im Sinne des Biosphärenreservats. 2009 wurde der Betrieb dafür mit drei Silberdisteln ausgezeichnet. Wurst und Schinken für deftige Brotzeiten wurden selbst hergestellt, auch Wildschinken oder Wildschwein-Bratwurst. Dazu gab es kräftiges Holzofenbrot. Lange Zeit buk Ingrid Bischof, die für Thekendienst und Haus zuständig war, auch Kuchen und Plootz.
Am Wochenende soll ihre „Auszugsarbeit“ beendet sein. Beendet ist damit auch ein Stück Geschichte des Würzburger Hauses. Ab Januar werden die Bischofs eine andere Hütte des Rhönklubs übernehmen, das Schweinfurter Haus. „Es ist gut, dass wir bis dahin erst Mal zur Ruhe kommen können“, sagen beide.