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BAD BRÜCKENAU: Eine Familien-Erfolgsgeschichte wie maßgeschneidert

BAD BRÜCKENAU

Eine Familien-Erfolgsgeschichte wie maßgeschneidert

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    „75 bis 80 Prozent der Kunden kennen wir persönlich“, sagt Rainer Ferkinghoff. Das dürfte ein Teil des Erfolgsrezeptes sein. Anregungen, die die Vertriebsmitarbeiter aus den Fachgeschäften zur Firmenleitung mitbringen, werden ernst genommen. An die 130 000 Teile – Anzüge und Sakkos – produziert Ferkinghoff im Jahr. Und das Ganze in über 100 Größen, was ein weiterer Grund für den langen Erfolg und die Beliebtheit der Marke Ferkinghoff ist.

    Maßkonfektion nicht Masse

    „Wir können kurzfristig auf Aufträge reagieren“, erklärt Friedericke Ferkinghoff, die den Betrieb mit ihrem Vater leitet. Im Eilservice kann sogar jedes Teil innerhalb von zehn Arbeitstagen gefertigt werden. Einzige Voraussetzung: der Stoff muss auf Lager sein. Das ist Service, den ein Massenproduzent in Asien nicht bieten kann, und diesen Service geben Fachgeschäft gern an ihre Kunden weiter. Normale Nachbestellungen sind in vier bis sechs Wochen lieferfertig. Auch können Herrenausstatter Maßanzüge der Marke Ferkinghoff anbieten. Das kommt beim Kunden gut an, denn nicht jedem passt der Anzug von der Stange.

    Ferkinghoff steht für klassisch elegant. Starke Akzente, extreme modische Ausprägungen sind in diesem Genre nicht gewünscht. Dennoch hat jede Kollektion ihre modischen Tendenzen. Im Moment heißt das: Vom Drei-Knopf-Sakko zum Zwei-Knopf, Hosen ohne Bundfalte und Jacken etwas mehr tailliert. Die Herren vom Außendienst sind es, die modische Trends mit nach Brückenau bringen, wo das Unternehmen seit fast 55 Jahren zu Hause ist. Geschäftsführerin Friederike Ferkinghoff besucht die wichtigen Modemessen. Die Modellmacher im Haus verwerten die Informationen, der Produktmanager kümmert sich um die Stoffe, die größtenteils aus Italien kommen. Manche auch aus England und Schottland, nur wenige aus Deutschland und Frankreich.

    „Wir haben unser Geld immer wieder in den Betrieb reingesteckt“

    Rainer Ferkinghoff Inhaber

    Bis 2000 hat Ferkinghoff komplett in Deutschland, das heißt in Bad Brückenau, produziert. Um weiter wettbewerbsfähig zu bleiben, wird seit 2000 etwa die Hälfte der Ware von einer Partnerfirma in der EU hergestellt. „Die Qualität ist genau die gleiche“, sagt Friederike Ferkinghoff.

    „Es hat sich in der ganzen Vertriebsstruktur vieles geändert“, erklärt Rainer Ferkinghoff. Früher belieferte seine Firma auch Kaufhäuser. Als durch deren Krise dieses Geschäft ausblieb, konnte zum Glück der Export den Umsatz wettmachen. Und weil sich im Vertrieb so vieles verändert hat, haben er und seine Tochter vor zwei Jahren doch dem Fabrikverkauf zugestimmt. Zunächst wollten sie das nicht, um nicht den Fachgeschäften, ihren ureigensten Kunden, Konkurrenz zu machen.

    Seit Dezember 2005 öffnet Ferkinghoff freitags und samstags die Fabriktore in der Kissinger Straße 34, um Überproduktionen und Stornierung von Aufträgen, oft durch zahlungsunwillige oder -fähige Kunden, abzuverkaufen. Die Entwicklung hat sie in der Entscheidung bestärkt: „Die Planzahlen werden immer übertroffen.“ Einheimische nutzen gern das Angebot, eine solche Auswahl in so vielen Größen ist kaum zu überbieten. Gäste, die nach Bad Brückenau zu Kur oder Reha kommen, nutzen die Gelegenheit, die ganze Produktpalette des Herstellers zu sehen, den viele aus ihrem Fachgeschäft zu Hause kennen. So ist auch zu verstehen, dass Ferkinghoff seit Neuestem auf der Rückseite des Programmhefts Kulturszene 2008 des Staatsbades wirbt.

    Rund 100 Beschäftigte hat Ferkinghoff, größtenteils sind es Frauen, die hier im Leistungslohn als Modenäherinnen bzw. Bekleidungsfertiger arbeiten. Ferkinghoff beschäftigt nur Fachkräfte, an die 400 junge Menschen hat das Unternehmen im Laufe der Jahrzehnte ausgebildet. Der Produktionsablauf ist in kleine Schritte eingeteilt, so werden an einem Arbeitsplatz beispielsweise nur Ärmel eingenäht und: „Es wird ständig gebügelt.“ Friederike Ferkinghoff schaut einer Mitarbeiterin über die Schulter. Näht die Geschäftsführerin – Betriebswirtin und Bekleidungstechnikerin – zu Hause manchmal? – Nein, dazu fehlt die Zeit, und noch etwas hält sie ab: „Wenn Sie sehen, wie perfekt das hier täglich gemacht wird.“

    Ferkinghoff – made in Germany wird natürlich in erster Linie in Deutschland gekauft. Aber schon seit 1965 ist Holland ein wichtiger Absatzmarkt und inzwischen gehen die Anzüge aus Bad Brückenau auch zu Kunden nach Australien und Russland. Für Rainer Ferkinghoff ist es selbstverständlich, immer die Eigenmarke zu tragen. Er hat einen Riesen-Kleiderschrank, erzählt er. Und sein Enkel findet, allein damit könne er ein Geschäft aufmachen.

    Daten & Fakten

    Rainer Ferkinghoffs Vater Johann Georg hat die Firma 1932 in Würzburg gegründet. Nach der Ausbombung der Stadt 1945 lief die Produktion in Rothenfels am Main weiter, wo es seit 1938 eine Zweitniederlassung gab. Durch die Bekanntschaft mit dem damaligen Bürgermeister Dr. Egid Trost kam Familie Ferkinghoff 1953 nach Brückenau und mit ihr 80 Mitarbeiter. Zu Spitzenzeiten hatte die Bekleidungsfirma 230 Angestellte.

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