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Eine erfolgreiche Privatisierung

Bad Brückenau

Eine erfolgreiche Privatisierung

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    Kühlvorrat: Eisernte an einem Teich für den Keller der Will-Bräu in Motten. Das Eis ermöglichte das Brauen und Lagern von Bier auch im Sommer.
    Kühlvorrat: Eisernte an einem Teich für den Keller der Will-Bräu in Motten. Das Eis ermöglichte das Brauen und Lagern von Bier auch im Sommer.

    Erst gab es die Bauerei, dann die Ortschaft. Bereits im 9. Jahrhundert ließen geistliche Herren aus dem Hochstift Fulda im Döllautal ein Wirtshaus mit Braustätte errichten. Allerdings nur für die eigenen Zwecke, als Station zu den Hammelburger Besitzungen, mit einem „Privatgetränk“ im Ausschank. Inzwischen gibt es seit 220 Jahren Will-Bier aus Motten – für alle.

    Die über 200-jährige Familientradition begann mit Johann Georg Will. Er kaufte im Jahre 1791 die „Fürstlich-Fuldische Amtsbrauerei nebst Wirtshaus“. Verkäufer war Adalbert von Harstall, der letzte Fürstbischof von Fulda.

    Gebraut wurde damals nach dem Motto „Gott gebe Glück und Segen drein“. Das kam nicht von ungefähr. Lange Zeit war das Brauen eine spannende Sache, da die Brauer nicht exakt um die Wirkung der Hefe und des Gärprozesses wussten. Ein positives Brauergebnis war ein glücklicher Fall, den man Gottes Hilfe zuschrieb.

    Zu dünnes Bier war früher verpönt. Die Stammwürze des Gebräus wurde der Legende nach so geprüft: Der Inhalt eines Kruges Bier wurde auf einer Holzbank verteilt, auf die sich drei Männer in Lederhosen setzten. Wenn nach mehreren Stunden beim Aufstehen die Bank an den Hosen klebte, entsprach die Stammwürze beziehungsweise die Stärke den Anforderungen.

    Brauen im Sommer war verboten

    Da das Bier im Sommer leicht verdarb, war es in Bayern bis 1866 verboten, zu dieser Jahreszeit zu brauen. Erst tiefe Keller und Eis machten im Sommer eine kühle Lagerung möglich. Das erforderliche Eis musste im Winter von eigens dafür angelegten Teichen gestochen werden. Bis 1900 wurde das Mottener Bier in einem Bodenkeller außerhalb Mottens, später in Kellern der Brauerei eingelagert. 1955 schließlich wurde ein moderner, 24 Meter hoher Lagerraum mit Kühlung gebaut.

    Wurde das Bier bis 1900 nur in der eigenen Brauerei ausgeschenkt, kamen danach auch fremde Gaststätten in diesen Genuss. Wegen Rohstoffmangels wurde der Braubetrieb nach Ende des Ersten Weltkriegs 1919 eingestellt. Schon während des Krieges war Inventar zerstört worden. Sieben Jahre stand die Brauerei still.

    1926 wurde der Betrieb unter Witwe Theresia Will und Sohn Karl wieder aufgenommen. Der Zweite Weltkrieg brachte den nächsten Rückschlag. Als Karl Will aus der Kriegsgefangenschaft heimkehrte, war die Brauerei unter Treuhandverwaltung gestellt. Den bis dahin arg heruntergewirtschafteten Betrieb erhielt der Eigentümer erst 1948 zurück.

    Als Bier 1952 von der staatlichen Preisbindung für Grundnahrungsmittel entbunden wurde, begann der Aufstieg der Firma. Es entstand eine moderne Brauerei. 1958 schloss ein automatischer Verschließer 10 000 Flaschen pro Stunde. 1962 wurde erneut modernisiert. Die neue Maschine schaffte in der Stunde 24 000 Flaschen. 2007 folgte eine Modernisierung, ausgerichtet auf das Sparen von Wasser, Lauge und Energie. Heute füllt das Unternehmen 30 000 Flaschen in der Stunde ab.

    Gärung im Tank

    Das Sudhaus, Herzstück einer Brauerei, wurde 1953, 1961 und 1963 erneuert und erweitert. Die 2005 angeschaffte, neue Sudkesseltechnik tut dem Bier und der Umwelt gut, da sie ein Schonkochverfahren ermöglicht. Die Wasserqualität des Brauwassers ist Grundlage des Mottener Bieres. Die brauereieigenen Tiefbrunnen mit weichem Wasser liegen im Biosphärenreservat Rhön. Wurden für die Gärung einst Holzbottiche und später offene Aluminiumbottiche eingesetzt, sind es nun Gärtanks, bei denen die entstehende Kohlensäure aufgefangen und wiederverwertet wird.

    Jedes Jahr ein Brauer und Mälzer

    1966, zum Zeitpunkt des 175-jährigen-Bestehens der Firma Will-Bräu, beherbergte Motten die drittgrößte Privatbrauerei in Bayern. Der Betrieb hatte 210 Mitarbeiter und 21 Lastzüge. Jedes Jahr bildet die Brauerei einen „Brauer und Mälzer“ aus. Vor ein paar Jahren war auch eine Brauerin darunter, die sich sogar zur Braumeisterin weiterbildete.

    Nach dem Tod von Helmut Will, dem Sohn von Karl, wurde die Brauerei 1987 von einer Familienbrauerei in Fulda übernommen, der damaligen Hochstift-Bräu. Die Zusammengehörigkeit beider Brauereien und die gemeinsamen Wurzeln im Hochstift Fulda waren 1994 Anlass zur Umfirmierung als „Hochstiftliches Brauhaus Bayern“ und „Hochstiftliches Brauhaus Fulda“.

    1997 wurde der Zusammenschluss um die Burgbrauerei in Lauterbach samt Auerhahn-Bräu in Schlitz erweitert. Es entstand eine kleine Brauereifamilie, die ihre Eigenständigkeit auf dem Markt bis heute verteidigt. Die Brauerei Motten wird von den Geschwistern Julia und Ulrich Klesper geführt. Neben dem Reinheitsgebot, das erstmals am 23. April 1516 verfügt worden war, legt das Familienunternehmen demnach großen Wert auf zu 100 Prozent gentechnisch unveränderte Rohstoffe.

    Und das auch bei den alkoholfreien Bieren. Deren steigende Verkaufszahlen sieht man in Motten nicht nur als vorübergehenden Trend. Im Gegenteil: In der Brauerei rechnet man auf diesem Gebiet mit weiterem Zuwachs. Immer mehr Konsumenten würden auf den isotonischen Durstlöscher zurückgreifen, der durch den schonenden Entzug des Alkohols dennoch einen vollen Bier-Geschmack garantiere.

    Anlässlich der inzwischen 220-jährigen Geschichte des Unternehmens veranstaltet das Hochstiftliche Brauhaus derzeit ein Gewinnspiel. Dazu müssen Rückenetiketten von den Flaschen der in Motten gebrauten Biere abgelöst und in ein Sammelheft geklebt werden. Wer alle zwölf Motive beisammen hat, erhält einen in der Auflage limitierten Tonkrug mit Reliefprägung. Unter den Teilnehmern wird außerdem ein Glastür–Kühlschrank verlost. Die Aktion läuft bis 15. Dezember. Die Sammelhefte gibt es im Getränkehandel.

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