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MÜNNERSTADT: „Es müssen noch viel mehr Menschen auf die Straße“

MÜNNERSTADT

„Es müssen noch viel mehr Menschen auf die Straße“

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    Kanal voll: Demo in Frankfurt.
    Kanal voll: Demo in Frankfurt.

    Seit vier Wochen demonstrieren samstags Tausende unter dem Schlagwort Occupy Frankfurt in der Main-Metropole gegen das Finanzsystem und die Macht der Banken. Von Anfang an dabei sind Timo Henneberger und Johannes Grimm aus Münnerstadt, die auch an diesem Wochenende nicht fehlen werden.

    Es ist die Sorge um die eigene Zukunft und die der Gesellschaft, die den 30-jährigen Ingenieur und den gleichaltrigen Diplom-Biologen auf die Straße treiben. Wohin der Weg genau gehen soll, davon haben Henneberger und Grimm auch keine rechte Vorstellung. Nur, dass es so nicht weitergehen kann mit Finanzkrisen und Perspektivlosigkeit in Europa. Wobei sie gar nicht so vermessen sind, an einen Systemwechsel zu glauben. „Mir würde die Finanztransaktionssteuer erst einmal reichen“, sagt Grimm, der zur Zeit bei seinem Onkel in dessen Firma für Umweltschutztechnik in Veitshöchheim arbeitet.

    Schwerpunkt auf die Demos

    Klar ist ihnen auch, dass viel mehr Menschen auf die Straße gehen müssen, um den notwendigen Druck für Veränderungen zu erzeugen. Und deswegen sehen sie die Campierer-Szene vor der Europäischen Zentralbank auch etwas kritisch. „Da ist zu viel Blabla, die verzetteln sich in Arbeitskreisen“, glaubt Grimm. Der Schwerpunkt müsse mehr auf der Mobilisierung zu den Demonstrationen liegen. „Viele Leute wissen, dass etwas falsch läuft, es fehlt nur der Arschtritt.“

    Und was kann der Einzelne in Münnerstadt tun? Aktionen, wie sie Markus Zink kürzlich auf dem Marktplatz initiiert hat (wir berichteten), finden sie gut. Und dann: „Sich informieren, wie das Finanzsystem funktioniert“, rät Henneberger. Er hat damit 2008 begonnen, nach der ersten Finanzkrise, und hat jetzt große Befürchtungen, dass in absehbarer Zeit alles gegen die Wand fährt. Damit einher geht bei ihm die Angst, die Demokratie könne Schaden nehmen. „Die Demokratie ist schon in Gefahr“, sagt Grimm und verweist auf Griechenland, wo die Idee, das Volk über das Rettungspaket abstimmen zu lassen, regelrecht niedergeplärrt worden sei. Dort solle jetzt eine Übergangsregierung aus Experten installiert werden, die niemand gewählt habe.

    Wobei – „Eigentlich ist es egal, welche Partei dran ist, der rote Faden zieht sich durch“, sagt Henneberger, der seine Brötchen bei der Firma Reich in Mellrichstadt verdient, über die deutschen Verhältnisse. Vielleicht gelinge es der parteilosen Occupy-Bewegung, bei größeren Parteien ein Umdenken einzuleiten. Veränderungen müssten auf parlamentarischem Wege zustande kommen.

    Klar ist beiden, dass die Deutschen noch aus einer guten Position heraus demonstrieren, wenn man etwa an die Situation in Spanien denkt, wo fast die Hälfte aller jungen Leute arbeitslos ist. Deutschland würde es wohl zuletzt treffen. Trotzdem, die Angst der beiden 30-Jährigen, die noch den größten Teil ihres Berufslebens vor sich haben, ist spürbar bei diesem Gespräch mit der Main-Post. Es ist auch die Angst vor sozialer Kälte, wie sie sich in den USA breitmache, wie Grimm sagt. „Da erfrieren die Penner auf der Straße.“

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